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Das würde mir wahrscheinlich am meisten zu schaffen machen. Oder hört man auf der Straße auf etwas anderes als die anderen zu sein? Saudumme Frage. Furchtbar muss das sein.
Keine Tür zum Zumachen. Nicht einmal ein eigenes Kaffeehäferl. Überall nur geduldet. Bestenfalls geduldet. Nirgendwo nicht überflüssig. Immer bitte sagen müssen und danke. Für einen Teller Gulasch aus der Dose. Das kann keine Freiheit sein. Ein Leben in der Auslage, die noch dazu keinen interessiert, die jeder weghaben möchte. Vielleicht ist das noch schlimmer als die nichtexistente Privatsphäre. Das Gefühl ein Parasit zu sein. Am Abend, wenn man Glück hat, ein Bett neben vielen Betten. Im Bett daneben zwei, die miteinander schlafen, im nächsten einer, der schnarcht, der dritte stinkt. Um jedes Bett ein Ring aus Plastiksäcken und dreckigem Gewand.
Ich würde auswachsen. Ich würde alles tun um diesen Zustand zu beenden. Aber es gibt sicher auch Obdachlose, die mit dieser Art zu leben gut zurechtkommen. Sie müssen Steine sein, die das Auto kalt lässt, das über sie drüber fährt.
Sonst würde es nicht so viele Plätze und Einrichtungen geben, wo man gratis oder so gut wie gratis Essen bekommt. Ich hätte das nie gedacht. Habe ich bis jetzt am Mond gelebt?
Und neben dem Erschreckenden wieder das Schöne. Die Freude am Helfen, am Tun für einander. Zum Beispiel “die Suppe auf Rädern”: Der Canisibus und der Francescobus fahren Jahr und Tag jeden Abend durch Wien und halten an je vier Stationen, jeden Tag zur selben Zeit. Warme Suppe, frisches Brot, zwischen 150 und 300 Portionen pro Abend. Dieses Projekt (der Caritas) wird von über 50 Ehrenamtlichen getragen.
Ehrenamtlich ist ein scheußliches Wort. Unentgeltlich. Auch nicht umwerfend. Freiwillig. Ein bezahlter Job ist selten unfreiwillig. Umsonst. Hoffentlich ist das, was wir hier tun nicht umsonst. Sollte irgendjemand diesen Eintrag lesen: bitte ein anderes Wort für ehrenamtlich!
Heute bleibt man nicht einmal unter dem riesigsten Regenschirm halbwegs trocken. Wer von ihnen hat einen Regenschirm? Wie bringt man einen Tag hinter sich in dieser kalten Nässe? In der Haut derer, die heute in den Notschlafstellen Nachtdienst hatten und sie hinausschicken mussten in der Früh, möchte ich nicht stecken. Wo sind sie? Fast sieben Stunden sind sie heute schon draußen, irgendwo drinnen, zumindest irgendwo unter einem Dach.
Was tun sie? Was denken sie?
Das ist für sie Alltag. Über den Alltag denkt man nicht groß nach. Kalt muss es trotzdem sein. Nass. Auch wenn sie abgehärtet sind, Körper, die krank werden, haben sie auch. Heute ist Samstag. In die Gruft können sie, ins Tageszentrum JOSI, Frauen ins FrauenWohnZentrum, zwischen 8 und 15 Uhr ins Tageszentrum St. Josef, das heißt, von dort müssen sie jetzt schon wieder weg sein, die Servicestelle am Südbahnhof hat zu Mittag schon zugesperrt. Das heißt, die Tageszentren, die jetzt offen haben, müssen gerammelt voll sein mit nassen, dreckigen Mänteln, Schuhen, Menschen, von denen wahrscheinlich so gut wie jeder heute schon ein paar Verwaltungsdelikte begangen hat (falls er nicht zu Fuß durch den strömenden Regen von einem Ort zum andern marschiert ist). Wieviele Obdachlose gibt es, die einen gültigen Fahrschein haben? Sie bewegen sich außerhalb der Grenzen und übertreten sie trotzdem ununterbrochen.
Wenn man kein Geld hat, bewegt man sich am besten gar nicht mehr. Oder man wird sehr sportlich.
Sonst nichts. Nur das. Aber das ist mir heute wichtig zu sagen.
