“Today I’ll show you the Blind Center!”

Von wegen …

13 komplett Blinde, 3 “half blinds”, 3 psychisch Kranke (ein Ehepaar mit erwachsenem Sohn), 6 alte Menschen, die keine Bleibe haben, 3 Behinderte im Rollstuhl, 7 Kinder von Blinden, die hier leben und 13 Kinder, die entweder Vollwaisen sind oder deren Eltern so arm sind, dass sie die Kinder nicht ernähren können. Insgesamt also 48 Personen (derzeit). Plus mindestens eine Kuh, Hühner, ein Hund und eine junge Katze.

Und alle diese Menschen und Tiere (die Tiere haben keinen eigenen Stall, die Kuh, die ich sehe, ist unter einem Wellblechdach neben den Wohnbereichen angebunden, der Rest läuft frei herum) leben auf kleinstem Raum dicht an dicht in Wellblechhütten rund um einen winzigen Platz, in dessen Mitte unter einem notdürftigen Dach lange Tische und Bänke aufgestellt sind. Hier wird gegessen und die Kinder können hier die Schulaufgaben machen, wenn sie sie machen, denn Betreuer gibt es keinen. Das jüngste Waisenkind ist vier Jahre.

Reiner Luxus ist ein Gebetsraum und ein WC für Gäste. Die sanitären Anlagen und die Küche spotten jeder Beschreibung.

Eine junge Frau führt mich durch. Mich wundert, dass ich keine Ratten und Mäuse herumflitzen sehe, denn geben tut es sie hier mit Sicherheit.

In jedem der Wellblechverschläge - egal, ob ein blindes Paar mit Kindern dort wohnt oder in vier Betten acht Waisenkinder hausen, oder Behinderte im Rollstuhl oder die psychisch kranke Familie - bekomme ich auf meine Frage “Wer putzt hier?” die gleiche Antwort. “Sie selber.”

Wie putzt ein Blinder, eine Frau im Rollstuhl, ein psychisch Kranker? Wie putzen Kinder?

Gekocht wird von der Volontärin, die mich durchführt und einen Mann gibt es, der die Reparaturen überhat.

Neben diesem Mini-Slum, der als Privatinitiative ins Leben gerufen wurde und auf gepachtetem Boden steht, gibt es eine Fläche, die der Staat für den Anbau von Gemüse zur Verfügung stellt, Wohngebäude dürfen dort keine errichtet werden.

“Bekommen die Menschen vom Staat finanzielle Unterstützung?” “Die vollständig Blinden und die, die den ganzen Tag nur im Bett liegen können, bekommen 4.000 NR pro Monat (28€), die weniger stark Behinderten die Hälfte.”

Wer in der Landwirtschaft mitarbeiten kann, tut es, die vollständig Blinden gehen in Begleitung ihrer sehenden Kinder betteln (obwohl Betteln verboten ist …)

Alle Kinder gehen in die Schule und der Vierjährige in den Kindergarten. Die Kinder gehen allerdings in die staatliche Schule, weil “zuhause” niemand mit ihnen lernt und sie daher in einer Privatschule nie mitkommen würden. “Das wäre Verschwendung von Spendengeld.”

Das Schulgeld, Geld für Gewand, Blindenstöcke, Rollstühle und alles, was unbedingt notwenig ist fürs Überleben dieser zusammengewürfelten Gemeinschaft kommt von privaten Spendern. Es reicht zum Existieren.

Mein Hirn steht still.

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