Mein Vater

ist heute vor 56 Jahren gestorben. Irgendein bösartiger Gefäßprozess im Gehirn. Trotzdem ist heute der erste Frühlingstag. Ich war schon um 6 Uhr am Buchberg beim Sonnenaufgang. Seit vielen Jahren gehe ich am 21. März zum ersten Sonnenaufgang im Frühling hinaus und auf irgendeine Anhöhe. Auch, wenn das Wetter schlecht ist (so wie heute) und man nichts vom ihm sieht. Er IST ja trotzdem.

Ich bin traurig.

Ich dachte, ich würde in diesem Blog jetzt etwas wie ein WU WEI Tagebuch beginnen, schreiben, wie das ist, wenn man versucht ohne Gestern und Morgen im Hier und Jetzt zu sein, seine Gedankenflut einzubremsen, aus ihrem Hochsicherheitstrakt zu entwischen, die verschiedenen Autoritäten und Tyrannen zu erkennen, denen man untersteht, die äußeren und die inneren, die Gefahren, die diese Abhängigkeiten darstellen, zu begreifen und vielleicht die eine oder andere loslassen zu können, wieder zurückerobert werden, den Problemen kerzengerade in die Augen zu schauen, ohne Analyse, ihren (An)Blick auszuhalten, u.u.u. Den ganz gewöhnlichen Bürgerkrieg Alltag wollte ich in dieses Blog hineinklopfen, mit allen Hochs und Tiefs, Stolpersteinen, Fallgruben, Tag für Tag zum Angreifen. Aber das geht nicht und jetzt schreibe ich das hoffentlich zum letzten Mal. Ich kann nicht gleichzeitig am Kopf und auf den Füßen stehen. Wie soll ich im Augenblick leben, wenn ich ständig der Vergangenheit hinterher renne, festhalten will, was ist bzw. gerade war, noch schnell nachschreibe, was von gestern, vorgestern, der letzten Woche noch übrig ist? Wie soll das gehen? Und wohin? Aus diesem Tagebuch wird nichts. Oder aus WU WEI wird nichts.

In meinem Kopf pfeift es. Ich soll aufhören mit Denken. Und dann?

Was ist dann, Vater?

Die Sonne blinzelt beim Fenster herein.

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