Bruno, vielen Dank für die schöne Musik!

Dabei dachte ich, an diesem Abend gibt es nichts Schönes, der Dimmer muss kaputt sein, das Licht viel zu hell, keine verschwommenen Farben, die Konturen klar, überdeutlich. Dabei waren die Grenzen verschwommener als an jedem anderen Abend. Hätte man August (der Ehrenamtliche, der Nachtdienst hatte) unter die Gäste gemischt, ich hätte geglaubt, er ist einer von ihnen, so wenige ungepflegte Zähne hat er im Mund. Und ich habe mich in den fünf Stunden, die ich dort war, nicht nur einmal gefragt, wieso ein Mann ehrenamtlich in einer Notschlafstelle mitarbeitet, der Obdachlose als Gesindel bezeichnet und kein Problem damit hätte, dass wir (wir waren zwei Antikochfrauen in der Küche) “ihnen Wasser und Brot vorsetzen”, wenn uns das Kochen keinen Spaß macht.
“Du hast offenbar keine Ahnung von der Obdachlosenszene in Wien! Die können sich den ganzen Tag vollessen, ohne dass sie das einen Cent kostet!”
Ein Weiser, der Perlen vor die Säue wirft, Gnadenbrot verteilt und dabei genüsslich mit der Peitsche schnalzt …
“Hast du gelesen, was vorige Woche hier vorgefallen ist? Wenn sie sich heute nicht ordentlich aufführen, schmeiß ich ein paar von ihnen hinaus!”
Ich weiß bis jetzt nicht, was vor einer oder zwei Wochen vorgefallen ist, ich habe nicht nachgelesen, aber ich habe meine Eindrücke von diesem Abend weitergeleitet.
“Wenn sie dich abgrabschen … (Ein Mann hat mich an den Schultern gepackt und etwas gefragt.) Ich sag dir das nur, du musst dir das nicht gefallen lassen. Außerdem gibt es da diese kleinen Tierchen, du weißt schon … Mich greift hier keiner an.”

Ein trockener Abend. Dürr. Es fällt nichts vor. Gar nichts. Als die Steppe droht in Wüste überzugehen, fängt Bruno an. Eine tiefe Stimme mit/in lachenden Augen, ein Zweimetermann, der sich um eine Gitarre wickelt, Volkslieder aus Polen, einfach super. Ich wusste bis jetzt nicht, dass es hier Musiker gibt. Und Simsalabim. Die Einöde hat wieder Farben. Die Mundwinkel gehen nach oben und bleiben dort.

PS: Dieser Abend liegt Tage zurück. Es muss sich also niemand angesprochen fühlen.

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