In den letzten Monaten hatte sie nichts mehr

von ihrer so selbstbestimmten Art. Sie wurde ganz still, hörte wohl zu, sagte aber selbst nur mehr ganz wenig. Einmal sagte sie: „Jetzt ist eine komische Zeit. Jetzt habe ich nur mehr das Sterben vor mir.“

Als ich sie Mitte Mai nach einem Monat Abwesenheit wiedersah, waren abgesehen von ihrem rapiden körperlichen Verfall zwei Dinge anders: ihre Augen und (manchmal) ihr Lächeln

Ihre Augen waren so dunkel und tief, wie ich sie niemals zuvor gesehen hatte, wie offene Tore ins Weltall oder ins Jenseits, als könne man durch sie „hinüber“ schauen, weil sie von „drüben“ zu einem herüber schauen.

Und ihr Lächeln? Manchmal, wenn sie aus ihrer Versunkenheit und In-sich-Gekehrtheit auftauchte, schaute sie mich mit einem umwerfend wachen, feinen, liebevollen Lächeln an.

Auf dieses Lächeln hatte ich mich schon gefreut bei unserem nächsten Wiedersehen. Ich hatte es 66 Jahre lang vermisst …

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