Sie sitzen im Staub und warten

Egal, wo man sich wohin bewegt in Kathmandu, man bewegt sich im Staub. Die Straßen sind entweder gar nicht asphaltiert, oder nur stückweise, oder im Asphalt sind riesige Löcher, oft sind es auch nur schmale Schotterwege, sehr oft sind es jahrelange Baustellen, auf denen nichts gemacht wird (manche waren vor 10 Jahren auch schon da, wenn ich mich richtig erinnere), manchmal unvorstellbar, dass in diesen Gräben Autos fahren können, aber sie können … Und jede Menge Motorräder und Fußgänger …

Ich habe hier ein echtes Problem. Ich brauche Bewegung. Ich bin eine Geherin. Und in dem Dreck und Staub weiß ich oft nicht wohin. Die Menschen, die hier wohnen, verbringen hier ihr Leben. Für sie ist das normal.

In diesem Staub sitzen sie. Jeden Tag den ganzen Tag. Es gibt in Nepal keinen Ruhetag. Die Menschen versuchen von früh bis spät Geld zu verdienen, auch während der Festtage sitzen sie neben ihren Obstwagerln, vor oder in ihren (so gut wie immer offenen und damit durch und durch und über und über staubigen) Geschäften und kleinen Läden, Beisl’n und warten. Auf Kundschaft. Oder sie sitzen in ihren immer offenen winzigen Werkstätten und arbeiten. Gleichgut könnten sie auf der Straße arbeiten.

Viele warten auf nichts. Sie sitzen einfach nur da. Das sind meist alte Menschen. Oder sie sitzen in Gruppen am Gehsteig mitten im Dreck und unterhalten sich, verbringen ihre Zeit im Staub. Die kleinen Kinder krabbeln im Dreck herum. Spielen mit dem Sand, den Steinen, dem Müll. Ich bin entsetzt. Wie können die Eltern das zulassen?

Ich sehe oft zwei junge Frauen mit ihren Säuglingen am Gehsteig einer Straße sitzen, die so staubig ist, dass sie mehrmals täglich mit Wasser bespritzt wird und die Autos dann durch die Schlammpfützen fahren. Die Frauen mit ihren Kindern sitzen dort wie in Wien die Menschen auf einer Parkbank sitzen und essen und reden und handarbeiten. Für sie ist das normal. Ihr Zuhause.

Und ich kann kaum atmen. Gehe meistens mit einer Maske. Zügig.

Und bin unglaublich ÜBERHEBLICH ….

Wo sollten die Menschen hier denn sitzen? In dieser Stadt gibt es keine Parks an jeder Ecke (und selbst wenn, wären sie auch verstaubt). Sie haben keine Gärten, Terrassen, Balkone in schön begrünte Innenhöfe. Ihre Werkstätten, Läden und Beisl’n haben keine Fenster. Sie haben nur das.

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