Alles andere kann warten bis morgen.
Da schreibst du und schreibst du, dann klickst du auf Speichern. Fünf Minuten später fällt dir noch etwas ein. Das muss noch dazu. ZU SPÄT. Für Perfektionisten ist das hart. Und gesund.
Nachtrag vom 16.6.09: WordPress macht’s möglich. Danke!
Wenn ich aus dem warmen Bett steige und unterwegs bin in die warme Dusche und zum heißen Kaffee. Dass sie jetzt unterwegs sind in die Kälte. Vielleicht kiefeln sie gerade an ihrem alten Brot in der dicken Luft von gestern, suchen einen Rest Rotwein in den Tetrapacks im Mistkübel, einige kämpfen sicher noch mit dem Wachwerden, die müssen dann nüchtern auf die Straße, denn um 8 Uhr marschieren alle bei der Tür hinaus (und bei mir bei der Tür herein).
Wohin marschieren sie?
In ein paar Wochen weiß ich vielleicht schon mehr. Jetzt weiß ich nur, dass sie am Abend wiederkommen dürfen, eine Zeit lang, ein paar Tage, Wochen, Monate, je nach Auslastung und je nachdem, wie die einzelnen Einrichtungen es handhaben. Und dass nicht alle in alle Einrichtungen dürfen, weiß ich, aber wer warum in welche nicht darf, habe ich noch nicht bis ins Letzte durchschaut, nicht einmal bis ins Vorletzte. Es wimmelt nur so von Begriffen und Standpunkten und außerdem ist mein Hirn recht klein. Das heißt, eigentlich weiß ich noch nicht viel mehr als nichts. Nur, dass es jetzt kalt ist auf der Straße, die Zeit ewig auf den Bahnhöfen, U-Bahnstationen. Tageszentren gibt es einige. Wenige. Darf da jeder hin? Was tut man in einem Tageszentrum den ganzen Tag?
Ein Wunderwuzi, wer da nicht trinkt. Schreiben könnte man.
Der junge Mann hält uns (genauer: der Leiterin der Notschlafstelle, ich sitze nur daneben, ich bin zum ersten Mal hier, zum Kennenlernen) zwei Zettel entgegen.
“Darf ich?”
Der eine Zettel ist ein Bescheid, aber nur ein Ladungsbescheid, Termin ist morgen. Gegen einen Ladungsbescheid kann man nicht berufen, das ist richtig und steht drauf. Aber man kann anrufen und versuchen den Termin zu verschieben, das steht auch drauf. Und wenn man das nicht tut, sollte man sich auf den Termin vorbereiten.
“Wann haben Sie das bekommen?”
“Vor einer Woche in Traiskirchen.”
Der zweite Zettel ist eine Mitteilung, dass die Behörde vorhat den Antrag nach § 68 AVG zurückzuweisen, wenn er morgen nichts vorbringt und vorlegt, das ein anderes Vorgehen verlangt. Gibt es niemand, der den Leuten erklärt, was § 68 AVG bedeutet?
“Sie haben schon einmal einen Asylantrag eingebracht und der ist abgewiesen worden?”
“Ja. Aber man darf ja dreimal.”
Was heißt, man darf ja dreimal?
“Haben Sie den Abweisungsbescheid bei der Hand?”
“Nein. Man hat mir nie etwas gegeben. Ich habe nie etwas bekommen.”
Vielleicht hat er damals geglaubt, das ist eine Ladung …
“Haben Sie irgendwelche Unterlagen, die Sie letztes Mal noch nicht hatten und die Sie morgen vorlegen können? Irgendetwas, das anders ist als letztes Mal, müssen Sie morgen vorlegen, etwas Neues.”
“Ich muss mir eine Frau suchen. Ich brauche eine Frau, die mich heiratet, dann darf ich hierbleiben!”
“Das ist eine gute Idee! Tun Sie das! Sie sind eh so fesch!” Die Leiterin lacht ihn freundlich an. Dann zeigt sie ihm seinen Schlafplatz. Ihr Job ist die Notschlafstelle.
Genauso habe ich mir das vorgestellt. Dass mich die Juristerei hier wieder einholt. Ich will nicht. Noch dazu ohne einen Cent dafür zu bekommen. Ich will nicht!!!
