Tag 1 (15. Juni 2010)

10:25 Uhr Abflug Wien Schwechat. Mein erster „Niki-Flug“. Mit Niki-Aufkleber, Niki-Stimme (Sicherheitsanweisungen), das Flugzeug halbleer, blitzsauber, das Personal freundlich, eine Spur zu freundlich, Himmel wolkenlos, Bukarest 30 Grad, Flugzeit 1,15 Stunden. 119 € für Hin- und Rückflug. Die Autobahn unter mir eine Ameisenstraße, Dunarea (die Donau) eine braune Brühe, die Felder Patchwork, als würde mit dem Lineal gearbeitet. Fensterplatz. Sandwich, Saft, Wasser, Kaffee. Sandwich und Kaffee im Pappendeckel, kein Plastik, sehr sympathisch. Die Zeit fliegt. Ein paar Gedanken an das, was auf mich zukommt, ein paar an das, was ich zurücklasse. Warum ich jetzt eine Woche nach Bukarest fliegen soll, um mir das Ganze anzuschauen, weiß ich zwar nicht, denn ich habe fix und fest vor von Anfang September bis Ende März in Rumänien bei dem Straßenkinderprojekt von Concordia mitzuarbeiten, aber Ruth Zenkert wird schon ihre Erfahrungen haben mit Volontären und jetzt bin ich hier und im Landeanflug und neugierig. Das Patchwork kommt wieder, auch Rumänien schaut von oben ungemein zivilisiert aus, nur kleinkarierter bzw. schmalgestreifter als Austria. Nein, doch nicht so zivilisiert, die Farben sind abgetragener und es gibt riesige Flecken, Flächen ohne Streifen und Karos, wie ausgewaschener Stoff, die Farben in sich zerrissen. Ja, es schaut aus wie Rumänien. Mir gefällt es. Ich freue mich auf dieses Land. Auf die Menschen. Und gelandet. Das Gepäck im Handumdrehen. Noch nie so einen problemlosen Flug gehabt.

Wer wird mich abholen? In der Schildermenge beim Exit auch ein Schild CONCORDIA. Hinter dem Schild ein großer Mann, schlank. Fabian Robu. Er sagt “Frau Martha” zu mir. Ich glaube, er ist die rechte Hand von Ruth Zenkert (er nennt sie „die Frau Generaldirektor von Concordia“). Zur Zeit ist er jedenfalls auch zuständig für die Volontäre, weil der sehr engagiert wirkende junge Österreicher, der sich im Mai bei meinem Vorstellungsgespräch in der Concordiazentrale in Wien als neuer Mitarbeiter von Concordia und für die Programmgestaltung und Einteilung der Volontäre (Mit)Verantwortlicher vorgestellt und auch das Gespräch mit mir geführt hat, nicht mehr da ist. Die Erklärung von Fabian: „Markus war eine Zeitlang bei uns, hat sich aber entschieden doch nicht länger zu bleiben.“ Es muss mindestens 35 Grad haben. Irre heiß. Unser Ziel: Casa Juda.

Casa Juda ist das “jüngste” Concordia-Haus in Rumänien, es wurde im Feber 2009 eröffnet. Es ist ein Jugendhaus (laut Homepage wohnen ehemalige Straßenkinder dort, “die zu einer hoffnungsvollen Jugend herangewachsen sind” und freiwillige Helfer) und zugleich die neue Zentrale von CONCORDIA Rumänien in Bukarest. Das Haus ist groß, schön, neu, sauber, blitzsauber, hell, geräumig, mit einer riesigen Dachterrasse, um das Grundstück herum ein bemalter Zaun, Menschen, die sich an den Händen halten. In den Blumenbeeten liegen bunt bemalte Steine, die Eingangstür wird mit großen bemalten Steinbrocken aufgespreizt. Auch im Inneren des Hauses gibt es ungemein viel Gezeichnetes, Gemaltes, Gebasteltes, es schaut sehr freundlich aus, gepflegt. Natürlich dürfen Jesus und Judas nicht fehlen, gefaltete Hände, Heiligenscheine, kein Problem, es ist ein kirchliches Haus. Was mich abstößt, sind Plakate wie diese. 

