Superkonzert in einer Notschlafstelle

Ein Live Music Now Konzert.
Live Music Now wurde in den 70er Jahren von Yehudi Menuhin gegründet und organisiert eintrittsfreie Konzerte in Krankenhäusern, Altersheimen, Flüchtlingslagern, Gefängnissen etc., also überall dort, wo Menschen leben, die selbst nicht ins Konzert gehen können, für die aber Musik hilfreich sein kann. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, auf höchstem Niveau [...]

Trotzdem. Eine gute Sache. VinziPort.

Jetzt. Im Winter.
Wie wenig ausgereift das Ganze noch sein mag: Es ist da, jetzt, wo es am dringendsten gebraucht wird, es erfüllt seinen Zweck, sperrt Kälte und Erfrieren für 80 bis 100 Menschen jeden Abend, jede Nacht hinaus, nicht erst in ein paar Monaten, wenn alles fix und fertig und tiptop und der Winter vorbei ist.

Bestimmt [...]

Der vierte Abend. Oder: “Sie gehen schon?”

16:30 Uhr Bus nach Heiligenstadt, S45 bis Penzing, dann sieben bis zehn Minuten zu Fuß. Finster. Nieselig. In der Notschlafstelle brennt schon Licht. Ein Mann sieht mich durch die Glastür, öffnet, lacht mich freundlich an, keine Zähne im Mund, verschwindet Richtung Küche, wahrscheinlich Brote streichen. Ein anderer kommt. Der Obmann. “Nein”, sagt er, als ich in [...]

Der dritte (erste Dienst)Abend. Oder: Babylonische Verwirrung.

Halb sechs (17:30 Uhr). Vor der Haustür schon eine Gruppe Gäste. Also kein Gespräch mit Sebastian vorher, ob es vielleicht irgendetwas gibt, das ich wissen sollte, kein Durchsehen der Listen der letzten Tage, bei der Tür hinein, die Rezeption aufsperren, Anorak ausziehen und mit Kopfsprung in den Check-in.
Plusminus 90 Menschen kommen, stürmen, hatschen, humpeln, schleichen, [...]

Der zweite (Schnupper)Abend. Oder: Noch nicht angekommen.

Zu allererst gehe ich mit Zettel und Stift durch den Keller und das Erdgeschoß und suche die Rauchmelder, die laut telefonischer Mitteilung vorhanden sein müssen, und schreibe auf, was ich finde: Erdgeschoß ein Rauchmelder über der Rezeption, Keller sechs Rauchmelder im Männerschlafraum, im Frauenschlafraum sehe ich keinen einzigen. Dabei wären sie hier wichtig. Der Raum [...]

Der erste (Schnupper)Abend. Oder: Zu ebener Erde und darunter.

80 bis 90 Menschen, Betten, Matratzen, Decken, Polster, mindestens dreimal so viele vollgestopfte Plastiksäcke unter, zwischen, neben den Betten, die Betten, Menschen und Plastiksäcke aufgeteilt auf zwei Schlafräume im Keller, ein großer mit plusminus 40 Stockbetten für Männer, ein kleinerer mit plusminus 10 Betten für Frauen, im großen Raum zusätzlich Kästen mit Bettzeug, Handtüchern, neben den Kästen Bett- und [...]

Richtigstellung: nicht zwischen allen Stühlen …

Im letzten Artikel habe ich (zu schnell drauf los) geschrieben, dass obdachlose Bürger aus anderen EU-Ländern in Österreich so gut wie nie Sozialhilfe (seit 1.9.2010 “Leistungen der Bedarfsorientierten Mindestsicherung”) bekommen. Ich habe mir jetzt die europarechtlichen Vorgaben,  die österreichische Umsetzung und das Wiener Mindestsicherungsgesetz etwas gründlicher vorgenommen und …
Das Schlaraffenland haben wir hier nicht, das stimmt, und ein [...]

VinziPort ist da!

Heute wurde in Wien 14, Linzerstraße 169, die Notschlafstelle VinziPort offiziell eröffnet.
“Die erste EU-Bürger Notschlafstelle in Wien” steht in den Unterlagen. Soll heißen: die erste Notschlafstelle in Wien, die ausschließlich für obdachlose Menschen aus anderen EU-Ländern gedacht ist.
Bis zu 100 Betten, Einlass zwischen 18 und 22 Uhr, die Gäste können sich duschen, ihre Wäsche waschen, zum Essen [...]

Pucher gegen Fekter.

Seit ich mich mit dem Thema Obdachlosigkeit und Notschlafstellen beschäftige, steht der Begriff VinziPort im Raum und der ist untrennbar verbunden mit dem Namen Pfarrer Wolfgang Pucher.
“Ein Hafen zum Anlaufen für obdachlose EU-Ausländer in Wien” soll es werden, lese ich Mitte 2009 in einer Ausgabe der Zeitschrift Armendienst (Herausgeber Vinzenzgemeinschaft Eggenberg in Graz) und frage mich (wie [...]

Licht zurück, Blick nicht.

Die niederschwellige Notschlafstelle für Frauen, die ich im Eintrag Lichtblick zu Pfingsten angekündigt habe, kommt nicht. Aber die kalte Jahreszeit kommt. Der Winter.

Ein Nest fällt vom Baum.

