Wo viel Ende, da viel Anfang.

Diesen Satz sollten wir uns vor Augen halten in Zeiten wie diesen. An ihm kann man sich anhalten wie am Klettersteig an einem Seil. Ich zumindest mache das, mit immer mehr mehr Vertrauen. In meinem Leben ist dieser Satz wahr.

Vieles ist und vieles geht jetzt zu Ende. Die Verlassenschaft nach meiner Mutter ist abgewickelt. Die Beziehung zu meinem Bruder zerbrochen. Mein Elternhaus ist nicht mehr mein Elternhaus. Der Pinzgau als mein zweites Zuhause bis auf Weiteres eine Erinnerung. Auch hier im hitzegebeutelten Osten, meinem „ersten” Zuhause, ist vieles beim Auslaufen. Eine letzte Urlaubsvertretung noch, dann müssen die §§ endgültig Platz machen in meinem Kopf für Neues, Weites, Junges, vielleicht auch für Nichts, aber Platz machen müssen sie. So wie die zu 150% funktionierende Mutter in mir Platz machen muss (und will!), mit 67 Jahren darf sie sich aus dem Leben ihres Sohnes zurückziehen und ihn seinen Fähigkeiten überlassen.

Nur die (einmal wöchentlichen) Nachtdienste in der Notschlafstelle möchte ich weiterhin machen, wenn ich aus Nepal zurückkomme (und nicht gleich wieder wegfahre). Sie begleiten mich. Sie sind ein Teil von mir, so wie ich Teil der Straße bin, die endlos ist wie der Himmel. Aufbrechen in einen neuen Lebensabschnitt. Es ist Zeit. Wie sagt Hermann Hesse im Gedicht Stufen? Eh wissen …

Aus der Dal-Küche für Straßenkinder in Kathmandu – so wie ich das ursprünglich vorhatte - wird übrigens nichts. Das hat mir mein Körper in den letzten Monaten mehr als deutlich zu verstehen gegeben. Er meint doch tatsächlich, er sei endlich …

Also breche ich auf ins Ungewisse mit Schlafsack, bequemen Schuhen und Tablet. Ein bisschen muss ich noch üben. Und packen.

NEPAL ist immer gut an Wegkreuzungen. Vor zehn Jahren war ich dort und nach meiner Rückkehr habe ich mich ins Asyl- und Fremdenrecht versenkt und begonnen, Flüchtlinge zu begleiten.

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