Übriggeblieben.

Ein paar traurige Gestalten sitzen vor halbvollen Tellern. Können nicht vor und nicht zurück. Haben keinen Platz. Hier nicht und dort nicht, wo sie irgendwann einmal zuhause waren. Sind vor Jahren nach Österreich gekommen auf der Suche nach einem besseren Leben. Schließlich gehören wir alle zur EU. Dass der österreichische Arbeitsmarkt für sie noch nicht offen ist, haben sie anscheinend nicht bedacht, der Sozialhilfetopf auch nicht, und die Hürden unseres Ausländerbeschäftigungsgesetzes haben sie nicht geschafft. Sprich: Sie haben auf der ganzen Linie versagt. Planung und Ausführung untauglich. Die Brücken hinter sich haben sie abgebrochen und eine Brücke nach vorne gibt es für sie nicht. Schlafen wo? Das sagen sie nicht. Sie sind vorsichtig geworden. Vielleicht unter der Brücke, die es für sie nicht gibt. Für sie gibt es nicht einmal ein Bett der Wiener Wohnungslosenhilfe. Auch in die Gruft dürfen sie nicht. Sie dürfen nicht auf einer Matratze zwischen 100 Matratzen schlafen. Sie dürften auch unter der Brücke nicht schlafen. Weil sie ohne Geld und ohne Arbeit längst nicht mehr hier sein dürften.

Das Recht sich ohne Bedingungen und Formalitäten in Österreich aufzuhalten steht einem EWR-Bürger nur für drei Monate zu. Wer länger bleiben will, darf das nur “nach Maßgabe des 4. Hauptstückes des 2. Teiles des Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetzes”. (Wer die Bestimmungen lesen will: www.ris.bka.gv.at aufmachen, Bundesrecht anklicken, als Titel, Abkürzung NAG eingeben und im Feld darunter die §§ 51 bis 55.) Wer diese Anforderungen nicht erfüllt, dem fehlt das Niederlassungsrecht und er ist (gemäß § 86 Abs. 2 Fremdenpolizeigesetz 2005 - FPG) auszuweisen.

Einer zeigt mir seinen Tabakbeutel. Zigarettenstummel. Kein Geld für Tabak. Zum Betteln vielleicht zu müde. Der Mann ist nicht mehr jung. Stehlen kommt für ihn nicht in Frage, erklärt er mir. Schüttelt dabei energisch den Kopf. Dann lässt er ihn wieder hängen. Erstaunlich, was Menschen aushalten ohne böse zu werden, ohne von der Brücke zu springen, unter der sie nicht schlafen dürfen. Ist das Versagen? Was ist Versagen? Ihr Traum von einem besseren Leben ist nicht in Erfüllung gegangen. Das stimmt. Sie haben es nicht geschafft ihn umzusetzen. Jeder heißt nicht Karl Rabeder (z.B. www.luxusvillatirol.at). Aber sie haben es versucht. Und am Ende des Tages werden sie möglicherweise mehr Hürden geschafft haben und höhere als viele, die in einer Luxusvilla alt werden. Was bleibt übrig? Was ist wichtig am Ende? Die Mauern, in denen wir gelebt haben?

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