2010 ist 2010.

Eine Persönlichkeit. Kein Jahr, das man als erledigt abhaken könnte, wenn es vorbei ist.

Wäre das Jahr 2010 ein Mensch und müsste es sich unsere Etikettierungen gefallen lassen, würde ihm das Pickerl “Extremist” nicht erspart bleiben, möglicherweise nicht einmal das “Terrorist”. Und das, was heuer passiert, erinnert ja wirklich ein bisschen an nine-eleven. Dieses Jahr packt uns von allen Seiten gleichzeitig. Es bringt nicht nur Häusermeere zum Einstürzen und schwemmt Millionen Existenzen vor das Nichts, es erschüttert die Grundfesten unserer fetten Eitelkeiten, den Glauben, dass wir die Erde oder zumindest irgendetwas im Griff haben, beutelt das Krönlein der Schöpfung, bis alle Steine grün sind.

Das Jahr 2010 hat eine Qualität (mitgebracht), die ich nicht benennen kann. Ich spüre sie nur. Seit dem ersten Tag dieses Jahres. Habe ich sie in den ersten Wochen, Monaten als schwer wie ein Sandsack empfunden, gewaltig, ungeheuer anstrengend, beklemmend auch, 100% fordernd, wie ein Bergmassiv, das bei der Tür hereinkommt, empfinde ich das Gewicht ihrer Masse jetzt allmählich als Kraft, das „gewaltig“ als groß, das „anstrengend“ nicht mehr als so übermäßig, das „beklemmend“ nur mehr manchmal, das „fordernd“ als Chance, das Bergmassiv als … Etwas muss offen bleiben wie die Tür.

2010 ist ein ErdbebenWirbelsturmSintflutJahr. Ein EinZusammenAufUmBruchJahr. Haiti. Pakistan. Waldbrände. Ölquellen. Überflutungen. Außen. Innen. Irgendetwas explodiert, geht über, tritt zu Tage, reißt dabei das Rundherum in Stücke, die Dächer über den Köpfen ein, den Boden unter den Füßen weg, schmeißt die Fensterscheiben beim Fenster hinaus auf die Straße und schwemmt die Straße weg. 2010 ist ein ausuferndes, Grenzen ohne Grenzen überschreitendes Jahr, heuer fallen viele Mauern, wird vieles obdachlos, auch vieles frei. Loslassen. Ich glaube, wir müssen aufhören zu leben, wie wir leben.

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