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Rucksack packen mit der Küchenwaage. Jedes noch so kleine Ding wird in/auf die weiße Plastikschale gelegt. Und unter die Lupe genommen wie der zukünftige Schwiegersohn vom strengen Herrn Papa. Brauche ich es wirklich? Gibt es etwas Leichteres, das die gleiche Aufgabe erfüllt oder etwas Gleichschweres, das zusätzlich noch eine andere Aufgabe übernehmen kann? Oder ist es etwas, das ich nur vielleicht brauche oder das ich bei Bedarf auch vor Ort bekomme?
Immerhin: Die Dinge in einem Rucksack, den man 700 km auf dem Rücken mit sich trägt, trägt man 700 km auf dem Rücken mit sich. Man wird zur Schnecke. Man trägt sein Zuhause mit sich.
Das Wort Beziehung taucht auf. Partnerschaft. Kann man mit einer Tube Hirschtalg eine Partnerschaft eingehen? Meine Füße schon. Meine Füße plädieren für Eheschließung. Außerdem: Wodurch unterscheidet sich ein Fuß von einer Tube Hirschtalg? Sobald der Talg auf/in dem Fuß ist, mit Sicherheit durch nichts mehr. Dann ist der Talg Mensch geworden und baut mit an der Sandburg in der Sandkiste und sagt: Das ist die Welt! Berauschend finde ich diesen “Aufstieg” nicht.
Ich glaube, ich muss jetzt aufhören. Das W vor Ort fängt an zu wackeln.
An den Füßen funkelnagelneue Trekking-Schuhe, in diesen Schuhen funkelnagelneue Sporteinlagen, die sich wie Tischtennisbälle in die verwunderten Fußsolen bohren (ich muss Senkfüße mit Untergeschoß haben), am Rücken ein funkelnagelneuer Trekking-Rucksack, angefüllt mit acht Kilo, deren Gewicht vorschriftsmäßig auf den Hüften sitzt, in den Händen meine Walkingstöcke und auf geht’s. Ein Gefühl, als würde ich mit angezogener Handbremse Auto fahren. Für eine Strecke, die ich beim Walken in 1,5 Stunden gehe, brauche ich 2,5 Stunden. Und nach den 2,5 Stunden ist der Tank leer. Ich rolle im Leerlauf bis vor die Haustür. Jeden Tag fünf/sechs/sieben Stunden … 37 Tage …
Probegehen mit der Ausrüstung für 700 km Fußmarsch ist wie Schifahren lernen in einem Schikurs. Das erste Mal vom Schilehrer in die alpine Grundstellung hineingezwängt, stehend, quer zum Hang, Berg-Schi nach vor, Knie auch nach vor, Oberkörper auch, Gewicht auf dem Tal-Schi, Oberkörper vom Hang weg zum Tal gedreht, die Arme mit den Stöcken dazu passend abgewinkelt, konnte ich mir alles vorstellen, nur nicht, wie ich derart verkrümmt den Hang hinunter kommen sollte …
4. November 09 Lesung in Klosterneuburg. Titel: AUF DER STRASSE IST AUCH EIN WEG - über Notschlafstellen und Pilgerherbergen
6. November 09 Lesung in Tulln. Titel: BESONDERE ORTE. Notschlafstellen, Pilgerherbergen, Hospize …
Ich habe noch nicht eine Pilgerherberge gesehen, betreten. Ich habe keine Ahnung. Vielleicht werde ich in den nächsten Tagen krank, kann nicht fliegen, ob und was ich über diese Einrichtungen schreiben werde, weiß ich noch viel weniger, ob ich unterwegs überhaupt schreiben werde - wer weiß, vielleicht holt mich die Weisheit ein und ich höre auf oder mir steht am Abend das Hirn vom vielen Gehen still und das Papier bleibt deshalb leer, das ist die wahrscheinlichere Variante, oder ich schreibe nur bla bla.
Was, wenn ich am 4. und am 6. November nichts Brauchbares zum Lesen habe?
Zuerst ein Wort, ein Bild, eine Erinnerung, ein Satz aus einem Buch, irgendetwas, ein Stein des Anstoßes, der den Schritt für einen Sekundenbruchteil aus dem Takt bringt, ohne dass man etwas davon bemerkt. Ein Ziehen vielleicht in der Brust, ein leiser Stich, gleich wieder vorbei. Eine ungehörte Frage, eine ungehörte Antwort. Es geht weiter. Wie gewohnt. Dabei ist nichts mehr, wie es war. Kann nie wieder so werden. Man ist schwanger.
Bei manchen Wegen dauert es Jahre, bis sie für das Auge zum Vorschein kommen, wie Quellwasser aus dem Boden treten. Bei anderen genügen ein paar Tage, Stunden. Egal. Irgendwann fällt einem auf, dass etwas nicht stimmt. Anders ist. Neu. Irgendetwas stört. Rumort in einem. Ist zuviel. Drängt sich in den Alltag. Schiebt Gedanken, Handlungen, Altbewährtes auf die Seite, drängt sich in den Vordergrund, blitzartig, verschwindet wieder, was war das? Elbogentechnik. Unverschämt. Was soll das? Ich bin auch noch da. Und ich kann mir sechs Wochen Spanien jetzt beim besten Willen nicht leisten. Das wiederum ist dem Weg egal und alle anderen Einwände auch. Er führt ins Reisebüro, in Outdoorgeschäfte, zum Orthopäden, Bandagisten, in den Buchläden war ich längst. Simsalabim. Ein knallroter Fliespulli macht den Anfang.
Mittlerweile ist meine Ausrüstung fast fertig.
- Rucksack
- Schlafsack
- Trekkingschuhe mit Sporteinlagen
- Teleskopstöcke
- Trekkingsandalen
- Sonnenhut
- dünnes Halstuch
- Regen- bzw. Kraxenponcho
- Windjacke
- Fleecepullover
- ärmellose Fleecejacke
- 2 Wanderhosen
- 2 - 3 T-Shirts
- 2 - 3 normale Unterhosen
- eine dünne, lange Unterhose
- 2 Paar Funktionssocken
- ein Paar Freizeitsocken
- Trekkinghandtuch (superleicht, aus Polyester)
- Waschlappen
- Sonnenschutzcreme und -labello
- 1/2 Tube Hautcreme
- Zahnbürste, 1/2 Tube Zahnpasta, 1 Zwischenzahnbürste
- 75 ml Packsoap (Waschkonzentrat für Körper und Kleidung)
- 1/2 Tube Hirschtalg (Blasenprophylaxe)
- Compeed Blasenpflaster und Wundpflaster
- Leukoplast (zum Überkleben der Druckstellen)
- Akutpillenset (Schmerz, Fieber)
- 1/2 Tube Wundsalbe
- 4 Binden, 4 Tampoons
- ein Packerl Toilettauflagen
- 2 Packungen Papiertaschentücher
- 6 Sicherheitsnadeln
- Mininähzeug ??
- Nagelzwicker
- kleine Schere ??
- Taschenmesser
- Blechhäferl
- kleines, verschließbares Plastikgefäß
- 1 Plastik-allround-Essgerät (an einem Ende ein Löffel, am anderen eine Gabel und der letzte Zacken der Gabel ist ein Messer)
- diebstahlsichere Tasche (für Geld, Tickets, Pass, Karten), die man sich unterm T-Shirt um den Bauch bindet
- Stirnlampe
- kleiner!! Schreibblock und mein Lieblingskugelschreiber
- Brillenetui
- Reservebrille mit Etui
- OHROPAX !!!!!!!!!
