Ein Lichtblick zu Pfingsten.

In Wien wird eine neue Notschlafstelle nur für Frauen eröffnet. Eine sehr niederschwellige. Wann genau weiß ich nicht. Wo genau auch nicht. Aber sie kommt!
PS: Noch etwas weiß ich: dass die Frauen, die dort anklopfen (werden), angenommen werden, wie sie sind, dass ihnen dort mit Achtung begegnet wird und mit viel Wärme.
Nachtrag vom 12.11.09: Fehlmeldung. Leider. [...]

Das Land der 44 Inseln.

Pfingstsamstag, das Barometer am Küchenfenster zeigt 10 Grad, es schüttet, finster ist es am helllichten Tag, die Heizung läuft, eine Kerze brennt, ein Riesenhäferl Tee. Mann in Italien (Regatta), Sohn in Wien (deshalb aber nicht weniger weit weg), Frau allein. Auf geht’s, Bruno: Wo und was ist Swinoujscie?
Zur Erinnerung: Bruno ist der riesengroße Pole, der [...]

Eingefressene Muster.

Menschen, die lange auf der Straße gelebt haben, tun sich furchtbar schwer den Anschluss an das “normale” Leben wieder zu finden, wie Häftlinge, wenn sie entlassen werden, sich wieder zurechtzufinden in der engmaschigen Struktur der Norm, von der Gesellschaft wieder angenommen zu werden. Ihr “Geruch” ist ein anderer geworden. Als hätten sie die Hautfarbe gewechselt, [...]

Wien ist die Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität.

Das ergibt eine Vergleichsstudie des Beratungsunternehmens Mercer zur Bewertung der Lebensqualität in 215 Großstädten. Zürich liegt auf Platz 2, Genf auf Platz 3, München auf Platz 7, New York City auf Platz 49. Näheres zu dieser Studie: www.mercer.at

Übriggeblieben.

Ein paar traurige Gestalten sitzen vor halbvollen Tellern. Können nicht vor und nicht zurück. Haben keinen Platz. Hier nicht und dort nicht, wo sie irgendwann einmal zuhause waren. Sind vor Jahren nach Österreich gekommen auf der Suche nach einem besseren Leben. Schließlich gehören wir alle zur EU. Dass der österreichische Arbeitsmarkt für sie noch nicht [...]

Es gibt nichts Schöneres als einem Vogel, der sich verirrt hat, die Freiheit wiederzugeben.

Ihn aus der Fremde wieder nach Hause zu schicken. Ihm die Mauern rund um ihn herum wegzunehmen, die Enge einer Wohnung zu verbieten, das Labyrinth zum Flügelbrechen. Ihm ein Fenster öffnen und keine andere Wahl lassen, alle anderen Wege versperren, Türen schließen, eine nach der andern, bis er draußen ist wie ein Patzen Senf aus [...]

Ergänzung zum Eintrag vom 20.05.09.

Trotzdem ist es DAS TELEFON, das Telefonie möglich macht, DIE SEITE, die zusammen mit anderen Seiten ein Buch ergibt, hervorbringt ist besser. DAS BUCH ist mehr als die Seiten, aus denen es besteht, etwas anderes, eigenes. Trotzdem gehört jede Seite dazu. Ist wichtig. Individualität ist wichtig. Gestalt, Form, Farbe, Energie, Unsicherheit. Der Unterschied. Ohne Gegen-Sätze [...]

Ergänzung zum Eintrag vom 16.05.09.

Nicht nur ein Buch. Kommunikation. Die Grenze Autor/Leser ist offen. Jeder, der einen Eintrag kommentiert, schreibt an dem Buch mit, tritt in ein Gespräch ein, an dem sich viele beteiligen können. Alle können mittun, schreiben, reden, keiner muss. Das Blog kann alles sein: ein Dialog, ein Diskussionsforum, ein Buch. Alles gleichzeitig. Für jeden das, was [...]

Mein (We)Blog(buch) ist fertig!!

Bis auf das Rätsel “Tags” ist jetzt alles da: Feed, Infobox, von einem Eintrag zum nächsten kann man sich klicken, zeitlich nach vorne, zeitlich nach hinten, wer will, kann zwischen den Einträgen herumspringen wie eine Heuschrecke, wer das nicht will, kann es sich bei einem Espresso oder Cafe Latte bequem machen und das Blog als [...]

“Lass die Sonne rein! Die Sonne schickt dir keine Rechnung!”

Ob die Eisheiligen das auch wissen? Und dass gestern und heute Europäischer Tag der Sonne ist?
Ja!!!! Ein Sonnenstrahl! Und weg ist er wieder … Kein Wunder. Gestern war die kalte Sophie. Idiotisch eigentlich den Tag der Sonne auf die kalte Sophie zu legen. Aber wer denkt an die Eisheiligen? Von uns hat offenbar keiner an [...]

