“In der Früh machen wir jeden Tag einen Rundgang durch die Zimmer”,

erzählen zwei Mitarbeiter eines Übergangswohnheimes.
“Früher sagte man dazu ‘Lebendkontrolle’. Jetzt darf dieser Begriff nicht mehr verwendet werden.”
Der Aufenthalt in diesem Heim sei befristet auf zwei Jahre, theoretisch, denn viele Bewohner könnten nicht weitergegeben werden an Wohnheime bzw. Einrichtungen für betreutes Wohnen, weil die Bewilligung wohl da, aber kein freier Platz vorhanden sei.
“Viele erleben ihren Wohnplatz [...]

Sieben Kinder mit vier Frauen.

Und 50.000 Euro Schulden beim Staat.
“Dad i orwat’n, dadn’s mi pfänd’n bis auf’d Untagati.”
Sozialhilfebezieher. Plusminus fünfzig. Tiroler.
“Owa i bi stoiz auf meine siem! Oi kerng’sund!”
Zur Zeit ist er mit einer Spanierin zusammen. Eine sehr sympathische Frau.
“Mia kinnan ins nit streit’n. Sie ku nit Deitsch und i ku nit Spanisch und Englisch ku i a nit.”
Die [...]

FROHE OSTERN!

Man kann von ihm halten, was man will. Als Vorbild ist er in jedem Fall gut genug.

In Windeln auf der Straße.

Die Frau dürfte um die sechzig sein. Nicht groß, nicht dick, bis auf das Gesicht, das Gesicht ist dick und dunkelblau. Geduldig steht sie vor der verschlossenen Tür und wartet. Ich läute.
“Einlass ist erst ab 18:30 Uhr”, klärt sie mich auf.
“Kommen Sie öfter hierher zum Schlafen?”
“Jeden Tag.”
“Und wie lange schon jeden Tag?”
“Vier Jahre.”
Müde schaut sie [...]

Das Gesicht blau, die Stirn aufgeschlagen, der Anorak voller Blut.

“Herr Huber! Da sind Sie ja! Wir haben Sie schon vermisst! Wo waren Sie? Wieder im Krankenhaus?”
Der Mann nickt.
Wir freuen uns, dass Sie wieder da sind!”
Er lächelt. Euro hat er heute keinen. Das macht nichts.
Die Leiterin später erklärend zu mir:
“Er schaut immer so aus. Er trinkt, bis er umfällt. Außerdem ist er Epileptiker. Er ist [...]

Der Mann, der auf uns zukommt, ist drei Meter groß.

Dabei ist er nicht größer als ich. Aber er strahlt wie die Sonne höchstpersönlich.
“Gratulation, Herr Maier! Wir haben es schon gehört!”
Die Ehrenamtliche neben mir schüttelt ihm die Hand, lacht von einem Ohr zum andern. Dann bin ich an der Reihe. Ich weiß nicht, worum es geht, es ist mein zweiter Abend hier.
“Herr Maier hat die [...]

Wie in schwarze Farbe eingetaucht und die Farbe schlecht heruntergewaschen.

Die Hand, die sich mir entgegenstreckt.
Der Mann, der zu dieser Hand gehört, ist schlank, nicht groß, 35 Jahre alt (sagt er, ich hätte ihn auf maximal 25 geschätzt), vorne fehlen ein paar Zähne, die Haare auf der Seite ganz kurz, oben lang, ganz oben blond gefärbt, Rossschwanz, schwarze Lederjacke, dicker Ring, säuft wie ein Loch.
“Danke!”
Er [...]

20 Sekunden (oder waren es 40?) und das Dach über dem Kopf ist weg.

Italien. Abruzzen. L’Aquila. So schnell geht das.
Die Erde schüttelt sich ein bisschen und … 10.000. 70.000. 100.000. Die Zahlen fliegen durch die Gegend wie die Milliarden der Konjunkturpakete. Statt Euro/Dollar Obdachlose.