Könnte ich über einen Kirchenmann ein Buch schreiben?

Ich glaube nicht an einen Gott und Teufel. Nicht außerhalb von uns. Ich glaube nicht an den Himmel und die Hölle außerhalb von uns. Ich glaube nicht an den Jüngsten Tag, die Auferstehung von den Toten, das Jüngste Gericht, den gedeckten Tisch für die Braven im Himmel und das Höllen- und Fegefeuer für den unbegnadigten verdammten Rest. Und nicht nur, dass ich das nicht glaube, in meinen Augen ist es ein Verbrechen ”Gott” auf etwas derart narzisstisch Winziges dezimieren zu wollen, ein glatter (wenn auch untauglicher) Mordversuch ihn aus allem herauszuklauben und als hochhaushohe Licht- und unfassbare Vatergestalt in irgendeinen Himmel zu verbannen, den Menschen von ihm abzutrennen und auf und unter der Erde festzunageln, eine mutterlose Missgeburt, sein unwürdiger Diener, der ihm die Füße waschen und ölen darf, ihm aber niemals das Wasser reichen kann oder als seinesgleichen in die Augen schauen muss, während er sich im Keller am Spieß über dem Feuer dreht.  

Ich glaube Jesus. Dass er mein Bruder ist. Dass mir “Gott” in den Knochen sitzt, wie jedem andern auch bei den Augen, Ohren herauskommt, ich ihn esse, scheiße, mir ums Maul, in die Haare schmiere … mir gar nichts anderes übrigbleibt als über mich hinauszuwachsen, weil ich mein Vater bin, sein Kind, m/s/ein Verräter, Richter, Peiniger, Vollstrecker, alles.

Könnte ein Kirchenmann mit so einer etwas anfangen?

Diese Frage trifft den Punkt so wenig wie die Frage, ob ich über einen Kirchenmann ein Buch schreiben kann. Pater Hermann Klein-Hitpaß ist Pater Hermann Klein-Hitpaß.

Und wer ist Pater Hermann Klein-Hitpaß?

Ich zitiere einen Absatz aus einer Bilddokumentation von Christian Bobst mit dem Titel PROJEKT “STAND TOGETHER”, Copyright 2009

“Father Hermann Klein-Hitpass hat in Katatura eine Tagesstätte eingerichtet, um Frauen und Kindern einen Ausweg aus der Armutsprostitution zu ermöglichen. Das Haus ist von der katholischen Kirche finanziert, obwohl Prostitution für diese ein Tabu ist. Anfangs hatte die Kirche Hermann verboten, mit den Mädchen auf der Strasse zu arbeiten. Darauf brachte der Pfarrer die notleidenden Prostituierten vorübergehend in der Kathedrale in Windhoek unter, in der er als Priester tätig war. Später organisierte er Demonstrationen gegen teure Bauprojekte der Kirche. Ein hoher Polizeifunktionär, welcher aufräumen sollte, wurde von den Frauen als Freier identifiziert und verzog sich schnell wieder. Schliesslich kaufte die Kirche für den widerspenstigen Pfarrer ein Haus. So waren beide am Ziel: Die Kirche hatte keine Prostituierten mehr in der Kathedrale und Father Hermann einen Ort, wo er in Ruhe mit den Frauen und Kindern arbeiten konnte.”

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