Auf der Straße ist auch ein Weg.

Ich betrete wieder einmal ein Stück NEULAND und diesmal kann mich jeder, der will, dabei begleiten.

Ich werde in nächster Zeit (keine Ahnung wie lange) in Einrichtungen und/oder bei Projekten mitarbeiten, deren Zielgruppe Menschen sind, die keine feste Bleibe haben, kein Zuhause, kein Dach über dem Kopf, es gibt viele Umschreibungen für die, die durch den Rost gefallen sind und auf der Straße leben müssen und die wenigen, die das wollen, weil es ihnen lieber ist als das Funktionierenmüssen innerhalb der Norm.

Ich habe um diese Welt bisher einen großen Bogen gemacht, dabei ist die einzige Zeitung, die ich hin und wieder lese, der Augustin und wenn ein Augustinverkäufer, der Jahr und Tag am gleichen Platz steht, plötzlich nicht mehr auf diesem Platz steht, mache ich mir ernsthaft Sorgen.

Vielleicht ist es die Angst aufgefressen zu werden, hineingesaugt zu werden in einen der riesigen Plastiksäcke von meinem Gefühl etwas tun zu müssen, an so viel Elend und Handlungsbedarf doch nicht einfach vorbeirennen zu können, davonrennen trifft den Punkt besser, auch vor der Tatsache, dass ich mich selbst außerhalb der Norm bewege und es leicht sein kann, dass ich irgendwann in der Früh in einer Notschlafstelle aufwache, wie jeder andere auch.

Ich werde meine Eindrücke, Gedanken, Fragen in dieses Logbuch stellen/legen/werfen wie warme Semmeln, gelegentlich werden es brandheiße Klumpen sein, manche verkohlt, sicher nie altes, verschimmeltes Zeug.

Ich werde hier (ausgenommen Informationen, die ohnehin jedermann zugänglich sind) weder Namen nennen noch Orte, es sei denn, die Einrichtungen haben nichts dagegen oder wollen genannt werden. Wenn ich beim Erzählen trotzdem Namen verwende (ich finde, die Menschen kommen viel näher, wenn man sie nicht hinter anonyme Begriffe und Etikettierungen sperrt), sind sie erfunden.

Wer will, kann mich hier besuchen und das eine oder andere Stück Weg mit mir gehen, mich auslachen, mich trösten, sich mit mir freuen, mit mir diskutieren, mich auf Denk- und Verhaltensfehler aufmerksam machen (auch was die Gestaltung und Führung des Blogs betrifft, freue ich mich über Anregungen, es ist das erste Mal, dass ich so etwas mache), von eigenen Erfahrungen erzählen, wie es ist Menschen in extremen Lebenslagen kennenzulernen, von ihnen lernen zu können.

Wir sitzen alle im gleichen Boot. Die einen haben einen besseren Platz als die anderen, das ist alles. Besser ist falsch, bequemer ist besser. Kälter haben “sie” es auf jeden Fall als “wir” unter unserer dicken Tuchent, aber vielleicht stimmt nicht einmal das.

Nachtrag vom 12.11.09: Zum vorletzten Absatz: Das mit dem Auslachen geht, das mit dem Trösten und Diskutieren geht seit Ende August nicht mehr (siehe Eintrag Tut leid. Ab heute heißt es: Comments are closed.)

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