“Da müssen Sie bei Architektur schauen.”

Gestern war ich in einer der größten Buchhandlungen in Wien, drei Minuten vom Stefansplatz. Ich wollte mich umschauen, welche Bücher es zum Thema Obdachlosigkeit gibt. Ein bisschen in die “Konkurrenzliteratur” hineinschmökern. Da ich keine Ahnung hatte, wo ich anfangen sollte zu suchen, ging ich zur nächstbesten Auskunft im Erdgeschoß: Meine Frage: ”Wo finde ich Bücher, die sich mit dem Thema Obdachlosigkeit beschäftigen und mit Personen und Einrichtungen, die obdachlose Menschen betreuen?” Die Antwort: “Da müssen Sie bei Architektur schauen. Und bei Psychologie. Beides im ersten Stock.” “Bei Architektur?” Ich weiß, dass ich schlecht höre, aber … “Na, Sie haben ja von Einrichtungen gesprochen.”

Im ersten Stock der nächste Versuch, soll heißen zur nächsten Auskunft. Ich stelle die gleiche Frage und die junge Dame schaut mich genauso an, wie der Mann eben im Erdgeschoß. Nein, da weiß sie nichts, dass es hier etwas gäbe. Ich kann es nicht glauben, fange an zu bohren. “Haben Sie keine Bücher wie z.B. das Buch über Pfarrer Pucher? Der Untertitel ist irgendetwas mit Rebell. Geschrieben hat es die Journalistin, die auch das Buch über Ute Bock geschrieben hat.” Es dauert eine Weile. Die junge Dame lässt mich nicht an ihren Gedankengängen teilhaben. Keine Ahnung, was da so lange dauert. “Gehen Sie da nach vor und dann nach links. Die Bock ist bei der Politik und der Pfarrer bei der Theologie.”

Ich gehe nach vor und nach links und stehe vor der nächsten Auskunft. Der Mann unterscheidet sich zum Glück heftig von den zwei Auskunftgebern, die ich bis jetzt hatte. Er ist sehr freundlich und sehr kompetent. Aber er findet trotzdem nichts. Ein Kinderbuch (Kirsten Boie, ein mittelschönes Leben) ist da. Im Erdgeschoß. Das Buch über Pfarrer Pucher ist nicht bei der Theologie, weil nicht mehr lagernd. “Das Buch ist über ein Jahr alt. Wenn nicht genügend Nachfrage da ist, bestellen wir es nicht mehr.” Aber er bestellt es mir gerne zur Ansicht. “Damit Sie nicht verpflichtet sind es zu nehmen.” Dann geht er mit mir Listen durch zu verschiedenen Themenbegriffen, schickt mir sogar eine an meine Mailadresse, erklärt mir, wie ich auf der Website der Buchhandlung Bücherlisten finde und wie ich sie durchsuche. “Wenn Sie auf den Listen Bücher finden, die Sie sich gern anschauen möchten, schicken Sie mir ein Mail. Vielleicht kann ich Ihnen das eine oder andere bestellen.” Eine Buchhandlung, wo ich auf Anhieb mehr Bücher zu diesem Thema finde, kann allerdings auch er mir nicht nennen.

Die Kommentare sind geschlossen.