Eigentlich … soll(te) heute ein Anfang sein. Samuel T.

Ich hab dich nicht vergessen. Den 8. November (2010) auch nicht. 4 Jahre “danach” (siehe den vorigen Artikel) ist ein guter Tag für einen Anfang, dachte ich. Irgendetwas fängt am 8. November 2014 an. Vielleicht trete ich auf meinen wackeligen asyl- und fremdenrechtlichen Beinchen zum ersten Mal nach außen? Vielleicht fange ich wieder an ein Buch zu schreiben? Ein Gespräch mit dir? Endlich wieder Tagebuch schreiben! Wenn ich mich getäuscht haben sollte und heute nichts anfängt - das fängt an. Ein Collegeblock liegt schon monatelang da. Mein Brief an dich (Ende März!) ist das Erste und Einzige, das bisher drinnen steht. Aufs Deckblatt habe ich Ammonshörner geschrieben. Das Leben wird mich führen, dachte ich. Und du, den wir in die Donau getrieben haben. So, wie wir die Leute vor Lampedusa in den Tod schicken. Egal, ob wir euch gleich ersaufen lassen oder zuerst aus dem Wasser fischen und nach einem mehr oder weniger langen Leidensweg zurückschicken. Das eine geht schneller, hinterlässt aber leider gehäuft Leichen im Wasser. Das macht sich in der Presse nicht so gut. Wir sind so erbärmlich, Samuel! Sind wir tot oder ihr?

Also: Wenn heute ein Anfang ist: Was habe ich bis jetzt gemacht? Im nieseligen morgengrauen Novembergrau spazieren gegangen. Viel zu viel Geld zum Billa, ins Gemüsegeschäft und auf den Markt getragen. Eine dicke Kerze angezündet. In ein rabenschwarzes Loch gefallen. Ins Tagebuch geheult: “Würde ich dir gern folgen, Samuel? Ich will dich nicht stören, nicht belästigen. Ich halte es nur irgendwie nicht aus. Ich schaffe den Schritt hinaus nicht mehr. Scheiße.” Ein Mail an purple sheep geschrieben. Eines an helping hands. Eines an Netzwerk Asylanwalt und eines an Asyl in Not. Dann war’s mir besser und ich hab das neue Backrohr eingeweiht und einen Gugelhupf gebacken. Mohn. Orangenschalen. Das erste Stück habe ich gerade verspeist. Gar nicht so schlecht. Das zweite …

Den heutigen Tag hab ich mir anders vorgestellt. Ammonshörner! Wo seid ihr?

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