“Und dann fahren wir mit dem Dampfer auf der Donau und später gehen wir zum Heurigen!”

Eine Wollmütze steht auf/in einem verwirrten, üppigen Gestrüpp, das Gestrüpp steht auch im Gesicht, das Gesicht ist (jetzt) freundlich (”Er kann sehr aggressiv werden!”), friedlich, die Augen lachen ziemlich, die Stimme vollgepumpt mit Rotwein aus dem Tetrapack. Statur: nicht groß, dünn, zwei blaurote Hände fuchteln beim Reden, dicker grauer Pullover, verfilzt, Stehkragen, irgendwie muss man sich abgrenzen.

Albrecht, der leitende Ehrenamtliche hier, steht neben mir und zündet sich eine Zigarette an. Er zündet sich eine nach der anderen an. “Zuhause rauche ich den ganzen Tag keine einzige.” Dafür geht er in kurzen (gelben) Ärmeln. Groß. Wallende Haare, wallender Bart. Sehr freundlich. Er ist fast jeden Tag hier.

“Jeder kann zu uns kommen. Wir schreiben den Namen und die Daten auf, die uns die Leute sagen, nachprüfen tun wir die Angaben nicht. Wir nehmen die Leute, wie sie sind und egal, woher sie kommen. Inländer, Ausländer, Männer, Frauen, hier wird keiner abgewiesen, es sei denn, er hat Hausverbot oder es ist kein Bett mehr frei. Am Boden schläft hier keiner. Das ist zwar manchmal hart, wenn man die Leute im Winter wieder in die Kälte schicken muss, aber diese Grenze muss sein, sonst gehen wir unter. Die Leute dürfen ihre Hunde mitbringen, ihren Wein und ihr Bier, wenn einer mit einer Schnapsflasche daherkommt, muss er sie abgeben. Wir hier schenken Tee, Saft und Wasser aus.”

Eine Nacht mit Verpflegung und Dusche kostet einen Euro. Wer keinen Euro hat, kann auch bleiben.

Drei Stockwerke, Vier- bis Achtbettzimmer, in jedem Stock ein Aufenthaltsraum und Aufenthaltsbereiche, alles abwaschbar, alles geschenkt, gebraucht, geraucht wird hier, als wäre Rauchen ein Leistungssport (”In den Zimmern nicht mehr, da haben wir es verboten, einmal wären wir fast abgebrannt.”), PC, Spiele, Fernseher, Küche, Duschen, Waschmaschinen, 16 Kühlschränke (”Brauchst du einen Kühlschrank? Wir haben 16 Kühlschränke geschenkt bekommen von einem Hotel. Ich konnte nicht gut nein sagen…”), Trockenraum, die Kästen im Trockenraum voll mit Kleiderspenden, Kleiderausgabe bei Bedarf um 18 und um 20 Uhr, ein Raum für Veranstaltungen. “Morgen zum Beispiel haben wir ein Chorkonzert.”

Zwischen 18 und 22 Uhr ist Einlass, ab 19 Uhr gibt es Abendessen, ins Bett geschickt wird niemand, aber es wird an die Nachtruhe erinnert, besonders die, die viel trinken, werden an die Nachtruhe erinnert, weil um 6 Uhr Tagwache ist, der erste Weckrundgang, der zweite eine halbe Stunde später, Tee und Gebäck vom Vortag, spätestens um 8 Uhr müssen alle bei der Tür draußen sein, ohne Ausnahme.

Um 18 Uhr können sie wiederkommen. Viele kommen wieder.

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