Das sagten sie gerade in ZEIT IM BILD 2. Ob das wirklich stimmt? Und dass mehr Einrichtungen gebraucht werden. Das stimmt sicher.
Es gibt eine einzige Notschlafstelle (nur) für Jugendliche und ein Übergangswohnhaus für junge Leute zwischen 18 und 30 Jahren.
Dass die einen (keine) Mauern haben, hinter denen sie ihr Elend und ihre hunderttausend Unfähigkeiten verstecken können?
Das ist, als würde man im Ballkleid bergsteigen gehen.
Viele kümmern sich auch nicht darum, ob ihre Kleidung in Ordnung ist. Hier könnten sie das alles. Sogar bügeln könnten sie.
Ist Dreck eine Schutzschicht?
Ich könnte eine fachliche Unterstützung gut gebrauchen. Ich würde die Menschen so gern verstehen. Etwas wie eine Supervision.
Eine Wollmütze steht auf/in einem verwirrten, üppigen Gestrüpp, das Gestrüpp steht auch im Gesicht, das Gesicht ist (jetzt) freundlich (”Er kann sehr aggressiv werden!”), friedlich, die Augen lachen ziemlich, die Stimme vollgepumpt mit Rotwein aus dem Tetrapack. Statur: nicht groß, dünn, zwei blaurote Hände fuchteln beim Reden, dicker grauer Pullover, verfilzt, Stehkragen, irgendwie muss man sich abgrenzen.
Albrecht, der leitende Ehrenamtliche hier, steht neben mir und zündet sich eine Zigarette an. Er zündet sich eine nach der anderen an. “Zuhause rauche ich den ganzen Tag keine einzige.” Dafür geht er in kurzen (gelben) Ärmeln. Groß. Wallende Haare, wallender Bart. Sehr freundlich. Er ist fast jeden Tag hier.
“Jeder kann zu uns kommen. Wir schreiben den Namen und die Daten auf, die uns die Leute sagen, nachprüfen tun wir die Angaben nicht. Wir nehmen die Leute, wie sie sind und egal, woher sie kommen. Inländer, Ausländer, Männer, Frauen, hier wird keiner abgewiesen, es sei denn, er hat Hausverbot oder es ist kein Bett mehr frei. Am Boden schläft hier keiner. Das ist zwar manchmal hart, wenn man die Leute im Winter wieder in die Kälte schicken muss, aber diese Grenze muss sein, sonst gehen wir unter. Die Leute dürfen ihre Hunde mitbringen, ihren Wein und ihr Bier, wenn einer mit einer Schnapsflasche daherkommt, muss er sie abgeben. Wir hier schenken Tee, Saft und Wasser aus.”
Eine Nacht mit Verpflegung und Dusche kostet einen Euro. Wer keinen Euro hat, kann auch bleiben.
Drei Stockwerke, Vier- bis Achtbettzimmer, in jedem Stock ein Aufenthaltsraum und Aufenthaltsbereiche, alles abwaschbar, alles geschenkt, gebraucht, geraucht wird hier, als wäre Rauchen ein Leistungssport (”In den Zimmern nicht mehr, da haben wir es verboten, einmal wären wir fast abgebrannt.”), PC, Spiele, Fernseher, Küche, Duschen, Waschmaschinen, 16 Kühlschränke (”Brauchst du einen Kühlschrank? Wir haben 16 Kühlschränke geschenkt bekommen von einem Hotel. Ich konnte nicht gut nein sagen…”), Trockenraum, die Kästen im Trockenraum voll mit Kleiderspenden, Kleiderausgabe bei Bedarf um 18 und um 20 Uhr, ein Raum für Veranstaltungen. “Morgen zum Beispiel haben wir ein Chorkonzert.”
Zwischen 18 und 22 Uhr ist Einlass, ab 19 Uhr gibt es Abendessen, ins Bett geschickt wird niemand, aber es wird an die Nachtruhe erinnert, besonders die, die viel trinken, werden an die Nachtruhe erinnert, weil um 6 Uhr Tagwache ist, der erste Weckrundgang, der zweite eine halbe Stunde später, Tee und Gebäck vom Vortag, spätestens um 8 Uhr müssen alle bei der Tür draußen sein, ohne Ausnahme.
