Krätze.

Ein ungemein hässliches Wort. Die Milbe, die zu diesem Wort dazugehört, ist ein Spinnentier.

Die Weibchen bohren sich in die Oberhaut und legen dort in den Kanälen Kot und ihre Eier ab. Ihre Absonderungen bringen Bläschen, Pusteln, Quaddeln, alles Unmögliche hervor. Die Männchen gehen nicht in die Tiefe, sie wuseln auf der Hautoberfläche herum und suchen die Weibchen.

Inkubationszeit drei bis sechs Wochen. Eine weitverbreitete parasitäre Hauterkrankung, ansteckend, aber “ein paar Tage Antibiotika und weg ist sie.”

Trotzdem. Krätze ist eine Grenze, hinter der jeder vor mir sicher ist. Zumindest bis ich begriffen habe, warum jemand mit so etwas durch die Gegend rennt und die Leute rundherum ansteckt (”Viele haben das hier.”) und nicht und nicht bereit ist sich behandeln zu lassen. Man kann das auch ohne Krankenversicherung. In Wien auch ohne langwierige Anreise. Es gibt den Louise-Bus, der von Bezirk zu Bezirk fährt und keine Suppe bringt sondern ambulante, medizinische Erst- und Notversorgung, und es gibt die Barmherzigen Brüder, die Menschen ohne Krankenversicherung nicht nur ambulante sondern auch stationäre Betreuung anbieten. Man muss nur hingehen.

Schamgefühl höre ich immer. Das Wort Rücksicht (bis jetzt) nie. Das bleibt an uns Ehrenamtlichen hängen mit oder ohne Spinnentier.

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