- Fotoapparat????????????????
- Handy samt Ladegerät ???????????????????????????????????
- E-Card
- Bankomatkarte
- Versicherungspapiere
- Flugtickets
- Reisepass
- 2 Wasserflaschen (0,75 l Fassungsvermögen)
- Pilgerpass
Vielleicht noch Gamaschen (wenn es lang regnet, sind sie von Vorteil, hat man mir erklärt, damit das Wasser nicht von oben in die Schuhe hineinrinnt, denn wenn die Schuhe nass sind, wird’s brenzlig …). Die Flüge habe ich schon vor zwei Wochen gebucht. Die Reiseversicherung. Der Hirschtalg begleitet mich seit Neuestem am Abend ins Bett. Nächste Woche kommen Magnesiumtabletten dazu.
Ich gehe den Weg längst, obwohl ich ihn erst am 15. September betreten werde.
Nachtrag vom 16.11.09:
- zur Ausrüstung: Hat gepasst. Der Tipp mit den Gamaschen war super. Die Sporteinlagen habe ich unterwegs ausgemistet, weil nie verwendet. Ein paar Wäscheklammern würde ich beim nächsten Mal noch mitnehmen, dafür keine Toilettauflagen. Handy ja, Fotoapparat ja. Nagelzwicker nein, kleine Schere genügt völlig.
- zum Thema Flüge: “Nie wieder IBERIA” würde ich nach meinen Erfahrungen sagen (Hinflug: Gepäck ist nicht angekommen, Rückflug: Gepäck war beschädigt + Weigerung den Schaden zu bestätigen), aber vielleicht wird es nach der Fusion mit British Airways besser.
Das Wort stammt vom lateinischen Wort peregrinus ab und peregrinus bedeutet FREMDLING bzw. von peregrinari - IN DER FREMDE SEIN. (http://de.wikipedia.org/wiki/Pilger)
Ein Fremdling bzw.in der Fremde sein = irgendwo sein, wo man nicht zuhause ist.
Und was ist Zuhause? Ein Haus, das (zu) mir gehört und deshalb (zu) keinem andern? Nein. Bitte nicht. Nicht H.C. Strache gleich in der Früh.
Fremd ist für mich ein Ort, den ich (noch) nicht kennen gelernt habe, ein Wort, das ich (noch) nicht verstehe, zu dem ich (noch) keine Beziehung aufgebaut habe, etwas, das mir (noch) nicht vertraut ist. NEULAND.
Das heißt, pilgern hat etwas mit lernen zu tun. Sich von neuen Erfahrungen erobern lassen. Eine Beziehung eingehen wie neue Trekkingschuhe.
Heißt leben etwas anderes?
Würde man nicht bereit sein für Neues (jeder Tag ist neu) bzw. würde das, was für einen neu ist und daher fremd, einem andern gehören und daher tabu sein, wir müssten uns alle auf der Stelle umbringen. Wir dürften keine einzige Minute leben, denn jede Minute ist neu, fremd, gehört uns (noch) nicht. Aber wir könnten uns nicht umbringen, denn das wäre auch neu …
klopft an der Tür. Du glaubst, du hast dich verhört. ER klopft wieder. Wieder. Du schaust beim Guckloch hinaus. DER will zu mir? Nein. DER will sicher zum Nachbarn. Hat nur die falsche Türglocke erwischt.
Am nächsten Tag wieder. Das gleiche Spiel. Am dritten kapierst du. DER will zu dir.
“Was will DER von mir?” In deinem Kopf bricht die Hektik aus.
Aber ganz gleich, was du denkst, dich fragst, eigentlich vorgehabt hättest, nicht willst. ER lässt nicht locker. Bis dir das Klopfen abgeht, wenn es nicht da ist. Du schaust beim Guckloch hinaus. Du zuckst zurück. Weil sein Auge an deinem klebt.
Am vierten Tag machst du die Tür auf. Sie ist weichgeklopft. Ihr gebt euch die Hand. Seine ist groß, warm, erdig. Irgendwann, viel später, kapierst du. ER hat dich. Du gehörst ihm wie der Fuchs dem kleinen Prinzen.
Was, wenn ER zu Ende geht? Wenn du am Kap Finisterre stehst. Vor dir das Meer.
Wird ER mit dir weiter gehen?
Wie
klingt
das
?
Unglaublich.
Super.
NEU.
Nicht, dass mich die Fans erdrückt hätten. Auch nichts Anstößiges, Beleidigendes. Nur Spams. Tausende. Tausende. Tausende. Wie eine Heuschreckenplage.
Ich habe jetzt Tabula rasa gemacht: alle Kommentare gelöscht, ob Spam oder nicht Spam, und den Zugang zu allen Artikeln gesperrt.
Der Spamschutz meines Blogs kann keine Aktualisierungen aus dem Internet abrufen. Das Problem liegt nicht am Blog. Es ist der Server, auf dem die Webseite liegt (ist ‘liegt’ der richtige Ausdruck?). Er wird, sobald eine neue Version herauskommt, ausgetauscht.
Wann das sein wird?
Aber nichts Negatives ohne etwas Positives: Ich brauche mich nicht mehr zu ärgern, wenn keine Kommentare kommen …
zwei Stunden Walken, Hatha Yoga, meinen Baum umarmen. Von unten der Lärm des Morgenverkehrs. Es ist verrückt schön außerhalb der Norm zu tanzen.
Es liest ja ohnehin niemand. Nicht einmal, wenn es nichts kostet, liest es irgendjemand. Wozu schreibe ich? Es rührt sich nichts. Als wäre rundherum alles tot. Oder ich am falschen Dampfer. Bettler müssen dieses Gefühl haben. Wenn sie der Welt die Hand hinhalten und sie geht an ihnen vorbei. Lachend. Eilig. In Seidenkleidern. Jeans. Jung. Alt. Soll ich aufhören zu schreiben?
Eine gute Frage. 700 km Zeit.
PS: Dass mich jetzt niemand falsch versteht: Das ist keine versteckte oder unversteckte Bitte um ein Kommentarlein. Ich habe einen unbeschreiblichen Zorn. Das ist alles. Dieser Zorn ist mir erlaubt wie euch das Schweigen.
wenn ich eine Kreditkarte hätte. Bei mir hat diesen Button offenbar schon etwas/jemand gedrückt. Alles läuft wie bei einer Maschine.
Von vorne:
Dienstag, 28.7.09: 20:15 Uhr sat1 Film BRÜDER, Teil III, Steinhauer und Co am Jakobsweg, der Film schwach, mit Abstand der schwächste Teil der drei Teile (die beiden anderen finde ich super).
Mittwoch, 29.7.09: Ein Blick ins Internet. Der Jakobsweg ist viele Wege, ein Netz, ein Labyrinth, nein, ein Labyrinth nicht, alle Wege führen nach Santiago de Compostela, trotzdem ein Labyrinth, wie rote Adern durchziehen sie Europa, sogar in Spanien gibt es X verschiedene Wege.