imgp00271imgp00171

 

Als Erstes mein Gepäck ins Zimmer, ich werde in diesen Tagen hier wohnen.  Ein Einzelzimmer, sehr freundlich, hell, gleich daneben Dusche und WC, die/das ich mir mit einem zweiten Zimmer, das zur Zeit leer ist, teile. Fabian zeigt mir kurz das Haus. Im Erdgeschoß Büros (es gibt sogar einen eigenen EDV-Mann und eine Journalistin, die für PR und die Zeitung zuständig ist), Küche, Speisesaal, die Kapelle. Im ersten Stock wohnen „die Kinder“, das sind durch die Bank wohlerzogene junge Leute (Alter würde ich schätzen zwischen 15 und 25), die arbeiten oder in die Schule gehen oder studieren, im zweiten Stock sind die Gäste, Volontäre, Mitarbeiter untergebracht plus ein großer Raum, in dem viele Leute zusammensitzen können. Ganz oben die Dachterrasse ist vor allem in der Nacht, aber auch in der Früh beim Morgensport ein Traum. Im Untergeschoß gibt es u.a. einen selbstgebastelten Einkaufsladen, von der Sonnenbrille übers T-Shirt bis zum Brotaufstrich können „die Kinder“ hier alles kaufen und zwar mit einer Concordia-internen Währung, hübsche Papierscheine, die mich an DKT-Geld erinnern, nur nicht so professionell. Und wofür bekommen sie dieses Geld? Für die Mitarbeit, die Teilnahme am Programm. „Wer etwas leistet, muss auch etwas dafür erhalten.“ Im Erdgeschoß im Eingangsbereich ein riesiges Plakat Stift Klosterneuburg. Einer der großzügigen Spender.

Essenszeit. Hühnerleber, Gemüse. Ausgezeichnet. Das Servierteam geschniegelt, zwei der Jugendlichen, die hier wohnen. Einer der beiden hat sogar eine säuberlich gefaltete weiße Serviette über dem rechten Arm hängen. Ich werde aufgeklärt: Die Frau des ehemaligen Direktors des Hotels Hilton in Bukarest bringt den jungen Leuten das Servieren und Tischdekorieren bei. Unter ihre Fittiche nimmt sie vor allem jene, die im Gastgewerbe arbeiten wollen. Super. Ich begeistert. Vor dem Essen ein Gebet, nach dem Essen ein Gebet (ganz kurz). Wir sind plusminus 20 Leute beim Essen. Einige Österreicher, Volontäre, Angestellte, viele neue Gesichter, es prasselt Namen und Funktionen. Muss ich sie mir alle merken? Nein. Lucian, der Leiter des Hauses, ist zur Zeit mit einigen „Kindern“ in Deutschland. Stefanie, eine ganz liebe junge Rumänin, hat etwas wie die Mutterrolle in diesem Haus über. Ein kurzes Grüß Gott mit Ruth Zenkert. „Nach dieser Woche sollten wir wissen, ob und wenn ja, wo/wie wir Sie einsetzen können.“ In dieser einen Woche werde ich hier im Haus Juda und im Straßenzentrum Sankt Lazarus mitarbeiten, erklärt mir Fabian, und am Wochenende fährt er mit mir und einer zweiten künftigen Volontärin, die übers Wochenende aus Deutschland angeflogen kommt, auf die “Farm für Kinder” und/oder in die “Stadt für Kinder”. Super.

Mein heutiges Nachmittagsprogramm: Besichtigung des Sozialzentrums Sankt Lazarus, kurz: “das Laza”.  Das Laza ist die erste Anlaufstelle für die Kinder und Jugendlichen von der Straße. Es ist der erste Schritt von der Straße weg. Im Laza gibt es Essen, Schlafplätze, Duschen, frisches Gewand, ärztliche Betreuung. Alle weiteren Schritte erfolgen von dort aus. Das Laza ist nicht weit vom Juda entfernt. 10 Minuten zu Fuß bzw. dreimal um die Ecke. Und was hängt neben der Eingangstür? Ein großes Multumim (heißt: wir danken) u.a. an das Stift Klosterneuburg und die Stadt Wien. Rund um das Haus und im Garten viele Leute, drinnen fast niemand. Grund: Das Laza ist als Schlafzentrum genehmigt (entspricht in Österreich einer Notschlafstelle), deshalb dürfen sich seine Bewohner untertags nicht bzw. nur im unbedingt notwendigen Ausmaß im Haus aufhalten. In einem Gebäude daneben gibt es einen  Turnsaal, Sanitärräume und Räume für künstlerische bzw. kreative Aktivitäten wie Basteln, Malen, Werken (nennt sich Laza-Art).

