Ich bräuchte nur mehr den Button BUCHEN drücken,

wenn ich eine Kreditkarte hätte. Bei mir hat diesen Button offenbar schon etwas/jemand gedrückt. Alles läuft wie bei einer Maschine.

Von vorne:

Dienstag, 28.7.09: 20:15 Uhr sat1 Film BRÜDER, Teil III, Steinhauer und Co am Jakobsweg, der Film schwach, mit Abstand der schwächste Teil der drei Teile (die beiden anderen finde ich super).

Mittwoch, 29.7.09: Ein Blick ins Internet. Der Jakobsweg ist viele Wege, ein Netz, ein Labyrinth, nein, ein Labyrinth nicht, alle Wege führen nach Santiago de Compostela, trotzdem ein Labyrinth, wie rote Adern durchziehen sie Europa, sogar in Spanien gibt es X verschiedene Wege.

Donnerstag, 30.7.09: Blog schreiben, mitten im Text plötzlich der Jakobsweg (Eintrag vom 30.7.09). Wieder ein Blick ins Internet. Wieder verwirrend dieses Netz. Am späten Nachmittag nach Wien fahren ein Buch suchen, das einen Überblick gibt, etwas wie eine Bergspitze brauche ich. Zwei Stunden in der Morawa sitzen in einem Bücherberg, ohne Buch und Bergspitze einen Freund besuchen und wieder nach Hause fahren. Nächste Woche in Graz habe ich Zeit zum Buchsuchen.

Freitag, 31.7.09: Wieder nach Wien, diesmal Freytag und Berndt, diesmal schon ruhiger, es lässt mir keine Ruhe. Ein ganz kleines Buch, Überblick keiner, ein kleiner, handlicher, praktischer Reiseführer, jemand in mir hat offenbar schon einen Durchblick, Outdoor, der Weg ist das Ziel, Spanien: Jakobsweg, Camino Francés. Das ist der klassische Jakobsweg, der auf einer Strecke von knapp 800 Kilometern quer durch Nordspanien von den Pyrenäen nach Santiago de Compostela führt. Er beginnt an den Pyrenäenpässen mit zwei Strängen (der Aragonesische Weg und der Navarrische Weg), die bei Eunate zusammentreffen und als DER Camino Francés weitergehen. Nach Hause fahren und lesen. Am Abend von einer Freundin ein Buch ausborgen, Briefe an den Heiligen Jakobus, die Beschreibung von zwei Klosterneuburgern, die den Navarrischen Weg in vier Wochen gegangen sind. Anfangen lesen. Beide Bücher parallel lesen. Parallel dazu in einem Winkel seit in der Früh die Hoffnung, dass ich gleich aufwachen werde, dass sich beim Lesen herausstellen wird, dass jetzt nicht die Zeit ist für so eine Reise (Klima), dass nächstes Jahr besser ist. Diese Hoffnung stirbt schon am Nachmittag. Nächstes Jahr ist gar nicht gut, nächstes Jahr ist Pilgeransturm, weil 2010 ‚ein heiliges Jahr’ ist, weil der Jakobustag (der 25. Juli) auf einen Sonntag fällt. September, Oktober ist eine gute Zeit, weil es nicht mehr so furchtbar heiß und noch nicht zu kalt ist. Ich habe so etwas befürchtet … Trotzdem: Die Sonne in Spanien ist auch im September noch viel zu heiß für mich (ich vertrage die Sonne am Kopf überhaupt nicht) und es ist so gut wie nirgends Schatten auf diesem Weg, außerdem müsste ich mindestens 25 km pro Tag gehen, dann sind das bei 800 km immer noch 33 Tage, 33 Tage allein unterwegs, ich mit meinem Orientierungssinn, außerdem war ich noch nie allein irgendwo ‚auswärts’, außerdem ist mein rechtes Knie nicht in Ordnung, zwei Wochen jeden Tag zwei Stunden Walken ist schon an der Grenze, wie soll ich 33 Tage 5-6 Stunden am Tag gehen?, die Nächte in den Herbergen mit 10 bis 100 Leuten (ich schlafe sogar ‚solo’ mit Ohropax), in vielen bekommt man nicht einmal etwas zu essen, das heißt, ich bin fix und fertig vom Gehen und in der Nacht nicht schlafen können und dann darf ich auch noch einkaufen und kochen … und dann die Anreise und Rückreise, Spanien ist nicht vor der Haustür, außerdem brauche ich eine Ausrüstung, ich habe nichts, nur einen Schlafsack, 3000 Euro kostet das Ganze mindestens (Ausrüstung, An- und Rückreise, Reiseversicherung, täglich Kosten von 20-30 Euro) …Wie soll das gehen??? Ich gehe ins Bett.