Obdachlose Ehrenamtliche.

Ein trauriger Anblick. Zwischen 15 und 20 Leute, ein paar davon ziemlich verkühlt, sitzen in einem riesigen Raum, vollgefüllt mit Couchen und Tischen, ein paar der Couchen zu einem Kreis zusammengestellt, ein großer, eckiger Kreis mit viel Platz in der Mitte, das Ganze im dritten Stock, die zwei Stockwerke darunter (mit Ausnahme einer Wohnung, die [...]

Ein Hilferuf! Bitte lesen!

www.kuckucksnest.at
Ist da jemand?
Nachtrag vom 12.11.09: Dieser Eintrag ist überholt. Den Hilferuf gibt es nicht mehr. Zumindest zur Zeit nicht. Siehe die Einträge Riesige Fußstapfen und Ein Nest fällt vom Baum.

Ladehemmung.

Seit Wochen versuche ich dieses Blog flott zu bekommen. Feed, Tags, eine Infobox. Links auf andere Seiten legen können wäre auch noch super. Nur das Allernotwendigste zum pudelnackten Text dazu, die Grundausstattung der Grundausstattung, die vier Räder, damit ein Auto ein Auto ist.
Ich verlange keine einzige besondere Funktion, auch kein Foto, kein Design, ich kann [...]

Die erste Nacht “draußen” (sprich: das Nest für jedermensch ist zu).

Auch für Albrecht war heute Nacht die erste Nacht “draußen”.
Wie fühlt sich das an, wenn man Woche für Woche, Monat für Monat ein Jahr lang im Durchschnitt jeden zweiten/dritten Tag Abend- und Nachtdienst gemacht hat? Was in den Nachtstunden so viel heißt wie: irgendwann nach Mitternacht die letzten einsammeln bzw. überreden ins Bett zu gehen, [...]

Aufräumarbeiten und Abbruchstimmung.

Ein Buffet aus den Tiefkühlschränken. Alles bunt durcheinander, Fleischknödel, Kroketten, Spinatnudeln, gefüllte Palatschinken, Rotkraut, Karotten, Tiramisu, Schokolade. Ich bekomme eine Riesendose panettone classico mit nach Hause. Es ist die letzte von siebzig. Und es ist immer noch so viel da. Die Vorräte sind fast so unerschöpflich wie die Gäste. 27 von 45 Betten sind eine Woche [...]

“Er scheißt sich an, im wahrsten Sinn des Wortes”,

beantwortet Albrecht meinen entsetzten Blick auf die dunkelbraune Unterhose des Mannes, der eben noch bei uns am Tisch gesessen ist und jetzt auf eine Tür zusteuert, hinter der eines von acht Betten auf ihn wartet. Ein Gedanke, der wie ein Feuerwerk in meinem Magen explodiert: Ist er auf dem Stuhl, auf dem ich jetzt sitze, [...]

“Lasst ihr heute die Leute hungern?”

Das portugiesische Arschloch, als ich ihm nicht den verlangten Berg Gemüse auf den Teller schaufle sondern nur ein Häufchen, damit alle etwas von dem Gemüse bekommen.
Ich bin davon überzeugt, dass er bei den letzten sein wird, die im Lauf der nächsten Tage auf die Straße gesetzt werden müssen, weil die Notschlafstelle nicht mehr länger offengehalten [...]

“Auf die Bücher müsst ihr aufpassen, ihr habt so viele gute.”

Der Mann sitzt mitten im Getümmel und liest ein Buch über Karl den Großen.
“Ich lese viele Geschichtsbücher.”
Rundherum wird gegessen. Der Fernseher läuft.
“Ihr dürft sie nicht wegwerfen, wenn ihr die Notschlafstelle zusperrt.”
Ich würde ihm gern viele Fragen stellen. Aber bevor ich dazu das Recht hätte, müsste ich mich viel tiefer einlassen, viel mehr von mir hergeben. [...]

Den Tag in die Hand nehmen.

Jeden einzelnen.
Und wenn der Tag das nicht zulässt, versuchen seine Hand zu entdecken, ihre Konturen am Horizont.
Ich denke, das sollte man.

“Warum lügen Sie mich an?”

Graz. Stadtpark. Früher Vormittag.
Ich walke, er sitzt auf einer Bank und dreht sich eine Zigarette. Neben sich eine Plastikflasche mit einem finsteren, picksüß riechenden Zeug. “Da ist Wodka drin.” 60 Jahre. Seit 17 Jahren auf der Straße.
“Wo schlafen Sie?”
“Überall.”
“Warum gehen Sie nicht in eine der Vinzi-Einrichtungen?”
“Da sind die aus der Karlau. Glauben Sie, ich will [...]