Es gibt nichts Schöneres als einem Vogel, der sich verirrt hat, die Freiheit wiederzugeben.

Ihn aus der Fremde wieder nach Hause zu schicken. Ihm die Mauern rund um ihn herum wegzunehmen, die Enge einer Wohnung zu verbieten, das Labyrinth zum Flügelbrechen. Ihm ein Fenster öffnen und keine andere Wahl lassen, alle anderen Wege versperren, Türen schließen, eine nach der andern, bis er draußen ist wie ein Patzen Senf aus der Tube.

Was das mit dem Thema des Blogs zu tun hat? Alles. Die Parkbänke und Notschlafstellen sind nur ein Punkt im Bild Obdach/losigkeit. Eine winzige Schublade, in der dieser Begriff schon seit zwei Wochen keinen Platz mehr hat. Es ist jetzt Mai. Alles blüht, wächst, der Frühling platzt aus allen Nähten, rast auf den Sommer zu. Die Tür steht sperrangelweit offen. Die Notschlafstelle ist geschlossen. Viele der ehemaligen Gäste sind jetzt auf der Donauinsel. Das Blog ist im Web. Wir sind auf der Straße. Keine Mauern mehr rund herum. Jeder, der will, sieht alles. Verloren? Zuhause? Fremd? Schnell wieder zurück ins Nest? Und der Kreis schließt sich.

Wer dieses LogBuch aufmerksam liest, wird mit der Zeit hoffentlich viele Kreise erkennen können und wie sie ineinander fließen, wie einer den andern ergibt, ergänzt, verdrängt. Wer nur Informationen, Geschichten und Statistiken über “wohnungslose Menschen” lesen will, ist hier nicht am richtigen Platz. Ich habe die Unart mich vom Fleck zu bewegen, mich oft sehr schnell zu bewegen, je nach dem, wie mich das Leben bewegt.

PS: Der Vogel war heute wirklich da. Ich erfinde keine Geschichten. Ich finde sie nur. Gelegentlich ein Körnchen. Literatur Leben (sage ich dazu).

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