Im Gegensatz zum Juda ist das Laza ein riesiges, altes, verbrauchtes Gebäude, eine ehemalige Schule, das/die die Stadt Bukarest Concordia zur Verfügung stellt (erzählt mir ein Volontär), abgewohnt, aber wenn man den ersten Schock des Andersartigen hinter sich hat, eigentlich ziemlich gemütlich. Auch hier überall Gemaltes, Bemaltes, Gebasteltes. Das Haus ist wie seine Bewohner. Es ist nichts Gewohntes, Hübsches, Harmloses. Es ist ein besonderes Haus für besondere Menschen, die spätestens nach dem dritten Blick etwas Liebenswertes an sich haben, die meisten haben sogar ziemlich viel Liebenswertes an sich, viel mehr als viele Stinknormale. Hier ist nichts normal. Wahrscheinlich gefällt es mir hier deshalb so gut. Müsste ich das Haus und seine Bewohner mit einem seiner Möbelstücke darstellen, würde ich diese Bank nehmen:

imgp00991

Die Menschen, die hier wohnen oder von Zeit zu Zeit Unterschlupf suchen, sind ein buntes Durcheinander. Etliche sind geistig, manche auch körperlich behindert, viele sind psychisch krank, zumindest verhaltensauffällig, viele sind aber auch nur zu ungeschickt oder zu faul oder zu ungehorsam für ein normales Leben und dann gibt es noch diejenigen, die in ihrem Job so wenig verdienen, dass sie sich keine Wohnung, kein eigenes Zuhause leisten können und daher hier im Laza wohnen (im Laza zahlen Berufstätige 200 Lei im Monat, das sind ca. 50 Euro, ob in diesen 200 Lei das Essen inbegriffen ist, weiß ich nicht), es gibt auch Schwangere hier und Mütter, allerdings ohne ihre Kinder, die Kinder sind entweder in Concordia Kinderhäusern oder Kinderhäusern der Stadt oder anderer Hilfsorganisationen untergebracht. Auch in den Geschichten, die die Leute erzählen, gibt es fast immer eine Mutter, meistens unendlich viele Geschwister, auffallend selten einen Vater.

Warum gibt es im Laza keine Kinder? Ich sehe keine Kinder. Auf der Concordia-Homepage ist immer und überall von Kindern die Rede, auch in der Beschreibung des Laza und es sind so gut wie nur Fotos von Kindern abgebildet, auch über dem Text, in dem das Laza (Sozialzentrum Sankt Lazarus) beschrieben wird, ist ein, ich würde sagen, 8-10jähriger, Bub abgebildet und im Text kommt das Wort Kinder öfter vor als irgendein anderes, ich sehe weder im Juda noch im Laza welche. In beiden Häusern gibt es Jugendliche und Erwachsene, aber keine Kinder. Auskunft: Die Anzahl der Kinder, die auf der Straße leben, ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen, weil es mittlerweile mehr Angebote von Seiten des Staates bzw. karitativer Organisationen gibt und wenn Kinder  von der Straße ins Laza kommen, werden sie sofort bzw. so schnell wie möglich in anderen Häusern von Concordia untergebracht, in denen nur Kinder wohnen. Gut. Das ist ein Argument und sinnvoll. Der Geschmack ist trotzdem schal, wenn ich an die 100% „kindliche“ Aufbereitung der Website denke. Kindergesichter machen Spenderherzen größer? Außerdem ist der Begriff Kinder dehnbar. Und wahrscheinlich sieht sich Concordia als eine einzige große Familie und in einer Familie bleiben die Kinder immer die Kinder, auch wenn sie 60 sind. (Außerdem sind und bleiben ja auch wir Menschen nach Auffassung der Kirche bis in alle Ewigkeit die Kinder des Vaters im Himmel, egal, wie uralt wir werden, erwachsen werden wir nie, sonst müssten wir irgendwann unserem Vater gleichgestellt sein und das, glaube ich Ungläubige, steht nicht im Kirchenprogramm.) Und vielleicht sind unter den Erwachsenen im Laza von heute auch Kinder von 1991. Moise zum Beispiel ist ein solches Urgestein, das nach wie vor abwechselnd im Laza und auf der Straße lebt. Er ist ein ganz eigener Typ. Liebenswert. Im Moment ist er grantig, der Bauch tut ihm weh, er ist frisch operiert und hat offenbar massive Probleme mit dem Essen.

