In Windeln auf der Straße.

Die Frau dürfte um die sechzig sein. Nicht groß, nicht dick, bis auf das Gesicht, das Gesicht ist dick und dunkelblau. Geduldig steht sie vor der verschlossenen Tür und wartet. Ich läute.
“Einlass ist erst ab 18:30 Uhr”, klärt sie mich auf.
“Kommen Sie öfter hierher zum Schlafen?”
“Jeden Tag.”
“Und wie lange schon jeden Tag?”
“Vier Jahre.”
Müde schaut sie aus. Muss anstrengend sein in ihrem Alter den ganzen Tag auf der Straße. Ich denke mir das jetzt oft. Was Menschen alles aushalten.

Die äußere Eingangstür wird aufgesperrt und aufgemacht. Einlass ist noch nicht. Es ist erst 17:30 Uhr. Aber im Eingang steht eine lange Bank. Sie setzt sich. Wartet. Ist froh, dass sie sitzen kann. Noch eine Stunde.

“Seit fünf Jahren kommt sie zu uns. Sie war eine der ersten. Sie wohnt quasi hier. Sie ist schwere Alkoholikerin. Die Windeln bekommen wir von einer Apotheke und wir achten darauf, dass sie sie wechselt. Wenn sie pflegebedürftig wird, wird es schwierig.”

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