Eigentlich hätte heute ein PUJA-Tag werden sollen …

Nicht dass ich mit dem tibetischen Buddhismus, der hier gelebt und gelehrt wird, etwas anfangen könnte - das habe ich vor 10 Jahren in einem Kloster hier in Nepal sechs Wochen lang versucht, zu meiner Enttäuschung aber festgestellt, dass dieser Zweig des Buddhismus vor Regeln, Fegefeuern und Höllen nur so strotzt und mit dem, was ich mir unter Buddhismus vorstelle, nichts zu tun hat.

Ich wollte heute nur den Gebeten der Mönche zuhören und ihren Rhythmus und die eigenartige Musik auf mich wirken lassen. Und da heute ein besonderer Tag für die Buddhisten ist (heute wird der Aspekt der WEISHEIT besonders geehrt) und sich die Pujas daher über den ganzen Tag erstrecken, wird heute ein Puja-Tag, dachte ich.

Nach zwei Stunden war der Puja-Tag für mich vorbei und ich flüchtete entsetzt in ein Kaffeehaus. Was für ein lächerliches Schauspiel!

Was hier geschieht, kann doch kein ernstzunehmender Lama oder Mönch gut heißen. Das ist lupenreiner Ablasshandel! Die Gläubigen kommen der Reihe nach in den Gebetsraum, aber nicht um zu beten, sie lassen sich vom Lama oder Obermönch “blessings” geben und einen weißen oder gelben Schal umhängen und gehen anschließend mit einem dicken Geldbündel in der Hand von einem Mönch zum anderen und legen Geldscheine vor jeden einzelnen hin. Und wenn sie damit fertig sind, gehen sie zu einem Behältnis, in dem schon Unmengen an Geldscheinen stecken und stopfen noch weitere hinein. Damit lassen es einige gut sein und verlassen zufrieden den Gebetsraum - damit ist der Weisheit offenbar gehuldigt genug - , andere setzen noch eins drauf und werfen sich vor der Mönchsgemeinschaft in Pose für ein Selfi, das sie anschließend ihren Followern schicken? Kein Einziger betet mit. Ich habe keinen der Laien beten sehen. Vielleicht wissen sie gar nicht, was die Mönche daherleiern und denken, das Beten ist der Job der Mönche, dafür werden sie schließlich von ihnen bezahlt …

Das mitansehen müssen … diese Winzigkeit auf beiden Seiten … diese Erbärmlichkeit auf beiden Seiten …

Was bitte geht im Hirn dieser Mönche und Lamas vor? Glauben sie allen Ernstes, sie könnten/müssten dem Einzelnen seinen Kontakt zum Geistigen (abgesehen vom Mantraherleiern) abnehmen? Glauben sie tatsächlich, sie könnten mit ihrem angelernten Dohuwabohu an Sprüchen, Bewegungen und Ritualen die Situation auf der Welt zum Besseren wenden?

Und die sogenannnten Gläubigen glauben das auch? Nach dem Motto: “Da Papa wird’s scho richt’n. Das g’hört zu seinen Pflicht’n.”

Ich bin immer noch halbwegs fassungslos. Beim Buddhismus hätte ich das nicht erwartet, zumindest nicht in dieser Ausprägung. Aber ich habe mittlerweile köstliche Momos mit Gemüse und Käse gegessen und jetzt gibt’s noch einen Cappucino. Ob mit oder ohne Mehlspeise bleibt abzuwarten.

Und morgen fahre ich in ein Behindertenzentrum und schaue, wie und ob ich mich in den letzten Wochen meines Nepalaufenthaltes nützlich machen kann. Danke, ihr sinnlosen Mönche für diesen ungewollten Arschtritt!

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