Das Land der 44 Inseln.

Pfingstsamstag, das Barometer am Küchenfenster zeigt 10 Grad, es schüttet, finster ist es am helllichten Tag, die Heizung läuft, eine Kerze brennt, ein Riesenhäferl Tee. Mann in Italien (Regatta), Sohn in Wien (deshalb aber nicht weniger weit weg), Frau allein. Auf geht’s, Bruno: Wo und was ist Swinoujscie?

Zur Erinnerung: Bruno ist der riesengroße Pole, der so gut Gitarre spielt (Eintrag vom 16.03.09, Bruno, vielen Dank ...) und der sich am 8. März (Frauentag) bei den Frauen bedankt (Eintrag vom 10.03.09, Mein erster nicht nur Schnupper...). Sonst weiß ich nicht viel von ihm, er spricht so gut wie kein Deutsch, bestenfalls “bist ein gutes Frau”. Er ist einer von den “Übriggebliebenen” (Eintrag vom 28.05.09 Übriggeblieben), von den EU-Ausländern, für die in der Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität (Eintrag vom 29.05.09 Wien, die Stadt...) kein Platz ist. Die Notschlafstellen, die auch “solche” nicht von der Tür weisen, sind weniger geworden und den von Pfarrer Pucher geplanten VinziPort gibt es noch nicht. Bruno ist zwischen 50 und 60, er macht zwar einen robusten Eindruck, aber alles hält er offenbar nicht mehr aus. Er will wieder nach Polen. Nach Swinoujscie. Zu seiner Familie, wie er sagt. Deshalb treffen wir uns in ein paar Tagen am Südbahnhof und ich werde ihn in den Zug setzen. Wenn ihn bis dahin nicht der Mut verlassen hat … Einen Platz habe ich jedenfalls schon reserviert.

Und jetzt möchte ich wissen, wo und was Swinoujscie ist: Swinoujscie ist … vieeeeel. Eine Stadt an der Ostsee, eine Stadt, die an Deutschland grenzt (sie heißt auch Swinemünde) und ursprünglich zu Deutschland gehört hat (sie wurde 1740 durch Friedrich den Großen angelegt und war DER Seehafen Preußens), eine Stadt, die sich über nicht weniger als 44 Inseln erstreckt (bewohnt sind aber nur drei davon, deshalb auch “das Land der 44 Inseln”), eine Stadt, deren Fläche von Jahr zu Jahr größer wird (weil die Ostsee immer mehr zurückweicht), die nordwestlichst gelegene Stadt Polens, eine kreisfreie Stadt (nach der Verwaltungsgliederung), ein Handelshafen, ein Ostsee- und Kurbad, ein “Eldorado für Wassersportler und Petrijünger” samt Vogelschutzgebiet (Kaseburger Werder), 2009 u.a. Stützpunkt für die europäische Hochsee-Segelregatta Baltic Sprint Cup, außerdem gibt es jede Menge Kultur, gemischt mit Köstlichkeiten aus dem Meer, im Juni z.B. gibt es ein 10 Tage dauerndes Fest: “die Tage des Meeres”. Und wer trotz alledem nicht dort bleiben will, kann zu Fuß nach Deutschland gehen oder eine Fährverbindung nach Schweden oder Dänemark nehmen oder einen Zug irgendwohin nach Polen. Ein guter Platz, Bruno. Ein Hafen zum Einlaufen, zum Auslaufen, was immer du vorhast.

Wer mehr über Swinoujscie wissen will: z.B. www.swinoujscie.pl, mehr über die Geschichte der Stadt findet sich allerdings über www.insel-usedom.net.
Wer sich für das Wort Vinzi und was dazugehört interessiert: www.vinzi.at. Informationen zum geplanten VinziPort (”ein Hafen, in dem man andocken kann und wenigstens für die Nacht gut versorgt ist”) gibt es auf dieser Web-Seite noch nicht, sie habe ich aus der Zeitschrift der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg “Armendienst ist Gottesdienst”, März 2009, Seite 11, man kann sie über die Web-Seite bestellen und bekommt sie kostenlos zugeschickt.

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