Donnerstag, 30.7.09: Blog schreiben, mitten im Text plötzlich der Jakobsweg (Eintrag vom 30.7.09). Wieder ein Blick ins Internet. Wieder verwirrend dieses Netz. Am späten Nachmittag nach Wien fahren ein Buch suchen, das einen Überblick gibt, etwas wie eine Bergspitze brauche ich. Zwei Stunden in der Morawa sitzen in einem Bücherberg, ohne Buch und Bergspitze einen Freund besuchen und wieder nach Hause fahren. Nächste Woche in Graz habe ich Zeit zum Buchsuchen.
Freitag, 31.7.09: Wieder nach Wien, diesmal Freytag und Berndt, diesmal schon ruhiger, es lässt mir keine Ruhe. Ein ganz kleines Buch, Überblick keiner, ein kleiner, handlicher, praktischer Reiseführer, jemand in mir hat offenbar schon einen Durchblick, Outdoor, der Weg ist das Ziel, Spanien: Jakobsweg, Camino Francés. Das ist der klassische Jakobsweg, der auf einer Strecke von knapp 800 Kilometern quer durch Nordspanien von den Pyrenäen nach Santiago de Compostela führt. Er beginnt an den Pyrenäenpässen mit zwei Strängen (der Aragonesische Weg und der Navarrische Weg), die bei Eunate zusammentreffen und als DER Camino Francés weitergehen. Nach Hause fahren und lesen. Am Abend von einer Freundin ein Buch ausborgen, Briefe an den Heiligen Jakobus, die Beschreibung von zwei Klosterneuburgern, die den Navarrischen Weg in vier Wochen gegangen sind. Anfangen lesen. Beide Bücher parallel lesen. Parallel dazu in einem Winkel seit in der Früh die Hoffnung, dass ich gleich aufwachen werde, dass sich beim Lesen herausstellen wird, dass jetzt nicht die Zeit ist für so eine Reise (Klima), dass nächstes Jahr besser ist. Diese Hoffnung stirbt schon am Nachmittag. Nächstes Jahr ist gar nicht gut, nächstes Jahr ist Pilgeransturm, weil 2010 ‚ein heiliges Jahr’ ist, weil der Jakobustag (der 25. Juli) auf einen Sonntag fällt. September, Oktober ist eine gute Zeit, weil es nicht mehr so furchtbar heiß und noch nicht zu kalt ist. Ich habe so etwas befürchtet … Trotzdem: Die Sonne in Spanien ist auch im September noch viel zu heiß für mich (ich vertrage die Sonne am Kopf überhaupt nicht) und es ist so gut wie nirgends Schatten auf diesem Weg, außerdem müsste ich mindestens 25 km pro Tag gehen, dann sind das bei 800 km immer noch 33 Tage, 33 Tage allein unterwegs, ich mit meinem Orientierungssinn, außerdem war ich noch nie allein irgendwo ‚auswärts’, außerdem ist mein rechtes Knie nicht in Ordnung, zwei Wochen jeden Tag zwei Stunden Walken ist schon an der Grenze, wie soll ich 33 Tage 5-6 Stunden am Tag gehen?, die Nächte in den Herbergen mit 10 bis 100 Leuten (ich schlafe sogar ‚solo’ mit Ohropax), in vielen bekommt man nicht einmal etwas zu essen, das heißt, ich bin fix und fertig vom Gehen und in der Nacht nicht schlafen können und dann darf ich auch noch einkaufen und kochen … und dann die Anreise und Rückreise, Spanien ist nicht vor der Haustür, außerdem brauche ich eine Ausrüstung, ich habe nichts, nur einen Schlafsack, 3000 Euro kostet das Ganze mindestens (Ausrüstung, An- und Rückreise, Reiseversicherung, täglich Kosten von 20-30 Euro) …Wie soll das gehen??? Ich gehe ins Bett.
Samstag, 1.8.09: Weiterlesen. Wieder beide Bücher parallel. Briefe an den heiligen Jakobus fertig lesen. 8-10 Stunden gehen pro Tag vier Wochen lang, ein Tag Pause, der Schmerz muss irgendwelche Glückshormone freisetzen, Blasenberge, Geschwüre rund um den Schuhrand, Schmerzen in den Füßen, Beinen, Sätze wie „die Füße fangen zu kochen an“ oder „das rechte Bein spielt wieder verrückt, aber es muss weitergehen“ (und der Satz gleich in der Früh…), Heulen beim Gehen, was soll das?, da kann ich mir das rechte Bein gleich abnehmen oder sonst wie stilllegen lassen, das ist weniger Aufwand und die beiden sind um 5 und 10-15 Jahre jünger als ich … Ein guter Pilger-Spruch: „Nicht du sollst den Weg machen. Lass zu, dass der Weg dich macht!“ In der Nacht zieht es im rechten Knie.
Sonntag, 2.8.09: Als erstes ins Tagebuch schreiben: Ich muss ja nicht in 26 Tagen über 800 km gehen. Dann wieder im Reiseführer lesen. Dann ins Internet. Zugverbindungen, Busse. Beide Möglichkeiten ausmisten. Flüge. Mein rechtes Knie meldet sich wieder. Das muss ich unbedingt abklären mit meiner Orthopädin. Morgen gleich anrufen. Ich muss ja nicht 800 km in 26 Tagen gehen, ich muss auch nicht 800 km in 33 Tagen gehen (wie in meinem Reiseführer vorgeschlagen wird), ich kann mir ja auch nur 700 km vornehmen, das ist eine schöne Zahl und außerdem ‚die reine Caminostrecke’ ab dem Treffpunkt der beiden Wege, Zubringer, Quellen ist auch ein Wort, egal, die beiden Zubringer treffen sich in der Nähe der Kirche Eunate (Eunate ist baskisch und bedeutet 100 Tore) und das wäre ein wunderschöner Punkt zum anfangen und für diese 700 km könnte ich mir 40 Tage nehmen. Wie wäre das? Es geht ja nicht ums Kilometer-Fressen. Und wenn ich dann noch will, kann ich von Santiago noch bis nach Finisterre gehen (was so viel heißt wie ‚das Ende der Welt’ und an der Küste liegt), das wäre ein schöner Endpunkt, muss aber nicht sein. 700 : 40 = 17, d.h. 15-20 km pro Tag, d.h. 4-6 Stunden täglich. Ob mein Knie das schafft? Vier Stunden vielleicht. Und der Rest? Was mache ich mit dem Rest vom Tag 40 Tage lang? Aber das interessiert niemand. Die zumindest nicht, die wie eine Besessene Landkarten studiert, An- und Abflughäfen sucht, Flugverbindungen, Wien-Pamplona als zu teuer verwirft, Bilbao findet und eine Busverbindung, alles fix und fertig: Anreise: Wien-Bilbao mit dem Flugzeug und von dort mit dem Bus nach Pamplona, sogar die Buszeiten habe ich schon. Rückreise: Santiago de Compostela – Wien. Würde ich jetzt buchen, für Mitte September Hinflug und Ende Oktober Rückflug, würde der Hinflug 178 Euro kosten und der Rückflug 170 Euro. Das heißt, unerschwinglich ist das Ganze nicht. Und was die Ausrüstung betrifft. Die Leute früher haben sich auch nicht bei Hof & Turecek eingekleidet. Einen guten Rucksack brauche ich und gute Schuhe, da darf ich nicht aufs Geld schauen und einen guten Regenponcho. Alles andere tut’s auch billiger. Ich bräuchte nur die Tage festlegen und auf BUCHEN drücken. Zum Glück habe ich keine Kreditkarte …
Montag, 3.8.09: Die Orthopädin ist bis 17. August auf Urlaub. Karin, eine ganz liebe Bekannte aus einem Reisebüro ruft mich zurück wegen der Flüge. Pffffffffffffffffff ?????
