10 Monate später: Was ist aus den Nepal-Projekten geworden?

Viel weniger als gedacht …

Im “Blind Center” (Artikel vom 8., 24. und 25. November 2023) gibt es neue Duschen und Toiletten, einige Waschbecken, eine Waschmaschine und Solarpanele fürs Warmwasser. Für die Kühe und Hühner gibt es irgendwo außerhalb einen “Stall” (sprich: einen Verschlag). Pramid (der kleine Waisenjunge) besucht eine Privatschule. Und damit er sich dort wohler und am Schulweg und beim Hausaufgabenmachen nicht so allein fühlt, besucht auch seine Freundin Sangita (ein etwa gleichaltriges Mädchen, das ebenfalls im Blindcenter lebt) diese Privatschule.

Das war’s dann aber schon.

Frauen, die für halbwegs Sauberkeit im “Blind Center” sorgen und am Nachmittag mit den Kindern Hausaufgaben machen, gibt es nicht. Dieser Teil des Projektes ist an einem Satz gescheitert: “In Nepal educated women never do the cleaners job.” Und an meinem Zorn über dieses blödsinnig verbohrte Kastendenken.

Und als ich erfahren habe, dass infolge der neuen WC- und Duschanlagen weitere Familien und Kinder in dieses “Blind Center” aufgenommen worden sind und jetzt in diesen winzigen Wellblechhütten 35 Erwachsene und 28 Kinder - also insgesamt 63 Menschen !! - leben, habe ich jede weitere Unterstützung für diese Einrichtung abgelehnt. So war das nicht ausgemacht. Ich wollte den dort lebenden Kindern ein halbwegs menschenwürdiges Dasein ermöglichen. Das war mein ausdrücklicher Wunsch. Ich wollte nicht, dass sie mit noch mehr Menschen zusammengepfercht werden und dass noch mehr elternlose Kinder in dieses kleine Center mit Behinderten (die sich selbst kaum helfen können) gestopft werden.

Damit ist auch das für die Zukunft angedachte weit größere Projekt “Burnt Women & Orphans” (Artikel vom 11. und 25. November 2023) tot. Denn wenn die Zusammenarbeit nicht einmal bei so einem Mini-Projekt funktioniert, wird das bei einem großen Projekt nicht anders sein. Vielleicht bin ich engstirnig, aber ein bisschen mitreden möchte ich als Geldgeber schon dürfen. Außerdem wurde mir nie auch nur ansatzweise ein Plan/Projekt vorgelegt. Ich glaube mittlerweile, dieses Projekt hat von Anfang an nur in meinem westlichen Träumer-Kopf existiert. Chhultim und Sita dürften nie daran geglaubt haben. Sie leben - beide körperlich selbst behindert - in der nepalesischen Realität, deren glasklare Härte ich Wohlstandsbürgerlein nie ganz an mich herangelassen habe.

Es wird wohl so sein, wie Chhultim zum “Blind Center” und den Verhältnissen in Nepal schreibt: “Now there are 35 adults and 28 kids, sharing same room. They have adjusted and prefer to live together than to sleep in road. They are fine and happy to get space in center.” Und in einer anderen Nachricht: “It’s better than nothing. We can’t go to European standard since we don’t have any strong doner to provide all kind of facility as you imagine.”

Wir sind nach wie vor in loser Verbindung. Die beiden meinen es - ohne jeden Zweifel - gut und bemühen sich sehr.

Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann, MEIN Kastendenken abzulegen. Aufzuhören zu glauben, dass ich besser als die vor Ort Lebenden weiß, was die “armen” Menschen dort brauchen und was gut für sie ist und wer von den zahllosen Armen dort ärmer bzw. “hilfswürdiger” ist als andere. (Frage an mich: Ist das eine Form von “Kolonialherren-Denken”?)

Bis dahin werde ich mich darauf beschränken, Chhultim einmal jährlich das Schulgeld für Pramid und Sangita zu schicken. Ihre ersten Zeugnisse schauen gut aus.

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