Samstag, 1.8.09: Weiterlesen. Wieder beide Bücher parallel. Briefe an den heiligen Jakobus fertig lesen. 8-10 Stunden gehen pro Tag vier Wochen lang, ein Tag Pause, der Schmerz muss irgendwelche Glückshormone freisetzen, Blasenberge, Geschwüre rund um den Schuhrand, Schmerzen in den Füßen, Beinen, Sätze wie „die Füße fangen zu kochen an“ oder „das rechte Bein spielt wieder verrückt, aber es muss weitergehen“ (und der Satz gleich in der Früh…), Heulen beim Gehen, was soll das?, da kann ich mir das rechte Bein gleich abnehmen oder sonst wie stilllegen lassen, das ist weniger Aufwand und die beiden sind um 5 und 10-15 Jahre jünger als ich … Ein guter Pilger-Spruch: „Nicht du sollst den Weg machen. Lass zu, dass der Weg dich macht!“ In der Nacht zieht es im rechten Knie.

Sonntag, 2.8.09: Als erstes ins Tagebuch schreiben: Ich muss ja nicht in 26 Tagen über 800 km gehen. Dann wieder im Reiseführer lesen. Dann ins Internet. Zugverbindungen, Busse. Beide Möglichkeiten ausmisten. Flüge. Mein rechtes Knie meldet sich wieder. Das muss ich unbedingt abklären mit meiner Orthopädin. Morgen gleich anrufen. Ich muss ja nicht 800 km in 26 Tagen gehen, ich muss auch nicht 800 km in 33 Tagen gehen (wie in meinem Reiseführer vorgeschlagen wird), ich kann mir ja auch nur 700 km vornehmen, das ist eine schöne Zahl und außerdem ‚die reine Caminostrecke’ ab dem Treffpunkt der beiden Wege, Zubringer, Quellen ist auch ein Wort, egal, die beiden Zubringer treffen sich in der Nähe der Kirche Eunate (Eunate ist baskisch und bedeutet 100 Tore) und das wäre ein wunderschöner Punkt zum anfangen und für diese 700 km könnte ich mir 40 Tage nehmen. Wie wäre das? Es geht ja nicht ums Kilometer-Fressen. Und wenn ich dann noch will, kann ich von Santiago noch bis nach Finisterre gehen (was so viel heißt wie ‚das Ende der Welt’ und an der Küste liegt), das wäre ein schöner Endpunkt, muss aber nicht sein. 700 : 40 = 17, d.h. 15-20 km pro Tag, d.h. 4-6 Stunden täglich. Ob mein Knie das schafft? Vier Stunden vielleicht. Und der Rest? Was mache ich mit dem Rest vom Tag 40 Tage lang? Aber das interessiert niemand. Die zumindest nicht, die wie eine Besessene Landkarten studiert, An- und Abflughäfen sucht, Flugverbindungen, Wien-Pamplona als zu teuer verwirft, Bilbao findet und eine Busverbindung, alles fix und fertig: Anreise: Wien-Bilbao mit dem Flugzeug und von dort mit dem Bus nach Pamplona, sogar die Buszeiten habe ich schon. Rückreise: Santiago de Compostela – Wien. Würde ich jetzt buchen, für Mitte September Hinflug und Ende Oktober Rückflug, würde der Hinflug 178 Euro kosten und der Rückflug 170 Euro. Das heißt, unerschwinglich ist das Ganze nicht. Und was die Ausrüstung betrifft. Die Leute früher haben sich auch nicht bei Hof & Turecek eingekleidet. Einen guten Rucksack brauche ich und gute Schuhe, da darf ich nicht aufs Geld schauen und einen guten Regenponcho. Alles andere tut’s auch billiger. Ich bräuchte nur die Tage festlegen und auf BUCHEN drücken. Zum Glück habe ich keine Kreditkarte …

Montag, 3.8.09: Die Orthopädin ist bis 17. August auf Urlaub. Karin, eine ganz liebe Bekannte aus einem Reisebüro ruft mich zurück wegen der Flüge. Pffffffffffffffffff ?????

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