Hingabe ist ein besseres Wort. Aufgehen in dem, was man tut. Ein Boot bauen, ein Buch schreiben, ein Fenster putzen, ganz egal.
Das ist doch auch das, was als DIE Erfahrung beispielsweise beim Gehen des Jakobsweges geschildert wird: dass man geht und geht und geht, nichts tut außer gehen, nichts bekommt außer Blasen und am Abend eine Matratze oder ein Stockbett, dass alles verschwindet (mit Ausnahme der Blasen, die immer mehr werden), die Sorgen, der Stress, die Begehrlichkeiten, dass man leer wird und geht und geht und geht, Tage, Wochen, bei Regen und Sonnenschein geht und irgendwann einfach nur mehr da ist wie die Luft, die man atmet, verschwindet in ihr und zugleich 150% da und trotzdem nichts mehr ist außer der Weg.
Ist man dann selbstlos geworden?
PS: Der Jakobsweg hat sich ohne mein Zutun hier eingeschlichen. Er ist vorgestern bei mir eingebrochen, er ist über mich hergefallen wie die 5000 Spams ein paar Tage vorher über den einen, kleinen Artikel in meinem Blog, einfach so, ich war völlig unvorbereitet, mein Immunsystem hat ausgelassen, ich wollte mir nur Steinhauer und Co. in BRÜDER, Teil III, anschauen, die Brüder sind weg, der Weg ist da, auf mich übergesprungen wie der Virus der Schweinegrippe, aber ohne Tröpfcheninfektion und jetzt ist er schon fast überall …
Was mache ich jetzt?
Einen Reiseführer kaufen und lesen. Wenn ich dann weiß, was ich alles brauche und vor allem, was das alles kostet, lassen die Beschwerden vielleicht wieder nach.

Ist das nicht schön?
Von der ersten Planke bis zum hohlen Mast und der geschwungenen Pinne alles selbstgemacht. Aber: Es hat nirgendwo Platz. Die Yacht, für die es als Beiboot gedacht ist, ist noch lange nicht fertig. Es über die Sommermonate unbeaufsichtigt an einem See im Wasser liegen lassen wie ein normales Segelboot ist nicht möglich bzw. ratsam. Einen eigenen Raum, in dem es aufbewahrt werden könnte, gibt es nicht, Platz in einer Halle oder einem Lager auch nicht. Nicht einmal ein Geschäft (etwa für Segelbedarf oder/und -bekleidung) hat sich finden lassen, wo dieses Prunkstück als Blickfang stehen könnte. Nicht einmal kostenlos! Wo es ist? Es hängt (irgendwo in der Oststeiermark) in einer Garage an der Decke.
UND SO SCHAUT DER TRÄUMER ZU DIESEM TRAUM AUS:
Liebe zum Holz + geschickte Hände + ein Bootsbaukurs + plusminus 600 Arbeitsstunden + 1000% Segel/Boots-Besessenheit + 0%Vernunft

Was er dazu sagt, dass sein Kunstwerk jetzt in einer Garage an der Decke hängt? “Du kennst mich doch. Der Weg ist das Ziel.” Trotzdem grinst er dabei recht wehmütig. Weil sein BOOT (das große) nicht und nicht fertig werden will und er doch so darauf brennt wegzufahren. Für ihn ist jeder Flecken Erde außerhalb seines BOOTES bestenfalls eine Notschlafstelle.
Doris & Wolf. Die Seenomaden. Welcher Segler im Umkreis von Wien kennt diese(n) Namen nicht? Seit 1989 sind die beiden miteinander unterwegs. Sie schreibt, er fotografiert. Die erste Reise acht Jahre. Vier Jahre Segelpause. Seit 2001 sind sie wieder unterwegs. Heuer im Herbst machen sie wieder einen Boxenstop in Österreich. Vorträge, Multimediashows, vielleicht schreibt Doris ein Buch. Einen Film gibt es schon: Leben mit dem Wind
www.seenomaden.at
Jede Menge Reiseberichte bzw.-tagebücher und Fotos, dass einem die Spucke wegbleibt oder zusammenrinnt. Schmökern auch für Nichtsegler ein Erlebnis. Auch die beiden live bei ihren Vorträgen und Multimediashows kann ich nur empfehlen. Wer seinen eigenen Traum verbannt hat, muss allerdings damit rechnen, dass er bald wieder vor der Tür steht. Dann muss er ihn halt nach St. Helena schicken.
Noch etwas kommt herüber, wenn man hinhört bei den Vorträgen und sich nicht nur die weißen Sandstrände und Kokosnüsse anschaut auf der Web-Seite: Es ist harte Arbeit.
Über 5000 innerhalb von zwei oder drei Tagen!!! Seltsamerweise alle bei einem Artikel und wäre ich irgendwo in den Bergen oder am Sandstrand und Blog-los glücklich, wären es heute vielleicht schon 20.000 und in einer Woche 1.000 000? Wieso alle auf einen? Vielleicht muss ich auch sagen: Zum Glück alle auf einen. Der Zugang zu diesem Artikel ist seit gestern gesperrt. Heute noch keine neuen Spams. Was unterscheidet diesen Artikel von den andern 102? Er hat nicht einmal einen Link nach außen. Dafür einen krassen Titel (Er scheißt sich an …), aber das kann’s ja wohl nicht sein. Rätselhaft dieses Web. Vielleicht ist es bei den Spams wie bei den Ameisen. Eine findet eine heiße Spur und die anderen folgen. Und mein lieber Computerfachmann sitzt in Kanada. Ich würde ihm wünschen, er würde nicht sitzen sondern streunen, aber würde er streunen, hätte er keinen Laptop dabei und Internetverbindung vielleicht auch keine. So hat ihn mein Hilferuf erreicht (erwischt ist vielleicht besser) und er hat sofort Erste Hilfe geleistet. Das ist das Tolle am Web. Dass es keine Entfernungen gibt. Und an meinem „Sanitäter“. Dass er da ist, auch wenn er nicht da ist. Vielen, vielen Dank!!
PS: Ich denke oft an den alten Mann (um den es in diesem Artikel geht) auf der Donauinsel. Wenn es regnet. Schüttet. Ist ja nicht selten heuer. Bei dem großen Unwetter letzte Woche. Ein Zwei-Mann-Zelt ist ein Taschentuch.
PSPS: Ein neues Quartier für die Notschlafstelle, die im Mai zugesperrt wurde (weil der Eigentümer die Räume künftig anders verwenden will), gibt es noch nicht. Aber sie sind dran. Irgendetwas kommt sicher. Und dann wird’s ernst mit den guten Vorsätzen. Ich habe mir vorgenommen, in der ‘neuen’ mache ich auch Nachtdienst …
Nachtrag vom 16.11.09: Zu PSPS: Aus dem Nachtdienst wird nichts. Siehe die Einträge Riesige Fußstapfen und Ein Nest fällt vom Baum.
als dem Vertrauen, dass das Leben schon das Richtige vorhat mit mir/uns.