Ein lieber junger Volontär aus Oberösterreich, der schon eine ganze Weile hier im Laza arbeitet und auch wohnt, führt mich durchs Haus. Zur Zeit arbeiten fünf junge Österreicher im Laza mit, wovon vier auch dort wohnen, sie schlafen zu viert in einem Zimmer, das Bad erbärmlich, Schimmel an den Wänden, zumindest ist die Decke an den Rändern schwarz, in der Mitte des Raumes steht ein Kübel, weil es von der Decke tropft, der Boden ist nass. Manche von ihnen arbeiten völlig unentgeltlich (wie der Oberösterreicher), andere bekommen vom Bundesland, aus dem sie kommen oder von der Organisation, über die sie hierher gekommen sind, ein paar hundert Euro (der Vorarlberger etwa bekommt ca. 350 Euro pro Monat), einer oder zwei sind Zivildiener. Sympathisch sind sie alle fünf. Alle, die hier mitarbeiten, sind sympathisch, an erster Stelle der Hausleiter Marius, aber auch alle anderen Educatoren (schreibt man das so?), die ich im Laufe dieser wenigen Tage gesehen und kennengelernt habe, bis auf einen, dessen Namen ich nicht einmal nennen könnte, weil ich ihn mir nicht gemerkt habe. Es sind schrecklich viele Namen. Die Gesichter merke ich mir sofort, die Namen nicht. Wie es mit Flöhen ist und Wanzen, frage ich und denke an die Notschlafstellen in Wien, in denen diese Tierchen durchaus vorhanden und gelegentlich auch ein Problem sind. Man muss hier im Laza mit Bissen leben, werde ich aufgeklärt, Flöhe gibt es immer wieder, die bekommt man auf Dauer nicht weg. „Du schneidest dir dann einfach die Haare, wäscht dich mit einem Flohshampoon und die Sache ist erledigt. Nicht weiter schlimm. Juckt halt ein bisschen.“ Okay. Ich werde es überleben.

Was mache ich an diesem ersten Nachmittag? Schauen, schauen, zuhören und fragen. Den ganzen Tag über gibt es ein Programm für die Leute. Vor dem Frühstück und vor dem Abendessen Kapelle, am Vormittag vor allem putzen, in der Küche und im Garten arbeiten, viel basteln, werken, Sport, sogar am Abend gibt es ein Programm, zur Zeit ist es meistens die Fußball WM. Programm ist das Wort, das ich in diesen paar Tagen in Bukarest öfter höre als in meinen 54 bisherigen Lebensjahren zusammen. Und die Begriffspaare „wenn, dann“ und „wenn nicht, dann nicht“. Wer auf Dauer hier wohnen will, auch im Laza, muss sich mit dem Wort Regeln vertraut machen, bekommt Punkte oder keine Punkte für das, was er (nicht) tut, mit den Punkten kann er z.B. im hausinternen Cafe Kaffee trinken, ohne Punkte bekommt er auf die Dauer Probleme. Völlig punkte- und regellos kann man hier, wenn ich es richtig verstanden habe, einmal am Tag essen, am Abend, ab 20 Uhr, es sei denn, man hat Hausverbot, und eine Zeit lang schlafen, aber nicht in den Zimmern, glaube ich, am Gang, im Raum gleich neben dem Hauseingang, es sei denn, man hat Hausverbot, sogar am Boden schlafen die Leute oft, wird mir erklärt, zahlenmäßige Beschränkung gibt es keine, auch keine altersmäßige. Zweimal in der Woche kommt eine Ärztin, zweimal in der Woche gibt es ein paar Stunden, da können die Leute von der Straße, die nicht hier wohnen, zum Duschen kommen und sich frische Sachen zum Anziehen holen.

