Desolat sein dürfen.

Konrad ist klein, mager, das Gewand steht, davon bin ich überzeugt, auch ohne den Herrn, die Haare krümmen sich in alle Richtungen, mittellang, die Hände meistens schwarz, es gibt keinen, dem ich die Dusche so wünsche wie ihm, wenn er hin und wieder etwas isst und wenn er dabei redet, spuckt er, den Speichelfluss hat er nicht unter Kontrolle, das Gleichgewicht auch nicht, Alter irgendwo zwischen 40 und 60, streiten tut er, freundlich ist er, um halb zehn am Abend wankt er bei der Tür hinaus.
“Ich muss jetzt arbeiten gehen.”
Mein ratloser Blick.
“Er sammelt leere Flaschen und die bringt er morgen zurück.”
Ein hoffnungsloser Fall. Der wird nicht mehr anders.

Was ist Hoffnung und wer hofft hier was? Und was, wenn Konrad etwas anderes hofft? Als wer?

In Wikipedia wird Hoffnung haben (heute) definiert mit “eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung dahingehend haben, dass etwas, das dem Hoffenden wünschenswert erscheint, in der Zukunft eintritt, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht.”

Konrad wünscht sich, nehme ich an, dass in den Flaschen, die er einsammelt, noch etwas drinnen ist. Ein hoffnungsloser Fall? Desolat sein dürfen. Vielleicht wünscht er sich das auch. Ist kein Menschenrecht, Konrad.

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