Kein guter Satz? Vor allem nicht im Angesicht der Krise? Für mich ein guter Satz. Nach mehr als vier Jahren noch immer. Trotz Krise.
Ich schrieb diesen Satz in mein Tagebuch (es war im Feber 2005), als ich dabei war mein Beamtendasein zu beenden (sprich: mein pragmatisiertes Dienstverhältnis zur Stadt Wien zu lösen) und die Gegenargumente und Reaktionen aus meinem Umfeld auf mich einprasselten wie faustdicke Hagelkörner. Wem ich etwas bedeutete, der versuchte mir diesen Schritt auszureden, vehement, andere lachten über mich, freuten sich auf meine Talfahrt, hielten mich für verrückt, blauäugig, eine, die keine Ahnung hat, wie es im Leben zugeht, die arrogante Ausbrecherin, die schon sehen wird, wo sie landet, die ewig Andere, die zwar fachlich gut ist und zuverlässig, aber nie in die Gruppe gepasst hat, hat jetzt offensichtlich den Verstand (ganz) verloren und weiß nicht mehr, was sie tut.
(Zum besseren Verständnis: Man ist als Beamter nicht nur so gut wie unkündbar, man kann auch Jahre lang in Karenz gehen ohne seinen Job zu gefährden, das heißt, ich hätte mir jede Menge Freiheit gönnen können, ich hätte Jahre lang aussetzen und dann ausgeruht und braungebrannt und entspannt die wenigen verbleibenden Jährchen bis zu meiner Pension in irgendeiner Außenstelle, wo ich nichts anrichten kann - wenn man Jahre lang draußen war, ist man draußen -, absitzen können oder ich hätte mir während der Karenzzeit ein neues Standbein schaffen und erst dann die Krücke öffentlicher Dienst beiseite legen können, was natürlich auch dumm wäre, aber immer noch besser als das, was ich vorhatte, das Beste wäre natürlich das alte Standbein neben das neue stellen, dem neuen das Etikett ‚Nebenbeschäftigung’ verpassen und mit so vielen Beinen wie möglich in Pension gehen, ein bisschen früher, wenn möglich, wegen der angeschlagenen Gesundheit, vorher ein paar ausgiebige Kuren nach ein paar ausgiebigen Krankenständen, alles ist machbar im öffentlichen Dienst, innerhalb der Norm. Denkbar ist nur DAS nicht.)
Kein Mensch verstand, warum ich tat, was ich tat. Noch dazu in einer Zeit, in der die Jobs immer weniger und härter werden, die Lebenserwartung steigt und die Pensionen sinken (sprich: an allen Ecken und Enden Versicherungen und sonstige Schwimmreifen gefragt sind). In Zeiten wie diesen einen todsicheren Arbeitsplatz hinschmeißen und ins Blaue hineingehen ist … Gleich gut könnte man aus dem Paradies hinausspazieren oder/und ins Irrenhaus hinein. Ich dachte mir das gelegentlich auch und dass es gut ist, dass die anderen nicht wissen, dass ich nicht die leiseste Ahnung habe, wie sich nach meinem Austritt mein Leben gestalten wird. Ich hatte mir keinen Ersatzjob gesucht, keinen Plan gemacht, ich stellte mir nichts vor. Alles, was ich hatte, war ein Manuskript, das wie ein Bumerang von den Verlagen immer wieder zu mir zurückkam. Trotzdem glaubte ich zu wissen: Hier bin ich fertig. Jetzt ist etwas anderes an der Reihe und damit auch etwas anderes als diese Art der Sicherheit.
„Etwas, das für dieses Andere, das jetzt an der Reihe ist, genauso essentiell ist wie die Pragmatisierung für einen Beamten: das Vertrauen ins Leben, dass das Richtige geschieht, wenn ich mich aufrichtig (und ich meine aufrichtig) bemühe. Wobei das Richtige nicht gleichbedeutend sein muss mit angenehm oder erfolgreich. Das Richtige ist das Richtige und damit bin ich genau dort, wo die Worte und die Beamtenseelen aufhören und sich herausstellt, dass die meisten, die ich kenne, Beamtenseelen sind oder haben, denn wo das Vertrauen ins Leben und seinen Sinn beginnt, hört ihr Verständnis unvermittelt auf. Vielleicht ist es auch die Wortfolge ‚sich aufrichtig bemühen’, irgendetwas ist es, das sie anstarren wie das Ungeheuer von Loch Ness …“,
schrieb ich in mein Tagebuch. Zehn Tage später legte ich dem Dienststellenleiter meine Austrittserklärung vor.
Der erste April 2005 war mein neunundvierzigster Geburtstag und mein erster Tag ‚draußen’. Der erste Tag, in den ich hineingegangen bin ‘mit nichts …’ Seither bin ich geringfügig beschäftigt, lebe so wach und aufmerksam wie möglich und schreibe. Nicht, dass ich vorher geschlafen hätte, aber es gibt Vieles, das man ausblenden muss, an dem man vorbeischauen muss, das man nicht an sich heranlassen, also nicht sehen darf, auch wenn es einem kerzengerade ins Gesicht schaut, man muss die Augen mehr zu als offen haben, oft darf man nicht einmal blinzeln, wenn man innerhalb der Spielregeln für ein sattes Dasein funktionieren will.
Unterm Strich hat sich an dem, was ich tue, aber nichts geändert. Ich habe nach wie vor mit Gesetzen und mit Grenzen zu tun. Habe ich vorher im Paragrafendschungel am Unterholz mitgebastelt (ich war als Juristin und in den letzten Jahren hauptsächlich im Bereich Legistik tätig) und mit wenig Erfolg versucht die Risse in meinem Hirn zu kitten (in engen Denkmustern neige ich zur Platzangst), nenne ich diese Risse jetzt Türen und erkunde den Dialog von Endlichkeit und Unendlichkeit, der in jedem Augenblick überall stattfindet. Segeln lernen ist mein Wort dafür. Bewusst neu Land betreten. Da sein.
Was habe ich nach vier Jahren vorzuweisen?
Ein bisschen Mut vielleicht. Keine Panikattacken mehr. Das Wissen irgendwo, dass ich auf dem richtigen Weg bin, auch wenn ich keine Ahnung habe, wohin er mich führt. Müsste ich mich heute noch einmal entscheiden, ich wäre noch überzeugter als damals. Ich lerne jeden Tag. In der freien, krisengeschüttelten Wildbahn ungleich mehr als im bombensicheren Bunker der grauen Paradiesvögel. Meine kleine Eigentumswohnung habe ich noch. Meine Lebensversicherung auch. Mein monatliches Einkommen beträgt derzeit 357 Euro (das ist die Geringfügigkeitsgrenze), was ich mehr brauche, zahle ich dazu. Angst habe ich bis jetzt trotzdem keine. Die hatte ich vorher. Im Bunker. Was kann mir passieren? Solange ich wach bin und aufmerksam, kann ich praktisch nur lernen. Schlimmstenfalls verliere ich meine Wohnung und stehe allerspätestens dann als Versager da. Das ist für mich die größte Herausforderung, seit ich mich außerhalb der Norm bewege: mich von ihrem Urteil zu lösen und – und das ist die noch viel größere - mich trotzdem nicht abzuwenden. (Das ist das Problem aller ‚auf der Straße’.) Bestenfalls komme ich zu dem Punkt, an dem ich die Wände um mich herum aus freien Stücken aufgebe, hergebe, verlasse, hinter mir lasse, anderen überlasse, sie ihre Bedeutung für mich verlieren, ich sie nicht mehr brauche, meinen Platz vielleicht ‚auf einer Matte zwischen vielen Matten’ als sinnvoller erachte.
