Obdachlose Ehrenamtliche.

Ein trauriger Anblick. Zwischen 15 und 20 Leute, ein paar davon ziemlich verkühlt, sitzen in einem riesigen Raum, vollgefüllt mit Couchen und Tischen, ein paar der Couchen zu einem Kreis zusammengestellt, ein großer, eckiger Kreis mit viel Platz in der Mitte, das Ganze im dritten Stock, die zwei Stockwerke darunter (mit Ausnahme einer Wohnung, die vermietet ist) leer. Still ist es, wenn niemand redet. Albrecht bringt es auf den Punkt: “Arschkalt ist es hier.”

Der Ton, soweit vorhanden, ist kämpferisch. Von Beziehungen ist die Rede, Ö3 und/oder ORF, Politik, Banken, Spendenaufrufen, -aktionen und -freudigkeit, Projektmanagement, Finanzplanung, Listen, Fristen, leeren Häusern, eine ältere Dame meint es besonders gut, sie meint, wir Ehrenamtliche sollten uns doch einfach die Kosten teilen. Unterm Strich: An’s Aufgeben denkt hier niemand, dass es das vielleicht gewesen sein könnte. Wieso sollte es das auch gewesen sein? So viel Potential wird wohl aufgegriffen werden, das Knowhow, die Erfahrung, der Stock Ehrenamtliche, die Bereitschaft und Freude an dieser Arbeit, das sind Ressourcen, die wird man in Wien doch nicht verkommen lassen wie die paar übriggebliebenen Krätzen und Flöhe, die in den unteren Stockwerken jetzt vergeblich auf einen Wirt warten.

Trotzdem war’s das. Hier, in diesem Haus, war’s das. Alles andere ist noch/schon weit weg. Hier geht jetzt die Luft aus. Auch die hundertprozentige Ehrenamtlichkeit ist zu Ende, dass niemand, ohne Ausnahme, einen Cent bekommt für das, was er tut, egal, was und wie viel er tut. Sollte sich irgendwann irgendwo etwas Neues auftun, ist Minimum ein Hauptamtlicher. “Sonst können wir es nicht mehr machen.” Auch noch super. Trotzdem nicht mehr das.

Von den Gästen, die nicht mehr da sind, wird wenig gesprochen. Es regnet seit drei Tagen. Die Eisheiligen. Also muss man den Blick in die Zukunft richten und auf ein Dach über dem Kopf. Außerdem sind es die, die nichts sagen, die von den Gästen sprechen. Und solche gibt es einige. Eine junge Frau zum Beispiel, die zeitgleich mit mir angefangen hat mitzuarbeiten. Sie hat sich im Gegensatz zu mir innerhalb kürzester Zeit bis auf den Gipfel hinauf gearbeitet, sprich: sie hat in den letzten Wochen schon laufend allein Nachtdienste gemacht. Sie sitzt ganz still, kein Wort.

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