P7, bzWO, JOSI, JUCA, R3, U63 …

Aber es gibt auch andere Namen: Ganslwirt, FrauenWohnZimmer, sHäferl, die Gruft. Oder: Haus Arndtstraße, Haus Gänsbachergasse, Haus Johnstraße, Haus Schlachthausgasse. Oder: Arbeitsgemeinschaft Nichtsesshaftenhilfe Wien, Heilsarmee Österreich, Volkshilfe Wien. Oder: Haus Allerheiligen, Neustart, neunerHaus. Oder: Haus Hermes, Haus Immanuel, Haus Leo.

Irgendwie kommt keine Freude auf. Dabei sind das die Orte für die Privilegierten. Da darf nicht jeder hin, der kein Dach über dem Kopf hat.

Wohin mit dem Kopf, wenn kein Dach da ist?

DER ERSTE SCHRITT: die richtige Anlaufstelle. Und die richtige Anlaufstelle ergibt sich aus der richtigen Schublade.

Gehört man z.B. in die Schublade “Grundversorgung” (Asylwerber, Vertriebene, andere “aus rechtlichen oder faktischen Gründen nicht abschiebbare” Menschen), gehört man zur Servicestelle der Caritas Wien (Asylzentrum). In diesem Fall darf man von den oben genannten Heimen und Einrichtungen nur träumen, denn die sind nur für den in § 7a Wiener Sozialhilfegesetz - WSHG angeführten Personenkreis.

Dieser § 7a WSHG ist nicht nur umfangreich, er ist ein Labyrinth. Die einzigen, die ohne wenn und aber in der Sonne stehen, sind “die Staatsbürger”. Alle anderen (plus das Gehirn dessen, der diese Bestimmung zu lesen versucht) werden durch einen Fleischwolf von Staatsverträgen, Verordnungen, Richtlinien, Gesetzen, Verfahren und Aufenthaltstiteln gedreht und wer dann noch im Spiel ist, wird über einen Parcours von Formulierungen wie “erlaubter Weise im Inland aufhalten”, “Einreise nicht zum Zweck des Sozialhilfebezugs” oder “sie dadurch nicht besser gestellt sind als Staatsbürger in dem betreffenden Staat” geschickt und wer sich dann immer noch nicht das Genick gebrochen hat, hat es geschafft und ist im Himmel der möglichen Sozialhilfebezieher.

Wenn man zu diesem illustren Kreis gehört und Leistungen der Sozialhilfe in Anspruch nehmen will, gehört man in eines der zehn Sozialhilfezentren der MA 40. Fehlt einem außer Geld auch das Dach über dem Kopf, gehört man zur Gruppe der “akut Wohnungslosen” und als Angehöriger dieser Gruppe in ein anderes Sozialhilfezentrum als mit Dach über dem Kopf, denn das Dach kann einem Bezirk zugeordnet werden, der Kopf nicht, in diesem Fall richtet sich die Zuordnung nach der Endziffer des Geburtsjahres. Aber nur, wenn keine minderjährigen Kinder im gemeinsamen Haushalt leben, gehört man zur MA 40, mit minderjährigen Kindern gehört man mit und ohne Haushalt zur MA 11. Gehört man zur MA 40 (leben also keine minderjährigen Kinder mit einem im nicht vorhandenen Haushalt) und möchte man die Nächte trotz akuter Wohnungslosigkeit in einem Bett verbringen, gehört man zusätzlich zur MA 40 zur Servicestelle P7 - Wiener Service für Wohnungslose der Caritas Wien, dort erfolgt nämlich die Zuweisung der Nachtquartiere. Und will man nicht nur ein Nachtquartier sondern auch einen Platz zum Wohnen zugewiesen bekommen, sich also von einem “akut Wohnungslosen” zu einem “ehemals Wohnungslosen” hinaufarbeiten, gehört man zusätzlich zur MA 40 und zur Servicestelle P7 zum bzWO - Beratungszentrum Wohnungslosenhilfe des Fonds Soziales Wien. Und wenn einem zwischendurch die sauberen Unterhosen ausgehen, zischt man in die Gruft (siehe z.B. Eintrag vom 14.3.09) und holt sich neue, Mo, Mi und Fr zwischen 14:45 und 17 Uhr, am Vormittag kann man z.B. in die Kleiderausgabe carla mittersteig zischen, Mo bis Fr, 9 bis 13 Uhr, und von dort ins Tageszentrum JOSI humpeln, dort gibt es Sozialarbeiter, die einem unter die Arme greifen, wenn die Muskeln versagen, außerdem kann man dort kochen, falls man noch Hunger hat, waschen, Wertsachen und Urkunden deponieren. Und bei einer Tasse Kaffee genießen, dass man zur “§ 7a WSHG Auslese” gehört.

Alle anderen dürfen das nämlich alles nicht, nicht einmal ins JOSI dürften sie, ins Tageszentrum St. Josef dürfen sie, geöffnet Mi bis So, 8 bis 15 Uhr, dort dürfen alle hin. Mittagessen um 40 bis 50 Cent, Duschen, frische Kleidung.

DER NÄCHSTE SCHRITT wäre logisch: Die “§ 7a WSHG Auslese” nimmt, was sie kriegen kann und kommt so wieder auf die Beine. Die anderen erledigen sich irgendwann von selbst.

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