Das ist kein Weg für jedermann. Für mich ist es der einzig mögliche. Hätte ich den Bunker damals nicht verlassen und mein Leben auf den Kopf und völlig neue Beine gestellt, wäre ich früher oder später verrückt geworden. Davon bin ich mittlerweile überzeugt. Dafür könnte ich meine Wohnung mit goldenen Türschnallen ausstatten und niemand käme auf die Idee, zu sagen, ich bin ein Versager. Im Bunker kann man nicht versagen. Nicht einmal ein durch und durch Versager schafft das. In diesem Schwimmreifen (Netz ist auch ein Wort) bleibt alles hängen. Trotzdem (deshalb) glaube ich die Geschichte mit dem Paradies nicht ganz. Die Vertreibung war keine Strafe.
PS: Thema SCHREIBEN
2008 ist ein Buch von mir erschienen. 200 Seiten mit dem Titel Grenzenlos. Das, was ich gern zwischen diesen Buchdeckeln gesehen hätte, ist allerdings etwas anderes. Es ist eine Geschichte, die von drei Geschichten erzählt wird, wobei jede anders und so gestaltet ist, dass sie auch für sich stehen bzw. gelesen werden kann und alle als eine gelesen eine andere ergeben. Mittlerweile habe ich begriffen, dass das außer mir niemand so sieht, die Verlage, denen ich dieses Projekt geschickt habe, jedenfalls nicht. 80% hüllten sich in Schweigen, die restlichen schickten mir einen höflichen Formbrief, ein verschwindend kleiner Teil nahm sich die Mühe mir zwei bis drei Sätze mit Inhalt zu schreiben. Das sind Tagebücher, las ich. Manche setzten noch nach: ohne literarische Tiefe.
Was ist literarische Tiefe?
Mir sind in meinem Leben ein paar Dinge aufgefallen, von denen ich glaube, dass sie nicht nur mich etwas angehen - z.B., wie viele Symbole sich in der Geschichte eines Menschen finden oder wie verbunden alles mit allem ist, wie innen mit außen kommuniziert, oben mit unten, wie die Gegensätze ineinander fließen, miteinander verflochten sind wie die Stränge eines Muskels und dass es nichts gibt in diesem Gefüge (mein Wort dafür ist Organismus), das keinen Dialogpartner hat und dass ein anderes Wort für Dialog Fruchtbarkeit ist und das selbst dann, wenn r und u vertauscht sind. Ausschnitte aus meiner persönlichen Geschichte sollen das sichtbar machen.
Ist das zu wenig für ein Buch? Oder zu tief?
Ich habe versucht ein Stück Ornament Leben freizulegen. Es kann natürlich sein, dass ich noch nicht gut genug bin in dieser Arbeit oder/und das ent-Deckte nicht gewohnt genug ist. Aber dieses Ornament ist da. Und ich schaue für mein Leben gern hin. Und je älter ich werde, desto geringer wird meine Fähigkeit wegzuschauen. Sie wird immer weniger. Wie meine Haare. Das ist auch der Grund, warum ich die Juristerei gelassen habe. Ich schaffe es nicht mehr aus Paragrafen straffende Hautcremes, Glückspillen und Baldriandragees zu basteln. Dazu bin ich viel zu fasziniert von dem Wunderwerk, das unter unserer Fettschicht arbeitet.
Im Herbst 2007 - ich hatte schon das Recht für den Abdruck eines Fotos als Buchcover erworben und mir einen Laptop mit den notwendigen Computerprogrammen ausgeborgt und wollte gerade den Versuch starten selbst eine Druckvorlage zu machen um sie an BoD (ein Book-on-Demand-Anbieter) zu schicken - hat sich endlich ein Verleger gemeldet: „Ich weiß zwar nicht, ob das, was Sie da schreiben, jemand liest, aber wir können es versuchen.“ Und: „Ich kann aber nicht alles verlegen. Ich verlege nur Texte bis maximal 200 Seiten.“ Nach dem Motto ‚ohne richtigen Verlag kein richtiges Buch’ habe ich das Angebot freudig angenommen, die Geschichte in ihre Teile zerlegt, den Teil Grenzenlos auf 200 Seiten heruntergekürzt und samt Nutzungsrecht für drei Jahre abgegeben als Gegenleistung dafür, dass er zwischen zwei Buchdeckeln verschwindet. Dann habe ich erleichtert auf- und durchgeatmet, einen riesigen Seesack gekauft und gepackt und bin, einer ganz lieben Einladung folgend, drei Wochen über den Atlantik gesegelt.
2008 war ein Buch-Intensivjahr: Tageszeitungen und Literaturzeitschriften anschreiben und um eine Rezension bitten, Orte für Verlagspräsentationen und Lesungen auskundschaften, Termine vereinbaren, nach einem Zauberspruch suchen, der die Bücher aus der Schublade des Verlages in die Buchhandlungen bringt, da sich keiner findet, selber Buchhandlung für Buchhandlung abgrasen, die mitleidigen Blicke der Buchhändler auf das Outfit des Buches genießen und ihr „In dem Buch kann drinnen stehen, was will, so etwas kauft bei uns niemand“, es mit einem anderen Dreh versuchen, sprich: dem Verlag Bücher zum Ladenpreis minus 40% Rabatt abkaufen und im Gießkannenprinzip als Kommissionsware über die Buchhandlungen verteilen, die nicht verkauften nach ein paar Monaten wieder einsammeln, für die verkauften jeder Buchhandlung eine Rechnung schicken (die Buchhandlung bekommt natürlich auch 40% Rabatt vom Ladenpreis), mit den nicht verkauften darf ich mir am Flohmarkt ein paar schöne Wochenenden machen oder zuhause einen Bücherberg bauen, weil sie ihren Aufenthalt in den Buchhandlungen meistens nicht ohne Beschädigung überstehen … Neben diesen lukrativen Verlagsarbeiten habe ich (mit viel Hilfe) meine Web-Seite auf die Füße gestellt (www.freygeist.at), auf der u.a. die zwei ungebundenen Teile meiner Geschichte stehen, Sprechunterricht genommen, meine Stimme trainiert und lesen gelernt (es klingt komisch, aber wer schreibt, muss/sollte lesen lernen), mich auf jede Lesung sorgfältig vorbereitet, entdeckt, dass Lesungen intensive Kommunikation sein können und auch mit nur drei Zuhörern großartige Erlebnisse. Ich habe viel gelernt in diesem Jahr, alles gegeben, was ich hatte.
