Die Ernte eines ganzen Jahres verschenken.

Wie klingt das? Utopisch? Hinterwäldlerisch? Nach einem einsamen, großzügigen Akt?

Vor ein paar Tagen war ich in einem Diavortrag der Seenomaden (siehe Artikel Zwei Weltenwanderer aus Wien). Sie waren vier Jahre in der Südsee unterwegs und zeigten vor allem Bilder von den sog. Hinterhöfen (soll heißen: von den Inselgruppen abseits des Mainstreams). Sie erzählten von der dort üblichen Schenk-Kultur. Auf vielen Inselgruppen gelte der Grundsatz: Nur Geschenktes ist etwas wert. Auf einer der Inselgruppen sei es sogar üblich, dass die Menschen das ganze Jahr über auf ihren Feldern arbeiten, die Ernte einbringen und anschließend zu 100% verschenken. Klingt paradiesisch, oder? Auch die Politik muss völlig im Gegensatz zu der stehen, die bei uns (soll heißen: in den sog. entwickelten Ländern) gemacht wird. Ein Beispiel: Auf einer dieser Inseln hat vor Jahren ein Sturm alles verwüstet und Neuseeland hat angeboten die Insel ein Jahr lang mit Reis zu versorgen. Die vier Häuptlinge der vier Dörfer haben dieses Angebot einvernehmlich und dankend abgelehnt. Begründung: Würden die Menschen wissen, dass sie regelmäßig mit Reis versorgt werden, würden sie ihre Felder nicht mehr bestellen, sich nicht mehr bemühen aus eigener Kraft das Überleben der Gemeinschaft zu sichern. Außerdem würde die Insel durch diese Reislieferungen ihre Unabhängigkeit verlieren, weil in der Schuld von Neuseeland stehen. Jetzt geht es den Bewohnern dieser Insel wieder gut. Sie haben die Krise aus eigener Kraft bewältigt. Die Tragik dabei: Diese Insel und viele andere Inseln werden als Folge der Klima-Erwärmung in absehbarer Zeit verschwinden. Einige können sich jetzt schon kaum mehr über Wasser halten. Ihre Bewohner haben die Zusage von Neuseeland, dass sie sich dort ansiedeln und arbeiten dürfen, die Gewissheit aufgesogen, eingeatmet zu werden vom entwickelten Teil der Welt. 

Erinnert an die Geschichte von Adam und Eva. Offenbar geschieht diese Geschichte in einem fort, bleibt die sog. Erkenntnis niemand erspart.

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