Wie ist es, wenn man überall sein kann?

Du bist jetzt am Friedhof, wo mein Bruder vor deinem Grab steht, und hier bei mir. Davon bin ich überzeugt. Oder du bist nirgendwo.

Muss eine gewöhnungsbedürftige Erfahrung sein. KEINE GRENZEN mehr. Man kann überall hin, überall hinein. Keine Tür ist mehr verschlossen. Kein Berg zu hoch. Kein Dickicht zu dicht. Kein Wald zu unheimlich. Es gibt KEINE GEHEIMNISSE mehr.

buchberg-herbst-und-sonne-008

Siehst du jetzt mehr als du sehen willst? Hörst du mehr, als dir lieb ist? Kannst du dich jetzt noch vor irgendetwas wegducken? Dir die Ohren zuhalten, wenn du ein Gespräch hörst, das du viel lieber nicht hören würdest?

Du kannst jedenfalls nirgendwo mehr eingreifen. Dieser Zug ist abgefahren. Das dürfte manchmal schwer auszuhalten sein, oder? Sehen, was ist, und nichts mehr tun, nichts mehr ändern können, obwohl du jetzt vielleicht weißt, was zu tun (gewesen) wäre, zuhören und nichts mehr erwidern können.

Du kannst dir jetzt nur mehr denken: „Hätte ich doch …“ Du bist jetzt draußen vor der Tür, obwohl es keine Tür mehr für dich gibt.

Die Kommentare sind geschlossen.