Eingefressene Muster.

Menschen, die lange auf der Straße gelebt haben, tun sich furchtbar schwer den Anschluss an das “normale” Leben wieder zu finden, wie Häftlinge, wenn sie entlassen werden, sich wieder zurechtzufinden in der engmaschigen Struktur der Norm, von der Gesellschaft wieder angenommen zu werden. Ihr “Geruch” ist ein anderer geworden. Als hätten sie die Hautfarbe gewechselt, [...]

Ergänzung zum Eintrag vom 20.05.09.

Trotzdem ist es DAS TELEFON, das Telefonie möglich macht, DIE SEITE, die zusammen mit anderen Seiten ein Buch ergibt, hervorbringt ist besser. DAS BUCH ist mehr als die Seiten, aus denen es besteht, etwas anderes, eigenes. Trotzdem gehört jede Seite dazu. Ist wichtig. Individualität ist wichtig. Gestalt, Form, Farbe, Energie, Unsicherheit. Der Unterschied. Ohne Gegen-Sätze [...]

Ergänzung zum Eintrag vom 16.05.09.

Nicht nur ein Buch. Kommunikation. Die Grenze Autor/Leser ist offen. Jeder, der einen Eintrag kommentiert, schreibt an dem Buch mit, tritt in ein Gespräch ein, an dem sich viele beteiligen können. Alle können mittun, schreiben, reden, keiner muss. Das Blog kann alles sein: ein Dialog, ein Diskussionsforum, ein Buch. Alles gleichzeitig. Für jeden das, was [...]

“Auf die Bücher müsst ihr aufpassen, ihr habt so viele gute.”

Der Mann sitzt mitten im Getümmel und liest ein Buch über Karl den Großen.
“Ich lese viele Geschichtsbücher.”
Rundherum wird gegessen. Der Fernseher läuft.
“Ihr dürft sie nicht wegwerfen, wenn ihr die Notschlafstelle zusperrt.”
Ich würde ihm gern viele Fragen stellen. Aber bevor ich dazu das Recht hätte, müsste ich mich viel tiefer einlassen, viel mehr von mir hergeben. [...]

Hoffnung, Hoffnung …

Ein Artikel in der Presse, die Politiker sind auch brav bis auf … eh schon wissen, das Wetter ist traumhaft, das Menü lässt sich auch sehen

als Aperitif gibt’s frisch gepressten Apfel- und Karottensaft,
dann Gemüselasagne, Linsensuppe, Gemüsesuppe,
dann Hühner- und Gemüserisotto (ich würde Paella dazu sagen), Rindschnitzel und Gurkensalat sind auch noch da,
dann Schüsseln voller Weintrauben

… Herz, [...]

Ausgewildert.

Konrad.
Er schläft fast nie in der Notschlafstelle. Er kommt so gut wie jeden Abend, aber er verbringt nur ein paar Stunden hier, streitet meistens mit ein paar Gästen, sitzt oder steht am liebsten in der Küche, erzählt jedem bereitwillig und freundlich seine Geschichten, der seinen intensiven Geruch aushält, isst (ein bisschen), hin und wieder geht [...]

Der blasse, esssüchtige, junge Grieche

arbeitet sich von einem Teller zum nächsten und aufs Klo und wieder zurück.
Ungesund schaut er aus, der Schweiß steht ihm auf der Stirn, keine Haare auf dem Kopf, ich glaube, er rasiert ihn täglich, schwarz ist seine Lieblingsfarbe, er ist immer freundlich, erzählt, dass er bei einem Anwalt gearbeitet hat und hofft, dass er bald [...]

Sieben Kinder mit vier Frauen.

Und 50.000 Euro Schulden beim Staat.
“Dad i orwat’n, dadn’s mi pfänd’n bis auf’d Untagati.”
Sozialhilfebezieher. Plusminus fünfzig. Tiroler.
“Owa i bi stoiz auf meine siem! Oi kerng’sund!”
Zur Zeit ist er mit einer Spanierin zusammen. Eine sehr sympathische Frau.
“Mia kinnan ins nit streit’n. Sie ku nit Deitsch und i ku nit Spanisch und Englisch ku i a nit.”
Die [...]

Das erste, das ich durchs Fenster sehe, ist eine brennende Kerze.

Später sehe ich dann das Bild, vor dem sie steht: ein Gast dieser Notschlafstelle.
Er hatte Lungenkrebs. Er ist ein paar Tage zu seiner Familie nach Deutschland gefahren und dort gestorben.
Eine Woche später steht das Bild immer noch da.

Ich brauche nicht einmal mehr an sie zu denken,

juckt es mich überall. Vielleicht, weil ich nicht aufhören kann an sie zu denken.
Hast dich in den letzten Tagen, Wochen ein bisschen zu weit hinausgelehnt, Mädel. Wieso musst du dich auch auf alles so einlassen, was du tust.Wieso musst du immer alles durchleuchten, bis in den letzten Winkel ausleuchten, dir alles anschauen, jeden Dreck, dir [...]

Null Privatsphäre.

Das würde mir wahrscheinlich am meisten zu schaffen machen. Oder hört man auf der Straße auf etwas anderes als die anderen zu sein? Saudumme Frage. Furchtbar muss das sein.
Keine Tür zum Zumachen. Nicht einmal ein eigenes Kaffeehäferl. Überall nur geduldet. Bestenfalls geduldet. Nirgendwo nicht überflüssig. Immer bitte sagen müssen und danke. Für einen Teller Gulasch [...]

Bloggen ist gewöhnungsbedürftig.

Da schreibst du und schreibst du, dann klickst du auf Speichern. Fünf Minuten später fällt dir noch etwas ein. Das muss noch dazu. ZU SPÄT. Für Perfektionisten ist das hart. Und gesund.
Nachtrag vom 16.6.09: WordPress macht’s möglich. Danke!