Matratzenstapel.
Bettgestelle.
Schwarze, pralle Plastiksäcke.
Bücherschachteln.
Geschirrberge.
Vertrocknete Blumenstöcke.
Schachbretter.
Fernseher.
Radios.
Bilder.
Ein paar Möbelpacker. 
Eine Flöte. Klein.
Ein Knödelheber. 
Arbeitslose Ehrenamtliche.
Verwaiste Fragen.
Ein Foto, das neben einer Grabkerze steht. 
Ein Mann von der Hausverwaltung. Er hat die Räume aufgesperrt und wartet, bis er sie wieder zusperren kann.
Sterbebilder. “Für die, die nicht aufs Begräbnis kommen konnten.”
Das war das KUCKUCKSNEST.

Riesige Fußstapfen.

Ich bin wieder da und sollte dringend, dringendst Texte basteln für die zwei Lesungen nächste Woche. Aber da ist etwas, das noch viel dringender ist: DANKE sagen. Ein riesiges DANKE einem, der, während ich in Spanien 700 km gegangen bin, einen anderen Camino eingeschlagen hat.
Erhard Pichler, die Seele, das Herz der Notschlafstelle KUCKUCKSNEST, ist tot. Er ist [...]

Tauben und obdachlose Menschen.

Eine super Idee von Antonia Schubert und Erhard Pichler für ein neues KUCKUCKSNEST: Das (ehemalige?) Weisselbad als “betreute Schlaf- und Futterstelle für obdachlose Menschen und Tauben.” Ein Schreiben an den Herrn Bezirksvorsteher gibt es schon. Ein Treffen in den nächsten Tagen ist wahrscheinlich.
Ich würde gern viel mehr darüber und dazu schreiben, aber die Zeit reicht [...]

Und wenn wir schon beim Segeln sind: ein Notschlafstellengast der anderen Art

                                                                                                                               
                                                                                                    Ist das nicht schön?
Von der ersten Planke bis zum hohlen Mast und der geschwungenen Pinne alles selbstgemacht. Aber: Es hat nirgendwo Platz. Die Yacht, für die es als Beiboot gedacht ist, ist noch lange nicht fertig. Es über die Sommermonate unbeaufsichtigt an einem See im Wasser liegen lassen wie ein normales Segelboot ist [...]

Ein Lichtblick zu Pfingsten.

In Wien wird eine neue Notschlafstelle nur für Frauen eröffnet. Eine sehr niederschwellige. Wann genau weiß ich nicht. Wo genau auch nicht. Aber sie kommt!
PS: Noch etwas weiß ich: dass die Frauen, die dort anklopfen (werden), angenommen werden, wie sie sind, dass ihnen dort mit Achtung begegnet wird und mit viel Wärme.
Nachtrag vom 12.11.09: Fehlmeldung. Leider. [...]

Obdachlose Ehrenamtliche.

Ein trauriger Anblick. Zwischen 15 und 20 Leute, ein paar davon ziemlich verkühlt, sitzen in einem riesigen Raum, vollgefüllt mit Couchen und Tischen, ein paar der Couchen zu einem Kreis zusammengestellt, ein großer, eckiger Kreis mit viel Platz in der Mitte, das Ganze im dritten Stock, die zwei Stockwerke darunter (mit Ausnahme einer Wohnung, die [...]

Die erste Nacht “draußen” (sprich: das Nest für jedermensch ist zu).

Auch für Albrecht war heute Nacht die erste Nacht “draußen”.
Wie fühlt sich das an, wenn man Woche für Woche, Monat für Monat ein Jahr lang im Durchschnitt jeden zweiten/dritten Tag Abend- und Nachtdienst gemacht hat? Was in den Nachtstunden so viel heißt wie: irgendwann nach Mitternacht die letzten einsammeln bzw. überreden ins Bett zu gehen, [...]

Aufräumarbeiten und Abbruchstimmung.

Ein Buffet aus den Tiefkühlschränken. Alles bunt durcheinander, Fleischknödel, Kroketten, Spinatnudeln, gefüllte Palatschinken, Rotkraut, Karotten, Tiramisu, Schokolade. Ich bekomme eine Riesendose panettone classico mit nach Hause. Es ist die letzte von siebzig. Und es ist immer noch so viel da. Die Vorräte sind fast so unerschöpflich wie die Gäste. 27 von 45 Betten sind eine Woche [...]

“Er scheißt sich an, im wahrsten Sinn des Wortes”,

beantwortet Albrecht meinen entsetzten Blick auf die dunkelbraune Unterhose des Mannes, der eben noch bei uns am Tisch gesessen ist und jetzt auf eine Tür zusteuert, hinter der eines von acht Betten auf ihn wartet. Ein Gedanke, der wie ein Feuerwerk in meinem Magen explodiert: Ist er auf dem Stuhl, auf dem ich jetzt sitze, [...]

“Lasst ihr heute die Leute hungern?”

Das portugiesische Arschloch, als ich ihm nicht den verlangten Berg Gemüse auf den Teller schaufle sondern nur ein Häufchen, damit alle etwas von dem Gemüse bekommen.
Ich bin davon überzeugt, dass er bei den letzten sein wird, die im Lauf der nächsten Tage auf die Straße gesetzt werden müssen, weil die Notschlafstelle nicht mehr länger offengehalten [...]