Um 18 Uhr können sie wiederkommen. Viele kommen wieder.
Das ist mir WICHTIG noch einmal festzuhalten, bevor ich anfange drauflos zu erzählen.
Was ein Blog-Fuzzi ist?
Einer, der sich beim Blogschreiben auskennt. Der zum Beispiel weiß, wie man Verbindungen herstellt zu anderen Web-Seiten und Blogs. Ich kann nur lesen und schreiben. Aber ich schaffe es nicht die zwei zu verbinden.
Es wird schon werden. Aller Anfang …
Nachtrag vom 16.6.09: “Allem Anfang wohnt ein Zauber inne …” (Hesse) und dann kommt ein WordPress-Blog. Es gibt jetzt zwar immer noch massenhaft Rätsel für mich, aber die allergröbsten Schleier lichten sich bzw. ist diese Software, dieses Programm, System, wie immer der richtige (was ist richtig?) Begriff dafür ist, so benutzerfreundlich (sprich: dodlsicher), dass auch Computergenies wie ich eine Chance haben.
Gruft (das größte Betreuungszentrum für akut wohnungslose Menschen) www.gruft.at: 60 Ehrenamtliche (Jahresbericht 2007)
Vinzirast-Cortihaus (Notschlafstelle für bis zu 60 Personen plus Wohnheim für 29 Personen) www.vinzirast.at: fast nur ehrenamtliche Mitarbeiter (57 Namen stehen derzeit auf der Website)
Vinzibett (Notschlafstelle für bis zu 47 Menschen) www.vinzi.at und vinzibett.2page.de/: 1 hauptamtlicher Mitarbeiter, etwa 18 Ehrenamtliche
Kuckucksnest (Notschlafstelle mit bis zu 45 Betten, manche davon mit Paaren belegt) www.kuckucksnest.at: ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeiter (41 Namen stehen derzeit auf der Website)
Nachtrag vom 12.11.09: Kuckucksnest geschlossen
Sozialbericht 2007 - 2008, herausgegeben vom BMASK (Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz): Etwas mehr als 1 Mio Menschen in Österreich haben ein Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle (diese Schwelle entspricht einem Betrag von 893 EUR pro Monat, für jede weitere erwachsene Person im Haushalt erhöht sich dieser Wert um 447 EUR, für jedes Kind um 268 EUR pro Monat). 250.000 der Armutgefährdeten sind Kinder. 400.000 Menschen gelten als manifest arm, 90.000 davon sind Kinder (Definition des Begriffes manifest z.B. auf Seite 22 der Zusammenfassung des Berichtes, abrufbar unter www.bmask.gv.at, sinnigerweise unter Presse > Pressekonferenzen).
News der Armutskonferenz (www.armutskonferenz.at): “In Österreich sind es 420.000 Menschen, die an den Rändern mitten unter uns leben.” In Wien sind 91.000 Menschen (6%) manifest arm.
Statistik der Stadt Wien (Tabelle 10.1.2. Sozialhilfe, nachgelesen unter www.wien.gv.at): Im Jahr 2007 (für 2008 gibt es noch keine Statistik) haben 88.629 Personen Sozialhilfe bezogen, 20.945 davon waren 15 bis 29 Jahre alt.
News der Armutskonferenz: Nur 40% der Menschen, die einen Rechtsanspruch auf Sozialhilfe haben, nehmen diesen Anspruch wahr.
Website der Gruft (die Gruft ist das größte und rund um die Uhr geöffnete Betreuungszentrum für akut wohnungslose Menschen in Wien) www.gruft.at: “Nach offiziellen Angaben verbringen in Wien 500 - 700 Menschen die Nacht auf der Straße.”
Meine Erfahrung beim ersten Schnupperabend in einer Notschlafstelle: Jedes der 40 Betten war belegt.
Seit Tagen hänge ich im Internet und am Telefon. Ich sollte längst bloggen. Die Eindrücke prasseln, aber ich kriege die Finger nicht weg von der Mouse und wenn doch, gehe ich in Notschlafstellen “schnuppern” und da prasselt es erst recht und wenn ich wieder herauskomme, bin ich mit Eindrücken so voll und zugepflastert, dass nichts Brauchbares für den/das? Blog aus mir herauskommt, weil die Gedanken durch mein Hirn schießen wie wildgewordene Bienen und etwas in mir sich weigert in diesen Sauhaufen hineinzugreifen, ihn vielleicht auch noch festzuhalten bzw. ins Web zu entlassen.
