Drei Tage Papierkram. Suchen und etwas anderes finden.

Ob es vielen Erben so geht wie mir jetzt? Dass sie wohl glauben, zu wissen, was (nicht) da ist an Geld und sonstigem Vermögen, aber eben nur glauben zu wissen und deshalb dasitzen vor Papierbergen, niemand mehr fragen können und Ordner um Ordner, Papierstoß um Papierstoß, Schublade um Schublade durchwässern auf der Suche nach …? [...]

Keine Berührungsängste.

Ich trage deine Jacken, T-Shirts, Schuhe, Haus- und Trainingsanzüge, die eine oder andere Bluse. Diesmal habe ich kaum eigenes Gewand mitgebracht. Du warst eine sehr elegante Frau. Und ich mag sehr legere Kleidung. Ich fühle mich wohl in vielen deiner Sachen, angenommen und willkommen.
Am späteren Abend, wenn es kühl wird im Salzburger Gebirgstal, noch [...]

Deine Ohrringe und meine Ohren.

Glaubst du, das ist ein gutes Gespann? Ich trage seit 40 Jahren keine Ohrringe mehr. Und jetzt baumeln plötzlich mehr als 100 Jahre alte daran.
Beim Telefonieren klappert es.

„Guten Morgen, Omalein! Jetzt gibt’s Frühstück!“

In den ersten Tagen rede ich viel mit meiner Mutter (ich sage seit 40 Jahren Oma zu ihr, seit mein Sohn auf der Welt ist). Es fühlt sich ganz normal an. Kein bisschen komisch.
Sobald es am Abend dunkel wird, Kerzen. Ganz wichtig. Ich schlafe gut.

Zwei Wochen später bin ich wieder da. Beim Grab. Im Haus.

Allein. Wie an einem Gummiband hat es mich hergezogen. Auch wenn ich mich ein bisschen fürchte. Was erwartet mich? Wie mutterseelenallein werde ich in diesem Haus sein?
Gar nicht. Ich bin willkommen. Eine feine, warme, heimelige Atmosphäre.
Das Grab ist jetzt kein Hügel mehr. Es ist schon eingeebnet und hat eine hölzerne Umrandung. Blumen. Kerzen. [...]

Eine Fürbitte,

die ich in der Kirche nicht gelesen habe:
In den letzten Jahren deines Lebens warst du sehr einfach und bedürfnislos. Eine Scheibe Butterbrot und ein Häferl Kaffee. Das war dir etwas vom Allerliebsten. Dafür warst du anderen gegenüber ungeheuer großzügig. „Man muss noch mit warmen Händen geben“, hast du gesagt.
Möge die Liebe dir diese [...]

Das Begräbnis

war ein Begräbnis. An dessen Ende ein tiefes Loch in der Erde, darin ein Sarg, darin ein Körper. Erde wird hinuntergeworfen, Blumen, Weihwasser gesprengt. Tränen. Dann verlassen alle den Friedhof. Die Verwandten und geladenen Trauergäste sitzen bei Traumwetter unter weißen Sonnenschirmen und ausladenden Baumkronen in einem Gastgarten und bekommen vor dem ersten Gang des Trauermahls [...]