Das Begräbnis

war ein Begräbnis. An dessen Ende ein tiefes Loch in der Erde, darin ein Sarg, darin ein Körper. Erde wird hinuntergeworfen, Blumen, Weihwasser gesprengt. Tränen. Dann verlassen alle den Friedhof. Die Verwandten und geladenen Trauergäste sitzen bei Traumwetter unter weißen Sonnenschirmen und ausladenden Baumkronen in einem Gastgarten und bekommen vor dem ersten Gang des Trauermahls ein Glas Sekt serviert, während der Totengräber am Friedhof das Loch über dem Sarg mit der Erde füllt, die er tags davor daraus entnommen hat, die Blumen und Kränze über dem Erdhügel verteilt und das Holzkreuz aufstellt.

Am Abend dieses Tages ist es leer im Haus unserer Mutter. Leer, leer und leerer als leer. Und eiskalt. Die notdürftige Gemeinsamkeit ihrer beiden Kinder wie vom Wind verweht. Als wäre sie mit ihr begraben worden. Die gemeinsame Aufgabe ist getan. Das Bindeglied der letzten Jahre liegt am Friedhof. Es reicht nicht einmal für ein gemeinsames Abendessen. „Nein danke. Wir haben keinen Hunger.“ Etwas Dunkles am Horizont. Sein Name beginnt mit E. Es ist. Unglaublich. Lächerlich.

Und traurig.

Und erschreckend. Die ganze Prozedur der letzten Tage, dieser unglaubliche Aufwand nach außen, diese prächtige Abschiedsvorstellung. Und wenige Stunden später „zuhause“ Funkstille, Kälte und etwas Dunkles. Das ist wie ein Bild unserer Familie, so, wie ich sie seit meiner Geburt kenne und seit ich denken kann, ablehne. Wichtig (nur) die schöne Oberfläche, außerordentlich gepflegt, wunderbar aufpoliert mit Titeln und Silberputzzeug. Darunter …

Am nächsten Tag fährt der eine nach Osten, der andere nach Westen. Haus und Grab bleiben. Zum Glück gibt es liebe Menschen, die sich darum kümmern.

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