Mein erster Nicht-mehr-nur-Schnupper-Dienst.

Und gleich das, vor dem ich mich am meisten fürchte: die Köchin (sprich: die Frau, die an diesem Abend das Kochen übernehmen wollte) ist ausgefallen. Aber Albrecht hat einen Hilferuf in die Schar seiner Ehrenamtlichen getan und eine liebe, kleine, junge Französin, ich nenne sie Christine, ist gleich gekommen um mir zu helfen.

Als Erstes eine Bestandsaufnahme: zwei große Schüsseln Nudeln von gestern sind da, zwei bis drei Portionen Linsensuppe, auch von gestern, Zwiebel, Karotten, Sellerie, ein Sack grüne Paprika, Kartoffeln, Müsliriegel, Lebkuchen, ein Karton Brot und Gebäck, Käse, Wurst, Aufstriche, ein paar überdimensionale Tuben Mayonnaise.

In meinem Antikochgehirn türmen sich die Fragezeichen, aber Christine als “alter Hase” (sie arbeitet seit drei Monaten als Ehrenamtliche hier mit) hat sofort ein Menü beisammen:

  • eine Gemüse(einschließlich Linsen)suppe zum Aufwärmen nach einem kalten Tag auf der Straße
  • zwei Sorten Nudelsalat - einmal mit Wurst, einmal mit Käse
  • wer dann noch nicht satt ist, bekommt belegte Brote
  • nachher Süßes, Äpfel sind auch noch im Keller

Wir schnipseln und schneiden und irgendwie verwandelt sich diese lose Ansammlung von Nahrungsmitteln in ein durchaus brauchbares Abendessen für nicht weniger, vielleicht sogar mehr als 40 Leute, während wir uns gegenseitig abtasten, erzählen, was wir so tun im Leben, sie mir das Aufgabenfeld einer Zeitungskoordinatorin erklärt und ich mir denke, was für tolle Menschen man kennenlernt, wenn man sich ein bisschen aus dem üblichen Rahmen hinausbewegt und ziemlich zufrieden bin, sogar dann noch zufrieden bin, als mir klar wird, dass eine der Riesentuben Mayonnaise so gut wie vollständig im Nudelsalat verschwunden ist.

Und ich werde noch viel zufriedener, als es an der Küchentür klopft. Ein Mann kommt herein, nickt uns zu und legt eine Tafel Marzipan-Schokolade auf den Tisch. “Heute ist der 8. März. Frauentag. Bei uns in Bulgarien ist es üblich, dass man den Frauen an diesem Tag etwas schenkt und sich bei ihnen bedankt. Danke schön für alles.” Er gibt jeder von uns die Hand und draußen ist er wieder bei der Tür.

Fünf Minuten später der nächste. Ein Pole. Wir verstehen nicht, was er sagen will. Er geht und holt einen Dolmetsch. Wieder der 8. März. Wieder ein Danke. Der Mann ist riesig und steckt in einem riesigen Anorak. Er schaut auf uns zwei herunter, er hat keine Schokolade, er nimmt eine in den linken Arm, eine in den rechten und drückt uns an sich. Wir lachen alle drei von einem Ohr zum andern.

Mir hat am 8. März bis jetzt noch nie jemand etwas geschenkt oder sich bei mir bedankt. DANKE!

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