Im Feber 2009 habe ich einen Punkt gemacht. MEIN Job bei diesem Buch ist getan. Wer immer es lesen will - das gedruckte oder/und das ungedruckte -, kann es lesen. Wer es braucht, wird es finden. Davon bin ich überzeugt. Das Leben ist so. Das Cover für das Ganze, bestehend aus 1) Grenzenlos, 2) das Schneckenhaus und 3) Götter und tote Babys (zu lesen in dieser Reihenfolge) steht auf meinem Schreibtisch. (Wen es interessiert: es ist das Foto auf Seite 124 des Buches „… als lebten die Engel auf Erden“ von Gerald Axelrod, erschienen im Eulen Verlag, Sonderausgabe 1999.) Der Titel: Der Rand des Raumes
Die Atlantiküberquerung habe ich natürlich auch in ein Prosastück gezwängt (Äquatortaufe) und zu den beiden anderen auf die Web-Seite gestellt. Der Satz, mit dem es beginnt, stammt nicht von mir. Der Wachführer hat ihn zu mir gesagt. Es war Nacht und ich war am Ruder und ich wusste nicht wie und wohin, der Kompass war zu beschlagen: „Siehst du den rötlich leuchtenden Stern? Er ist der einzige, der rötlich ist. Das ist der Mars. Auf den fahr zu. Fahr einfach auf ihn zu.“
Ist DAS kompliziert! Für 40 Leute kochen ein Kinderspiel dagegen.
DAS = das Blog einrichten. Herrichten ist besser. Eingerichtet hat man es mir schon vor zwei Wochen.
Zuerst das Gefäß, der Topf für den Text, das Outfit. Vor
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stehen wie eine dumme Kuh, die Kuh wird noch viel dümmer bei Fragen wie Noindex Date Archive Pages?, Separate trackbacks/pings from comments?, Use Bytes For All SEO options?, kratzt irgendwie die Kurve, was bleibt einem anderes übrig, wenn man nicht an Ort und Stelle im Boden versinken will, vielleicht sind die Entscheidungen falsch, wer weiß, vielleicht habe ich auf Fragen reagiert (mit yes/no), die mir nie gestellt worden sind, vielleicht habe ich mich selber ins Eck gestellt, wer versteht das schon? Die letzte Frage habe ich z.B. mit yes beantwortet, weil ich keine Plugins verwende (zumindest weiß ich nichts davon), ich hoffe, das passt, sonst habe ich mir selber die Verbindung gekappt.
Zwei Wochen sitze ich jetzt drüber, Google muss schon Löcher haben, so oft habe ich mich hineingebohrt, aber was habe ich von Antworten auf Fragen, die gespickt sind mit Begriffen, die ich genauso wenig verstehe wie den Begriff, den ich gegooglet habe? Recht hilflos, wenn man niemand hat, den man fragen kann oder will (und wenn man es zwischendurch doch tut, mit den fixen Antworten nichts anzufangen weiß) und trotzdem Vorstellungen hat, die man umsetzen möchte. Ich bin als chronischer Freidenker zwar daran gewöhnt, dass ich oft vor Mauern stehe, über die mir niemand außer ich drüber helfen kann, die Luft geht mir aber trotzdem aus, wenn so überhaupt kein Licht am Horizont zu sehen ist. Aber ich bin ein Dickschädel, ich lasse nicht los, nicht einmal, wenn mir die Luft ausgeht (das ist das chronisch vor dem Freidenker), ich bin Widder, wäre ich eine Krätze, ich wäre ein Weibchen, mit „an der Oberfläche herumwuseln“ (Eintrag vom 8.3.09, Krätze) habe ich nichts am Hut. Ich muss die Dinge begreifen, ich muss sie angreifen, riechen, schmecken und sei es nur um sie dann in Frieden und loslassen zu können.
Die zwei Wochen sind vorbei, die Erleuchtung ist wie erwartet ausgeblieben, aber der Topf für den Text ist fertig. Und ich bin an dem Punkt angelangt, an dem man als weise bezeichnet wird, wenn man den Namen Sokrates trägt. Ich weiß jetzt hundertfünzigtausendmillionenprozentig, dass ich nichts weiß. Und nicht nur der Topf ist fertig, er ist gefüllt mit über 100 Einträgen (das alte Blog mit seinen exakt hundert Einträgen ist vollständig in das neue Haus umgezogen), jeder von ihnen kategorisiert, mit Tags versehen (ein Blog hat unheimlich viel mit Schubladen zu tun, habe ich in den letzten Tagen feststellen müssen …), Querverweise gibt es, Links. Einige Einträge habe ich ergänzt, weil ich glaube, dass das notwendig ist. Sogar den Titel habe ich geändert, weil er doch ein Title Tag ist und also genau definierte Suchbegriffe für die Suchmaschinen enthalten soll. Und siehe da: Er gefällt mir. Er trifft den Punkt. Und lässt trotzdem alles offen. Wofür Suchmaschinen gut sind … Danke schön! War ein guter Dialog. Ein (hoffentlich) fruchtbringender. Und ich bin wieder bei Sokrates. Dia-logos: der lebendige Gegensatz.
Der nächste Schritt wäre: bei Suchmaschinen anmelden, Blog-Verzeichnissen, Webkatalogen (nehmen die auch Blogs?), was sind social bookmarks? Grauenhaft viele absonderliche Begriffe schwirren da noch herum.
Mein nächster Schritt war gestern die Roboter-Fußball-WM in Graz. Der Mann, der mich und mein Blog im Internet betreut, hat mit ein paar Leuten einen Roboter gebaut und nimmt daran teil. Star Wars ist nicht mehr weit weg, ein paar Gehirnwindungen maximal. Und morgen fahre ich für eine Woche in ein Salzburger Gebirgstal. Frische Luft, keine Bretter und Mauern vor dem Kopf. Nur Berge.
Nachtrag vom 16.11.09: Zum vorletzten Absatz: Die Betonung liegt nach wie vor auf “wäre”.
www.freygeist.at
Wordpress hat einen neuen Nutzer.
Und der erste Schritt auf eine “fremde” Seite: Global Change
Ein guter Start für die zweiten hundert Einträge!
Wenn ich etwas sage, sagst du darauf etwas, du sagst aber mit dem, was du sagst und wie du es sagst, nicht auf das etwas, was ich jetzt sage, du spuckst mir das Ganze ins Gesicht, das Jetzt und das Früher, das den Sauhaufen zustande gebracht hat, vor dem du jetzt stehst und über den du mit niemand und trotzdem mit jedem und jedem Satz, den du sagst oder nicht sagst, sprichst und du sprichst (nicht) klar und deutlich, du erbrichst faulig, verkrustet, hässlich, was du dich weigerst in den Mund zu nehmen, obwohl es längst für s/dich spricht.
Nicht Gelebtes, Zugelassenes, Angesprochenes, Verarbeitetes verschwindet nicht, löst sich nicht in Luft auf, nur weil es nicht gelebt, zugelassen, angesprochen, verarbeitet wird. Es wird ein Haufen Frust, Enttäuschung, Aggression, Leid, eine Kruste, ein Geschwür, das mit dem Jetzt weit weniger zu tun hat als mit dem Früher, weil es eine Ansammlung aus Vergangenem ist, das sich im Jetzt ausdehnt wie ein Führer, es auf die Seite schiebt, an die Wand drückt, ihm immer weniger Platz lässt, es Stück für Stück hinunterschluckt zum nie Erledigten, das immer noch nicht erledigt ist und daher da ist und faulig ist und stinkt und das Jetzt immer mehr verschlingt, es wie ein Moor in sich hineinzieht und zersetzt, bis es selbst Moor ist und verschlingt und längst auch im Hier und Jetzt der anderen wütet, (zer)stört und (oder) völlig unangebracht wirkt, fremd, marsmännchenmäßig.
