Zurückdrehen: Heizung und Licht

HEIZUNG:

18,5 Grad. So kalt/warm ist es in meiner Wohnung seit einigen Wochen, wenn ich die Heizung (Gastherme) nicht aufdrehe. Und ich drehe sie nicht auf, solange es nicht kälter wird. Anfangs dachte ich, das geht nicht. Unmöglich. Das ist grausig ungemütlich. Nach mittlerweile fünf Wochen weiß ich: Es geht. Gut. Sogar 18 Grad gehen noch. Aber nur mehr halbwegs …

Und: Ich habe schöne Sachen (wieder)entdeckt, von denen ich gar nicht mehr recht wusste, dass ich sie habe.

- Zwei wunderschöne, weiche Riesenschals aus Nepal, die seit Jahren nutzlos in einer Schublade herumliegen; einer dieser Schals genügt, um mich vom Kopf bis zu den Zehen am Abend beim Fernsehen oder beim Lesen zuzudecken und es kuschelig warm zu haben.

- Wollsocken in bunten Farben, die meine Mutter noch gestrickt hat.

- Jede Menge Pullover, die ich endlich anziehen kann, ohne in ihnen zu schwitzen.

Und das Beste: Mein 66 Jahre alter Körper macht wunderbar mit. Ich bin kein bisschen verkühlt. Nicht einmal eine Coronainfektion vor zwei Wochen machte eine höhere Raumtemperatur nötig.

Und wenn es draußen richtig kalt wird, werde ich meinen Cerberus (schwedischer Kaminofen) im Wohnzimmer regelmäßig einheizen. Das gibt eine feine, knisternde Wärme. Und sollte irgendwann der Strom länger ausfallen, kann ich auf diesem Ofen sogar kochen. Ein Stoß Holzscheiter auf der Terrasse wartet seit Jahren nahezu ungebraucht aufs Verbranntwerden. (Ich war fast immer zu faul zum Einheizen.) Das Kleinholz zum Anzünden bringe ich von meinen Spaziergängen mit, im Wald liegen jede Menge dünne Äste, Zapfen.

Unterm Strich: Ich habe alles, um mich wohlzufühlen. Ich muss es nur verwenden.

LICHT:

Früher hatte ich, sobald es halbdunkel war, überall Licht brennen. In den grauen Herbst- und Wintermonaten also mitunter fast den ganzen Tag. Ich glaubte, das zu brauchen. Aber das stimmt nicht. Jetzt schalte ich das Licht nur dort ein, wo ich es wirklich brauche. Ganz bewusst. Es macht sogar Spaß, Licht und Dunkelheit aufmerksam miteinander wahrzunehmen. Und es ist nicht ungemütlich. Ein dunkler Raum zwischendurch hat etwas, oder ein Raum, in dem nur eine Ecke beleuchtet ist oder in dem nur beim Computer eine Lampe brennt. Die Atmosphäre verliert dadurch nicht. Es ist wie bei einem Bild, einer Geschichte. Dunkle Momente gehören dazu, sie sind nötig, ein Muss, wenn es/sie lebendig sein soll.

Und Kerzen. Sie sind die Stars. Sie kommen viel besser zur Geltung, wenn nicht jeder Winkel ausgeleuchtet ist.

Und wenn es mir trotzdem hin und wieder zu trist ist in diesem chronischen Wiener Nebelgrau, denke ich an die Vielen, die den Luxus eigener vier Wände nicht haben und die jetzt sehr gerne meine Sorgen hätten. Es gibt unglaublich viele Menschen ohne Dach über dem Kopf, auch im reichen Österreich, vor allem in Wien, das nach dem Global Liveability Index der Economist Intelligence Unit auch im Jahr 2022 die Stadt mit der höchsten Lebensqualität weltweit ist.

MIR FEHLT NICHTS.

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