Wir sitzen im Wohlstand und warten

Bei uns in den reichen Industrieländern ist es blitzsauber, die Infrastruktur einwandfrei, die Hygienevorschriften, insbesondere in der Lebensmittelverarbeitung, in der Gastronomie und im Gesundheitsbereich enorm. Sogar der Hundedreck muss von der grünen Wiese entfernt und in einem rosaroten oder schwarzen (natürlich kompostierbaren) Plastiksackerl bei sonstiger Strafe in einer dafür vorgesehenen Mülltonne entsorgt werden.
Den Müll und [...]

BIA Bodhisattwas In Action

Der Name ist 50 Stockwerke zu hoch gegriffen, aber die Einrichtung - ebenfalls für Behinderte - ist beeindruckend.
Gegründet 2014 von einem Buddhisten und betrieben ausschließlich mit Spendengeldern und den Erlösen aus dem Verkauf der durch die Behinderten hergestellten Waren und deren Dienstleistungen.
Hier werden Künstler, zumindest Kunsthandwerker ausgebildet!
An zwei Standorten gibt es verschiedenste tolle Handwerksprojekte: Thanka [...]

“Are you travelling alone, mam?”

Diese Frage höre ich oft. Und meine Antwort ist immer die gleiche: “Yes, I’m travelling alone.” Die Frage nach meinem Alter trauen sich die meisten dann nicht mehr zu stellen. Es ist offenbar ungewöhnlich, dass ältere Damen allein in der Weltgeschichte herumgondeln.
Ich bin sehr zufrieden damit. Es hat eine Zeit in meinem Leben gegeben, da [...]

Muss wirklich viel Anfang sein …

Sogar meine Webseite ist am Ende. Das Blog ist das Einzige, das noch funktioniert. Fotos kann man allerdings keine mehr hochladen.
Der Befund eines Computerfachmannes: “Das System ist leider hoffnungslos veraltet.” Patient liegt im Sterben.
Drei Tage hab ich jetzt gebraucht, um diese Tatsache zu realisieren. Ich bin ein Schreiberling. Ich hänge an Geschriebenem. Auch wenn es [...]

Mutter(tag)

Eine Mutter ist keine Hausfrau. Eine Mutter ist ein Haus, das bewohnt wird.
Eine Mutter ist nicht die Decke, die die Flamme erstickt. Eine Mutter ist die Hand, die sich schützend um den Docht legt, während eine andere ihn entzündet.
Eine Mutter ist die Hand, die das Licht einer Kerze in sich birgt. Und wenn das Licht [...]

Ostersonntag

OSTERN
hat mit Sterben zu tun, mit Grausamkeit und mit Schmerzen. Mit Verrat, Verleumdung, Hinrichtung und Tod. Mit blinder Winzigkeit und mit unermesslicher Größe.
Vor allem hat Ostern aber mit Liebe zu tun. Mit Liebe und mit Unsterblichkeit. Der Tod tritt beiseite. Als Illusion.
(Anmerkung: Sollte eigentlich optisch in Gedichtform hier stehen. Aber das vorgegebene Format nimmt das [...]

Die Woche um Ostern

Würden sich die zweiundfünfzig Wochen, die ein Jahr hat, vor mir in einer Reihe aufstellen und müsste ich eine herausnehmen, ihr ein Pickerl mit der Aufschrift ‚meine Lieblingswoche’ verpassen und sie wieder in die Reihe zurückstellen, würde ich ohne zu denken nach der Woche um Ostern greifen (wollen) und feststellen (müssen), dass das nicht möglich [...]

„Warum kochen wir nicht in KABUL für Straßenkinder und alleinstehende Frauen mit Kindern?“

Diese Frage stellt mir gestern allen Ernstes eine ganz liebe Bekannte, die in zwei Monaten in Pension gehen wird und die ich gefragt habe, ob sie sich vorstellen könnte, mit mir in Katmandu eine „Dalküche für Straßenkinder“ aufzumachen.
Weil ich vielleicht doch noch ein kleines bisschen älter als 67 werden möchte … ?
„Ach was! Uns [...]

Eine kleine „Dalküche“ in Kathmandu für Straßenkinder

auf die Beine stellen mit meinem Erbteil. Dieser Gedanke geistert seit zwei Tagen in meinem Gehirn herum und führt sich auf wie ein Eroberer. Noch ein(letztes)mal bewusst etwas ganz Neues beginnen in meinem Leben. Etwas, bei dem nur das Herz gefragt ist.
Habe ich überhaupt so viel Herz?
Könnte ich das noch schaffen mit meinen bald [...]

