Besuch einer Freundin

Rundherum wird gefeiert, gesungen, getanzt. Musikgruppen gehen von Haus zu Haus, vor vielen Türen stehen Verwandte, Bekannte oder Kinder und singen, bis die Hausfrau mit etwas Kuchenähnlichem, das aber kein Kuchen ist, und Kerzen herauskommt und die Singenden bewirtet. Ein Lastwagen mit tanzenden jungen Mädchen auf der Ladefläche fährt vorbei. Familien in wunderschönen Trachten. Kleine Mädchen wie Feen angezogen (kein Schmäh). Flügel mit Lichtern am Rücken befestigt.

Früher oder später kommt sie und legt in diesem bunten Durcheinander liebevoll den Arm um mich. Das ist bei Festen wie diesen wie das Amen nach dem Gebet. Seit heute Früh weicht sie nicht von meiner Seite. Die Einsamkeit.

Wie füllen wir beide den heutigen Abend? Hast du vielleicht die Fähigkeit, diese grauenhafte Dauerbeschallung abzustellen? Damit würdest du mir einen riesengroßen Gefallen tun. Irgendwo muss hier eine Live-Bühne sein. Irgendwo in diesen engen, staubigen, unendlich armseligen Gassen, vielleicht auch irgendwo in einem vermüllten Hinterhof muss Platz für Live-Musik, einen Entertainer und johlendes Publikum sein. Die Begeisterung und Ausdauer sind bewundernswert. Trotzdem. Schieß sie bitte auf den Mond. Oder bring sie sonst irgendwie zum Schweigen. Bitte!

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