12 Stunden im Zug sitzen (6 hin und 6 zurück),

nur um eine halbe Stunde vor dem Notartermin (Verlassenschaftsabhandlung) von meinem heißgeliebten Brüderlein die trockene Information zu bekommen: „Ich muss noch nachdenken. Ich muss in den nächsten Tagen noch mit meinen Kindern reden.“ Als gäbe es kein Telefon, als wären nicht bereits vier Monate mit Nachdenken vergangen, als hätte es die Aussage „Bis zum Notartermin habe ich mich entschieden“ nie gegeben, als hätten wir uns vor ein paar Wochen nicht endlich darauf geeinigt, das Haus zu verkaufen.

Verlassenschaftsverfahren sollten zwingend Psychiater beigezogen werden. Um 23:30 Uhr war ich wieder zuhause.

Heute Morgen vor dem Aufwachen träumte ich, dass mich meine Mutter ganz aktiv dabei unterstützte, anderen Menschen zu helfen. Diese Menschen lagen halb tot oder sterbend, zumindest alle irgendwie verrenkt auf einem Haufen auf oder neben der Straße, einer von ihnen hatte ein grobes Leinentuch über dem Gesicht, es schien daran festgewachsen, festgeklebt, es sah aus, als müsse er große Schmerzen haben. Ich stand da, wusste nicht, was tun, wo anpacken, ob überhaupt anpacken. Mir erschien die Situation ausweglos, viel zu “groß” für mich Winzling. Am besten weitergehen, dachte ich. Aber da war auch meine Mutter und sie ergriff die Initiative, packte an, wir packten an, griffen hinein in den verrenkten Gliederhaufen und gemeinsam schafften wir es, die Menschen wieder aufzurichten, aufzupäppeln. Als ich aufwachte, sah ich gerade noch den Mann, der das Tuch über dem Gesicht gehabt hatte, im Wohnzimmer meines Elternhauses auf der Couch sitzen, jetzt ohne Tuch, er war jung mit Lockenkopf, das Gesicht sehr sympathisch, er lachte.

Traumdeuter wären auch gut …

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