12 Stunden im Zug sitzen (6 hin und 6 zurück),

nur um eine halbe Stunde vor dem Notartermin (Verlassenschaftsabhandlung) von meinem heißgeliebten Brüderlein die trockene Information zu bekommen: „Ich muss noch nachdenken. Ich muss in den nächsten Tagen noch mit meinen Kindern reden.“ Als gäbe es kein Telefon, als wären nicht bereits vier Monate mit Nachdenken vergangen, als hätte es die Aussage „Bis zum Notartermin [...]

Würde dieses Blatt nicht zu Boden fallen,

wovon sollte sich die Erde ernähren?

Würden wir nicht sterben, wovon sollten unsere Kinder leben?

Wie ist es, wenn man überall sein kann?

Du bist jetzt am Friedhof, wo mein Bruder vor deinem Grab steht, und hier bei mir. Davon bin ich überzeugt. Oder du bist nirgendwo.
Muss eine gewöhnungsbedürftige Erfahrung sein. KEINE GRENZEN mehr. Man kann überall hin, überall hinein. Keine Tür ist mehr verschlossen. Kein Berg zu hoch. Kein Dickicht zu dicht. Kein Wald zu unheimlich. [...]

Seit fast 4 Monaten bist du jetzt tot.

Und ich kann mir immer weniger vorstellen, dass ich deine kleine Gestalt nie mehr sehen werde, deine tolle „Einsteinfrisur“ in der Früh beim Frühstück, dein liebes, altes Gesicht, dein warmes Lächeln. Dass sich deine schöne, faltige Hand nie mehr auf meine legen wird. Dass ich dein „O mei, Dianei!“ nie mehr hören werde.
Als [...]

Auf den Friedhöfen wird es jetzt hektisch.

WARUM?
Warum versammeln wir uns in diesen Tagen vor fauligen Überresten, vor stinkenden oder nicht mehr stinkenden Knochen oder vor kalter Asche, über die wir in den Tagen zuvor Stechlaub, Mistelzweige und frische Blumen gebreitet haben? Wieso kaufen wir Berge von weißem und rotem Plastikmüll, den wir zwischen den Blumen und Zweigen verteilen, um in [...]

Wenn der Herbst wahr ist …

ist Sterben leicht wie eine Feder
ganz und gar keine traurige Angelegenheit
eine Orgie eher
bei der jeder nur ein leichtes Gewand trägt
oder (fast) keines.

It’s going to be an interesting time

los-lassen
los-lassen
los-lassen
das Gerümpel
das Unnötige
das Überflüssige
das schon faulig Stinkende
den Zuckerguss
das Viel zu viel, das das wenige Wichtige überdeckt und unsichtbar macht
die massenhaften Ängste
die Billionen Wehleidigkeiten
den Ozean an Faulheiten
die Fettpolster an Geld, Immobilien, Wertanlagen
die hundert Anker, die uns am Aufbruch hindern, am Weitergehen, die uns festbinden und -halten in unserem überbrauchten WOHLSTAND, in unserem heißbegehrten Wachstum an Übergewicht [...]

Wir zwei haben VIEL erreicht, Oma!

Ich war sicher nie eine Tochter, wie du sie gern gehabt hättest und du warst keine Mutter, wie ich sie gern gehabt hätte. Alles andere als das. Du warst für mich, die ich dem Dienstmädchen (zum Glück dem liebevollsten auf der Welt) zur Betreuung und deinen Eltern zur Erziehung zugewiesen war, eine kalte, unerreichbare Fremde. [...]

Ich glaube, dass es mir mit weniger (Geld) viel besser geht als mit mehr.

Hätte ich keine Kinder, wäre die Entscheidung, ob ich um meinen Erbteil streiten soll oder nicht, möglicherweise ziemlich schnell getroffen. Aber ich denke an meinen Sohn und was ich ihm als meinem Kind schulde und was er alles nicht bekommt an finanzieller Unterstützung und/oder späterem Erbe, wenn ich meine Forderungen jetzt herunterschraube oder ganz darauf [...]

Aber wie kann ich weitergehen?

Das nächste Stück Weg ist mit so grauenhaften (W)Orten wie Erbschaft, Verlassenschaftsverfahren, Einantwortung (dieses Wort muss man sich auf der Zunge zergehen lassen) verbarrikadiert. Und dieses Stück müssen wir zwei Geschwister gemeinsam gehen.
Aber wie gehen zwei gemeinsam, wenn einer steht wie ein in die Erde gerammter Pflock?
„Nein. Ich brauche noch Zeit. Ich bin [...]

Drei Tage Papierkram. Suchen und etwas anderes finden.

Ob es vielen Erben so geht wie mir jetzt? Dass sie wohl glauben, zu wissen, was (nicht) da ist an Geld und sonstigem Vermögen, aber eben nur glauben zu wissen und deshalb dasitzen vor Papierbergen, niemand mehr fragen können und Ordner um Ordner, Papierstoß um Papierstoß, Schublade um Schublade durchwässern auf der Suche nach …? [...]