Eine Machete brauche ich. Und noch ein kleines bisschen Zeit.
Ich betrete wieder einmal ein Stück NEULAND und diesmal kann mich jeder, der will, dabei begleiten.
Ich werde in nächster Zeit (keine Ahnung wie lange) in Einrichtungen und/oder bei Projekten mitarbeiten, deren Zielgruppe Menschen sind, die keine feste Bleibe haben, kein Zuhause, kein Dach über dem Kopf, es gibt viele Umschreibungen für die, die durch den Rost gefallen sind und auf der Straße leben müssen und die wenigen, die das wollen, weil es ihnen lieber ist als das Funktionierenmüssen innerhalb der Norm.
Ich habe um diese Welt bisher einen großen Bogen gemacht, dabei ist die einzige Zeitung, die ich hin und wieder lese, der Augustin und wenn ein Augustinverkäufer, der Jahr und Tag am gleichen Platz steht, plötzlich nicht mehr auf diesem Platz steht, mache ich mir ernsthaft Sorgen.
Vielleicht ist es die Angst aufgefressen zu werden, hineingesaugt zu werden in einen der riesigen Plastiksäcke von meinem Gefühl etwas tun zu müssen, an so viel Elend und Handlungsbedarf doch nicht einfach vorbeirennen zu können, davonrennen trifft den Punkt besser, auch vor der Tatsache, dass ich mich selbst außerhalb der Norm bewege und es leicht sein kann, dass ich irgendwann in der Früh in einer Notschlafstelle aufwache, wie jeder andere auch.
Ich werde meine Eindrücke, Gedanken, Fragen in dieses Logbuch stellen/legen/werfen wie warme Semmeln, gelegentlich werden es brandheiße Klumpen sein, manche verkohlt, sicher nie altes, verschimmeltes Zeug.
Ich werde hier (ausgenommen Informationen, die ohnehin jedermann zugänglich sind) weder Namen nennen noch Orte, es sei denn, die Einrichtungen haben nichts dagegen oder wollen genannt werden. Wenn ich beim Erzählen trotzdem Namen verwende (ich finde, die Menschen kommen viel näher, wenn man sie nicht hinter anonyme Begriffe und Etikettierungen sperrt), sind sie erfunden.
Wer will, kann mich hier besuchen und das eine oder andere Stück Weg mit mir gehen, mich auslachen, mich trösten, sich mit mir freuen, mit mir diskutieren, mich auf Denk- und Verhaltensfehler aufmerksam machen (auch was die Gestaltung und Führung des Blogs betrifft, freue ich mich über Anregungen, es ist das erste Mal, dass ich so etwas mache), von eigenen Erfahrungen erzählen, wie es ist Menschen in extremen Lebenslagen kennenzulernen, von ihnen lernen zu können.
Wir sitzen alle im gleichen Boot. Die einen haben einen besseren Platz als die anderen, das ist alles. Besser ist falsch, bequemer ist besser. Kälter haben “sie” es auf jeden Fall als “wir” unter unserer dicken Tuchent, aber vielleicht stimmt nicht einmal das.
Nachtrag vom 12.11.09: Zum vorletzten Absatz: Das mit dem Auslachen geht, das mit dem Trösten und Diskutieren geht seit Ende August nicht mehr (siehe Eintrag Tut leid. Ab heute heißt es: Comments are closed.)
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in Notschlafstellen mitarbeiten, Erfahrungen, Gedanken, Fragen in dieses Blog werfen wie gewürfeltes Gemüse in einen 10 Liter-Topf (so groß sind die Töpfe für die Eintöpfe dort), dem Wort obdachlos nachgehen, aus den Notschlafstellen hinaus, das Etikett „wohnungslose Menschen“ herunterkratzen von diesem Begriff, der so riesig wie die Straße lang ist und so viele Gesichter hat wie sie, das eine oder andere entdecken, in dieses Blog werfen wie Gemüsewürfel, auf der Straße gibt es keine Topf- und keine Buchdeckel, sie ist endlos wie der Himmel, also stirbt auch die Hoffnung nie
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