Bei mir ist es so. Vielleicht ist es bei dir auch so. Es hat wenig mit deiner jetzigen Situation zu tun. Jetzt will dir jeder helfen im Jetzt und das würde auch gehen, wenn da nicht die Schäden und das Unerledigte von früher wären, die da sind wie Geschwüre oder fehlende Beine, Altlasten, die nie saniert wurden, Schätze, die nie gehoben wurden, Verletzungen, die verheilt, aber nicht geheilt sind, wie ein gebrochenes Bein, das nicht eingerichtet wurde und das irgendwie zusammengewachsen ist, auch Chancen, die nicht genutzt, Fenster, die nicht geöffnet wurden. Und je weniger du dich mit diesem “alten Dreck” auseinander(besser wäre: zusammen)setzt, desto mehr setzt er dich auseinander und desto unrealer (besser: weniger auf das Hier und Jetzt bezogen) ist dein Verhalten und verstehen es/dich die anderen nicht, weil sie mit deinem Früher nichts zu tun haben und wir gewohnt sind Reaktionen und Verhalten der Umwelt im Gegensatz zu unseren/m eigenen wie eine Malerei zu sehen, die hier und jetzt geschieht - frische Farben auf jungfräuliches Papier. Auch wenn das lächerlich ist und völlig an der Realität vorbeigeht.
Und wenn du etwas sagst, sage ich darauf etwas, ich sage aber mit dem, was ich sage und wie ich es sage, nicht auf das etwas, was du jetzt sagst, ich sage etwas zum Ganzen, zum Jetzt und zum Früher, das zu dem geführt hat, worüber wir jetzt (nicht) reden, aber ich sage es nicht klar und deutlich, ich sage es faulig, verkrustet, hässlich, weil es das geworden ist weil nie ausgesprochen, besprochen, erledigt. Das kann ich dir aber nicht sagen, weil du es nicht hören willst und bestenfalls nur aggressiv wirst. Und so wunderst du dich über das, was ich sage und wie ich es sage, verstehst mich nicht, wie üblich, findest meine Reaktion überzogen und was ich sage meilenweit an dem vorbei, worum es in unserem Gespräch geht und so dreht es sich im Kreis und plätschert den Bach hinunter, zumindest wird es immer trüber, aussichtsloser, weil wir die Millionen von Missverständnissen und/oder unterschiedlichen Bedeutungen irgendwann nicht mehr klären können, es ist zu viel und außerdem mit der Zeit etwas anderes geworden, das Gewebe hat sich verändert. Wie meine “Lichtschäden” im Gesicht. Sie treten jetzt auf. Weil meine Haut meine Haut und also sehr empfindlich ist, ich über 50 Jahre alt bin und mein “ich muss/will so braun sein wie alle anderen” offenbar zu aggressiv für sie war. “Die Ursachen liegen 40-45 Jahre zurück”, sagt der Hautarzt. Die Wirkung ist jetzt da.
Gestern. Am Südbahnhof. Bruno. (Eintrag vom 30.05.09 Das Land der 44 Inseln) Mit seinem Dolmetsch.
Ein Missverständnis. Sehr zerknirscht. Sehr zornig. Sehr nüchtern. Wider Erwarten sehr pünktlich. Aber ohne Gepäck kann er nicht fahren. Morgen kann er fahren (sprich: heute). Morgen (sprich: heute) kann er sein Gepäck holen. Gut. Karte kaufen. Das ist gar nicht so einfach. Nein, die Reservierung für heute (sprich: gestern) kann man nicht auf morgen (sprich: heute) umschreiben lassen, das hätte man spätestens gestern (sprich: vorgestern) machen müssen, das heißt, die Reservierung für heute (sprich: gestern) in den Müll schmeißen, eine Reservierung für morgen (sprich: heute) kaufen (ja, der Zug fährt täglich, trotzdem ist Reservierungspflicht, bis Katowice ist Reservierungspflicht), eine Karte dazu (nein, er will nicht über Graz fahren, warum sollte er über Graz fahren wollen, ich habe nie gesagt, dass er über Graz fahren will, ich habe Katowice gesagt, weil die Reservierung nur bis Katowice gilt, dort muss er umsteigen, ich aber hier die Karte für die ganze Strecke lösen will, also von hier über Katowice bis Swinoujscie, unglaublich, ist das kompliziert durch dieses winzige Schalterfensterchen, dabei sprechen wir alle Deutsch und den ÖBB-Fahplanausdruck mit der Zugverbindung, für die ich eine Karte kaufen will, habe ich den beiden Damen hinter dem Fensterchen durchs Fensterchen gereicht, es dürfte also keinerlei Missverständnisse geben), Geld für Karte und Reservierung durch das “Schiebetürchen” hinein, Karte und Reservierung durch das “Schiebetürchen” heraus, beides kontrollieren, Kästchen für Kästchen, gleich noch einmal (nicht, dass der arme Mann im Irgendwo landet, nur weil drei Frauen, die die gleiche Sprache sprechen, keine Karte von Wien nach Swinoujscie zustande bringen), mit diesen heiß erkämpften Schätzen in die Information gehen, dort gibt es einen Kopierer, ich brauche eine Kopie als Beleg für die, die diese Zugkarte bezahlen, dann endlich! Bruno alles in die Hand drücken, 10 Euro für unterwegs dazudrücken, ein lachendes Gesicht genießen, an eine Brust gedrückt werden, “Du morgen kommen und winken!”, nein sagen, ich morgen (sprich: heute) nicht kommen und winken, ich von Klosterneuburg aus winken, “Dann Telefonnummer. Ich dich anrufen, wenn in Polen!” Telefonnummer aufschreiben, wieder gedrückt werden, “Du morgen kommen!”
Heute. Klosterneuburg. Ich winken …
Das Gepäck hat er geholt, das habe ich telefonisch erfragt, und dass er rechtzeitig zum Zug gegangen ist, auch. Wenn der Zug pünktlich abgefahren ist und er drinnen sitzt, ist er jetzt schon 25 Minuten unterwegs. Alles, alles Gute Bruno! Spiel in Polen ein Lied für mich, für uns! Bitte!
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in Notschlafstellen mitarbeiten, Erfahrungen, Gedanken, Fragen in dieses Blog werfen wie gewürfeltes Gemüse in einen 10 Liter-Topf (so groß sind die Töpfe für die Eintöpfe dort), dem Wort obdachlos nachgehen, aus den Notschlafstellen hinaus, das Etikett „wohnungslose Menschen“ herunterkratzen von diesem Begriff, der so riesig wie die Straße lang ist und so viele Gesichter hat wie sie, das eine oder andere entdecken, in dieses Blog werfen wie Gemüsewürfel, auf der Straße gibt es keine Topf- und keine Buchdeckel, sie ist endlos wie der Himmel, also stirbt auch die Hoffnung nie
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