Etwas Besonderes an diesem Nachmittag? Eine Wasserschlacht. Mit dem Gartenschlauch, mit Eimern, zu ebener Erde, aus den Fenstern im ersten Stock, von überall kommt das Wasser her, alles schwimmt, alle lachen, alle machen mit, auch die Volontäre sind tropfnass, Stefanie, die liebe, junge Rumänien aus dem Haus Juda ist auch da, macht auch mit, ist sogar ziemlich “federführend” mit dem Gartenschlauch. Diese Frau mögen, glaube ich, so ziemlich alle hier. Was sie tut und sagt, kommt von Herzen.

Und simsalabim ist es Abend und Zeit für die Andacht in der Kapelle. Bummvoll. Viel Singen, viel Beten, alles Rumänisch. Machen die Leute das freiwillig oder ist auch das Teil des Programms? Etliche Gesichter und Körperhaltungen lassen mich Programm vermuten. Viele sind aber voll dabei, für sie ist das ihr Zuhause, ihre Zuflucht, gibt ihnen Geborgenheit. Auch das steht in den Gesichtern. Sie sind selig mit ihrem Vater im Himmel, selig, dass sie danke und bitte sagen und (endlich?) Kind sein und folgen dürfen, nicht mehr selber denken und entscheiden müssen. Dann Abendessen. Auch hier vorher beten, nachher beten. Die Sprüche, die zu sagen sind, hängen (für die, die neu dazukommen) an der Wand. Es gibt Nudeln. Weich ist ein Hilfsausdruck. Ich werde wieder aufgeklärt: Erstens kann man die rumänischen Nudeln nicht al dente kochen, ihre Zusammensetzung ist anders und/oder das Mehl, und zweitens mögen sie die Rumänen besonders weich besonders gerne. Auch recht. Werde ich hier weiche Nudeln essen, oder, wenn ich weiß, dass es Nudeln gibt, mehr Suppe vorher. Kein Problem. Die Suppe ist übrigens ganz ausgezeichnet. Nach dem Essen begleiten mich Konstantin und John (oder Jon), zwei junge Männer, die im Laza wohnen, ins Juda. Beide freundlich, zuvorkommend, es geht auch ohne Rumänisch ganz gut. Viele hier können ein bisschen Deutsch oder Englisch. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben bei den beiden.

Im Juda gehe ich gleich auf mein Zimmer. Ich bin supermüde. Setze mich aufs Bett, schreibe ein langes sms. Es klopft. Helga und Marianne (die Namen sind erfunden). Ob ich noch etwas brauche. Ob ich am Abendprogramm teilnehmen will. Nein danke, sehr lieb, ich will heute nur mehr in Ruhe ausdampfen und dann unter die Dusche gehen, es ist immer noch irre heiß. Die beiden setzen sich ein Weilchen zu mir. Fragen gibt es genug. Zum Beispiel: Wie ist das mit der Andacht? Ist sie Pflicht? Ob sie im Laza Pflicht ist, wissen sie nicht. Hier schon. Hier ist sie Teil der Erziehung. Wer nicht zur gemeinsamen Andacht kommt, darf anschließend auch nicht am gemeinsamen Essen teilnehmen. (Die Kinder müssen deshalb aber nicht hungern, sie haben im ersten Stock eine Küche und in dieser Küche gibt es immer etwas Essbares.) Müssen die Volontäre, die hier im Juda mit den Kindern arbeiten, auch zur Andacht? Ja. Vorbild. Und wenn nicht? Gleich wie „die Kinder“. Noapte bune (Gute Nacht).

Die Kommentare sind geschlossen.